In mehreren Fällen sollen o2-Vertriebspartner Zustimmungen von Neukunden zur Datennutzung erschlichen haben – und das mit System. Sie werfen o2 vor, anders wirtschaftlich nicht überleben zu können. Der Mobilfunkanbieter sieht sich in keiner Schuld, doch die Vorwürfe halten sich hartnäckig.
Update vom 1. August 2021: Die Vorwürfe gegen die Praktiken in o2-Vertriebsshops hören nicht auf. Inzwischen sollen sich noch weitere Betreiber bei den Kollegen von Netzpolitik.org gemeldet haben. Auch sie berichten vom finanziellen Druck, die Quote erfüllen zu müssen. In direkt von o2 betriebenen Shops sollen die Kundendaten ebenfalls ohne Zustimmung erhoben und genutzt worden sein, so ein ehemaliger Vertriebsmitarbeiter von Telefónica/o2 (Quelle: Netzpolitik.org). Aus seiner Sicht kann jeder Angestellte und jeder Shop, der eine 100-prozentige Quote angibt, die Kunden nicht ausreichend über die Angaben zu ihrer Datennutzung informiert haben.
Originalartikel:
Miese Masche bei o2: Partnershops sollen auf Datenschutz pfeifen
Es ist wohl für viele o2-Kunden eine bittere Überraschung: Mehrere Vertriebspartner des Mobilfunkanbieters geben an, Kunden regelmäßig im Unklaren über die Nutzung ihrer Daten durch o2 zu lassen – oder dem Konzern sogar ohne Wissen der Kundinnen und Kunden umfassende Rechte zur Datennutzung einzuräumen (Quelle: Netzpolitik.org).
Wie das korrekt ablaufen sollte, kennen inzwischen viele Menschen aus dem Internet: Auf praktisch jeder Webseite wird immer wieder die Erlaubnis zum Erheben und Nutzen von Daten abgefragt. Dieser Standard sollte auch vor Ort oder am Telefon beim Vertragsabschluss gelten. Wie Netzpolitik – ein Online-Portal über Digitalisierung, Politik und Gesellschaft – berichtet, ist das aber oft nicht der Fall. Sowohl Kunden als auch Shop-Betreiber sollen das bestätigt haben.
Ein Vorgehen, das nicht mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar wäre. Die Vertriebspartner von o2 geben an, es sei für sie aber wirtschaftlich notwendig. Sie kreiden o2 an, das Unternehmen würde Quoten an Vertragsabschlüssen unter anderem beim Mobilfunk fordern, bei denen die volle Datennutzungserlaubnis vorliege. Bis zu neun unterschiedlichen Punkten müsste jeder Kunde dafür einzeln zustimmen. Liege die Zustimmung nicht vor, brächen bis zu 25 Prozent der Einnahmen weg, so ein Shop-Betreiber. Man fühle sich gezwungen, sie mit allen Mitteln zu erhalten.
o2 sieht Vertriebspartner in der Pflicht
o2 erklärt auf unsere Nachfrage hin, die Partnershops seien gesetzlich verpflichtet, das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Kunden zu respektieren. „Telefónica Deutschland hält sich stets an alle gesetzlichen und datenschutzrechtlichen Vorgaben.“ Dafür sorge man auch bei Partnershops unter anderem durch regelmäßige Überprüfungen. Sollten o2 Verstöße bekannt werden, ahnde man diese. Zudem würden entsprechende Provisionen „bei der Ermittlung der monatlichen Zahlungen an den jeweiligen Vertriebspartner nur einen sehr geringen Teil“ ausmachen, so Telefónica/o2.
Laut Netzpolitik sollen die Vorfälle beim Bundesbeauftragten für Datenschutz bereits Thema sein. Demnach heißt es aus der Behörde, man kenne die Vorwürfe und prüfe den Fall – Standardvorgehen, wenn etwaige Datenverstöße gemeldet werden. o2 erklärt, das man gegebenenfalls eng mit den zuständigen Behörden zusammenarbeite. Derzeit seien dem Unternehmen aber keine Verstöße bekannt.
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Was o2-Kunden tun können
Ob unwissentlich oder nicht, Einwilligungen in die Nutzung von Daten können für Kunden etwa dazu führen, dass ihr Provider auf verschiedenen Wegen Kontakt aufnehmen kann, beispielsweise um zu werben oder für Marktforschungszwecke. o2 hebt jedoch die Vorteile hervor: So könne man Kunden beispielsweise individuell passende Angebote machen oder über neue Produkte informieren.
Wer das nicht will, kann die Einverständniserklärungen zur Datennutzung jederzeit widerrufen. Dazu nutzen o2-Kunden das Portal „mein o2“ oder die mein-o2-App. Beim Konkurrenten Vodafone hatte es kürzlich Vorfälle mit Partnershops gegeben, weshalb Vodafone derzeit gegen mehrere Vertriebspartner vorgeht.