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Netflix macht sich ein – aus gutem Grund

Netflix ist nicht allein im Streaming-Markt. (© IMAGO / SOPA Images)
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Bei Netflix geht die Angst um, selbst verschuldet, wenn ihr meine Meinung hören wollt. Da werden die Preise gefühlt jährlich erhöht, die Nutzerinnen und Nutzer überall gegängelt und dann erdreistet man sich jüngst doch tatsächlich, sich über die wieder aufkommende Videopiraterie zu beschweren. Geht's noch?

Ein Kommentar von Sven Kaulfuss.

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Streaming-Dienste – Netflix ganz vorn mit dabei – galten als erfolgreiche Alternative zur Videopiraterie. Nutzerinnen und Nutzer zahlten ein vergleichsweise günstiges monatliches Entgelt und konnten dafür auf einen riesigen Fundus von Serien und Filmen zugreifen. Wer sparen wollte, teilte sich das Passwort mit Freunden und der Familie und per VPN holte man sich den Netflix-Katalog aus anderen Ländern auf den deutschen TV.

Netflix wird unattraktiver, es locken jetzt wieder die Früchte der Piraten

Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Die Preise der Streaming-Anbieter steigen allerorten – immer mehr Geld wollen die Anbieter. Amazon ging zuletzt gar zur „Schutzgelderpressung“ über und verlangt für ein werbefreies Streaming-Vergnügen eine monatliche Extra-Zahlung. Überhaupt: Werbung! Früher undenkbar, heute bei allen Anbietern im günstigsten Abo üblich und unvermeidbar. Holte man sich früher nicht mal Netflix und Co., um der Werbeflut des Privatfernsehens zu entfliehen?

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Die Netflix-Highlights des Jahres 2024 wollen bezahlt sein:

NEXT ON NETFLIX 2024: The Series & Films Preview

Auch muss ein jeder nun selber zahlen und die Weitergabe des Passworts ist weder geduldet noch erwünscht. Wer sich daran nicht hält, der muss eine weitere Gebühr akzeptieren oder wird ausgesperrt. Netflix macht es vor, Disney+ wird in diesem Jahr noch folgen.

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Da verwundet es nicht wirklich, dass die Videopiraterie zuletzt nach Jahren der Abstinenz wieder an Fahrt aufnimmt. Auch Netflix kann dies nicht ignorieren und sieht in der Piraterie eine große Gefahr fürs eigene Geschäftsmodell (Quelle: Netflix, Form-10-K-Report via Netzwelt).

Zitat: „Zu den verschiedenen Wirtschaftsmodellen gehören Abonnement-, Transaktions-, werbegestützte und auf Piraterie basierende Modelle. Alle diese Modelle haben das Potenzial, bedeutende Segmente des Unterhaltungsvideomarktes zu erobern. Die Piraterie droht auch unserem Geschäft zu schaden, da ihr grundlegendes Angebot für die Verbraucher so überzeugend und schwer zu konkurrieren ist: praktisch alle Inhalte sind kostenlos.“

Einen Lösungsansatz dagegen hat Netflix derzeit nicht beziehungsweise erwähnt diesen im zitierten Report nicht. Hingegen attestiert der Streaming-Anbieter der Piraterie ein rasches weltweites Wachstum und sieht darin wie schon erwähnt, eine zunehmende und ernste Gefahr. Immerhin scheint der Weg der Erkenntnis bei Netflix noch nicht gänzlich verstellt.

Doch zieht man daraus die richtigen Schlüsse? Aktuell jedenfalls nicht, denn von Preissenkungen und einer Entspannung bei der Gängelung der Nutzer hat man noch nichts gehört. Stattdessen investiert man jetzt in Live-Veranstaltungen und sichert sich beispielsweise für 5 Milliarden US-Dollar die Exklusivrechte an der Wrestling-Liga WWE. Derartige Live-Inhalte lassen sich bekanntlich weniger leicht kopieren.

Zurück zum Wichtigen!

Wenig verwunderlich findet sich im Report daher auch kein Wort zur Schuldfrage. Netflix erkennt zwar die Gefahr, sucht die Antworten darauf aber nicht unbedingt bei sich selbst. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. So einfach macht man sich die Welt und verschließt die Augen. Über Jahre konnte die Piraterie erfolgreich in ihre Schranken verwiesen werden. Doch Netflix braucht immer mehr Geld für den Schwall an Inhalten, die nicht immer erstklassig sind.

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Der Wachstumsdruck sitzt im Nacken, die Konkurrenz sowieso. Da vergisst man schnell, warum man einst beliebt war und weshalb sich diese Zuneigung nun auf dem Rückzug befindet.

Aktuell scheint die Rechnung für Netflix noch aufzugehen, doch die Piraterie richtete schon einmal eine ganze Branche fast zugrunde – alles nur eine Frage der Zeit. Hoffentlich erkennt Netflix das Problem rechtzeitig und kehrt wieder zu den ursprünglichen Werten zurück. Es ist sicherlich besser, ein Teil der Lösung als nur des Problems zu sein.

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