Netflix hat es schon wieder getan und den jüngsten Hoffnungsschimmer im Streaming-Portfolio schachmatt gesetzt. Nicht das erste und nicht das letzte Mal, so viel steht fest. Bei mir und anderen Kundinnen und Kunden hat Netflix damit nun aber endgültig das Vertrauen verspielt – nur noch eine Regel gilt für mich. Die verrate ich jetzt in der aktuellen Wochenend-Kolumne.
Glücklicherweise hatte ich noch nicht angefangen zu schauen, andere Zeitgenossen in der Redaktion hingegen hatten sich schon teilweise auf „1899“ eingelassen und die ersten Folgen der Mystery-Serie von den Dark-Machern auf Netflix angeschaut. Ausgelegt auf drei Staffeln ist jetzt aber schon Schluss – Cliffhanger inklusive.
Netflix macht Schluss: Zu mehr als einer Staffel reicht es meist nicht
Bedeutet natürlich für mich, dass ich „1899“ gleich wieder aus meinem Gedächtnis löschen und vergessen kann. Doch diese „Karteileiche“ wird wohl noch die nächsten Jahre bei Netflix herumvegetieren und arglose Zuschauer früher oder später aufgrund des Algorithmus foppen. Eigentlich müssten derartige Luftnummern bei Netflix künftig mit einer dicken Warnung versehen werden: „Achtung nicht anschauen! Bei „xyz“ handelte es sich um einen Serien-Versuch, der aufgrund unserer Mutlosigkeit und anderer hier nicht genannter Gründe vorzeitig beendet wurde. Bitte gehen sie weiter, hier gibt es nichts mehr zu sehen.“
Tja, sah gut aus und muss sich dennoch schon jetzt verabschieden:
Stattdessen wird es immer wieder solche Serien bei Netflix und Co. geben, die mit offenem Ende einfach fallengelassen werden. Jeder, der sich die anschaut, hat letztlich das Gefühl, Lebenszeit verschenkt zu haben.
Vor allem im Fall von „1899“ ist die Absage von Netflix unverständlich. Gute Kritiken, vertreten in den Charts und doch reicht es nicht für eine Fortsetzung oder wenigstens für ein richtiges Ende. Dabei müsste Netflix gar nicht so penibel auf die „Einschaltquoten“ achten. Streaming-Dienste erhalten von ihren Kunden bekanntlich einen monatlichen Obolus. Mit diesen Beträgen könnten die Betreiber dann mehr oder weniger fest rechnen und müssen nicht unmittelbar auf die Werbewirtschaft hören – Pay-TV halt. Doch auch Netflix und Co. wollen verstärkt den Mainstream bedienen. Kein Wunder, dass auch dort immer mehr billiger Reality-Dreck produziert wird – Netflix verkommt zu RTL und Co. Na schönen Dank, aber auch.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Der notwendige Umkehrschluss: Neue Netflix-Serien nicht sofort schauen
Für mich gilt daher ab sofort: Neue Serien schaue ich nur noch, wenn die Fortsetzung schon in trockenen Tüchern ist. Der Vertrauensvorschuss gegenüber Netflix ist bei mir nämlich gänzlich aufgebraucht. Auf Experimente habe ich keine Lust mehr. Immerhin gehöre ich mit meinen 46 Jahren nicht mehr zu den jungen Hüpfern und jeder Atemzug könnte mein Letzter sein. Verständlich, dass ich dann auch gerne das Ende einer Geschichte irgendwann mal erfahren würde.
Gut oder nicht? Dieser Netflix-Trick hilft:
Übrigens: Da ich wahrscheinlich nicht der einzige Kunde bin, der aktuell oder in Zukunft derart handelt, dürfte der vermutlich kurzfristige Blick von Netflix auf neue Serien vollends keine Aussagekraft mehr haben. Netflix muss dann „Erfolg“ gänzlich neu interpretieren, möchte man nicht nur billigste Unterhaltung produzieren und zu einer Karikatur des Privatfernsehens verkommen – meine Meinung.