Das Landgericht Frankfurt schlägt Alarm: Anwaltskanzleien setzen zunehmend auf Künstliche Intelligenz, um Massenklagen einzureichen. Im Fokus des KI-gestützten Geschäftsmodells stehen häufig Bagatellfälle wie Flugverspätungen oder Bankgebühren.
KI-Massenklagen auf dem Vormarsch
In Frankfurt steht ein neues Phänomen im Rampenlicht der Justiz: Massenklagen, die möglicherweise durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz durch Anwaltskanzleien generiert werden.
Das Landgericht Frankfurt beobachtet nach Angaben seines Präsidenten Wilhelm Wolf eine Zunahme solcher Verfahren, bei denen es meist um Bagatellfälle wie Flugverspätungen, Glücksspielgewinne oder Bankgebühren geht. Diese Klagen wiesen eine hohe Ähnlichkeit auf und erreichten eine breite Masse von Verbrauchern.
Wolf äußert den Verdacht, dass Anwaltskanzleien systematisch versuchen, mit geringem Aufwand hohe Umsätze zu erzielen. Durch den Einsatz technischer Verfahren könnten ähnliche Fälle identifiziert und den Betroffenen eine Vertretung angeboten werden. Auch wenn die Summen für den Einzelnen gering erscheinen, summiert sich der finanzielle Gewinn für die Kanzleien. Wolf sieht darin ein mögliches Geschäftsmodell. Wie genau KI-Systeme für Massenklagen eingesetzt werden, lässt er offen.
Um diesem Trend besser begegnen zu können, hofft Wolf selbst auf die Unterstützung durch IT-Systeme, die solche Verfahren identifizieren und bündeln könnten. Die Einführung der elektronischen Akte (E-Akte) sei ein erster Schritt in diese Richtung, so der Präsident des Landgerichts Frankfurt (Quelle: Hessenschau).
KI hält auch bei Windows 11 Einzug:
Gefährliche KI: ChatGPT halluziniert Gerichtsakten
Dass der Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT vor Gericht auch nach hinten losgehen kann, zeigt ein Fall aus den USA. Dort stützte sich ein Anwalt bei seiner Verteidigung kürzlich auf das Sprachmodell von OpenAI. Vor Gericht stellte sich jedoch heraus, dass ChatGPT vermeintlich echte Gerichtsakten von Fällen einfach erfunden hatte.