Amazon hat sich in der Vergangenheit verpflichtet, im Versandbereich auf eigene Klimaziele bis 2030 zu achten. Nun hat der Händler dieses Vorhaben offiziell gestrichen. Aber sein Klimaversprechen will Amazon dennoch einhalten.
Amazon: „Shipment Zero“ bis 2030 wird nicht erreicht
Anfang 2019 veröffentlichte Dave Clark, Amazons damaliger Senior Vice President for Worldwide Operations, das Klima-Versprechen „Shipment Zero“ (Quelle: Aboutamazon.de). Darin wurde festgehalten, dass sich bis 2030 Amazon mit verschiedenen Initiativen für Nachhaltigkeit engagieren will: Verstärkung der Kreislaufwirtschaft, CO₂-neutrale Auslieferung von 50 Prozent der Sendungen, Verbesserung der Verpackungen, Ausbau von Solaranlagen sowie von Solar- und Windparks und so weiter. Das Ziel war ganz klar die Kosten für die Umwelt gering zu halten, aber den Fokus auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zu verlieren.
Nun, 4 Jahre später, rudert Amazon zurück. In einem öffentlichen Statement gibt der Konzern an, dass die Verfolgung dieser Ziele keinen Sinn mehr ergebe: „Als wir unsere Arbeit im Rahmen des Climate Pledge untersuchten, wurde uns klar, dass ein separates und enger gefasstes 'Shipment Zero‘-Ziel, das sich nur auf einen Teil unseres Unternehmens bezog, nicht mehr sinnvoll war, weshalb wir beschlossen haben, es abzuschaffen. Wir haben Shipment Zero als Ziel festgelegt, bevor wir unser Engagement für The Climate Pledge bekannt gegeben haben, das ein umfassenderes Bestreben ist, Innovation und Dekarbonisierung in unserem gesamten Unternehmen voranzutreiben.“
„The Climate Pledge“ wurde 2019 von Amazon und Global Optimism ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich laut der Website um die „Verpflichtung, den CO₂-Nettoausstoß bis 2040 auf null zu reduzieren.“ Um das zu erreichen, arbeiten weltweit über 300 Unternehmen zusammen.
Mitarbeitende fordern: Amazon braucht echte Klima-Pläne
In seinem Statement erklärt das Unternehmen dennoch, dass von Bestrebungen für mehr Klimaschutz nicht Abstand genommen wird: „Wir konzentrieren uns weiterhin auf The Climate Pledge und unser Ziel, bis zum Jahr 2040 in unserem gesamten Unternehmen kohlenstofffrei zu werden. Dazu gehört unter anderem die Versorgung unseres Unternehmens mit 100 Prozent erneuerbaren Energien, die Umstellung und Dekarbonisierung unseres Transportnetzes mit Elektrofahrzeugen und alternativen Kraftstoffen, die Verwendung nachhaltigerer Baumaterialien und die Reduzierung von Verpackungsabfällen.“
Dennoch erntet Amazon für seine Entscheidung Kritik. Auf Twitter hebt der Journalist Will Evans hervor, dass jeder Schritt in Richtung Klimaschutz sinnvoll ist und gerade „konkrete Zwischenziele in einer Welt der vagen Versprechungen von entscheidender Bedeutung sind.“
Zusätzlich macht Evans auf die Amazon-Mitarbeitenden aufmerksam, die auf Twitter nicht nur das Klima-Versprechen des Unternehmens kritisieren: „Amazon muss mit einer sich verändernden Welt Schritt halten. Um einen vielfältigen, erstklassigen Arbeitsplatz zu schaffen, brauchen wir echte Pläne zur Bewältigung unserer Klimaauswirkungen und flexible Arbeitsmöglichkeiten.“
In seinem Artikel zeigt Will Evans außerdem, „wie Amazon seinen CO₂-Fußabdruck drastisch unterschätzt“ (so der Titel des Artikels auf Reveal). Beispielsweise werden nur die Klimaauswirkungen der Produkte berücksichtigt, die ein Amazon-Label besitzen. Zusätzlich hält sich das Unternehmen bezüglich der eigenen CO₂-Bilanz bedeckt. Die Klima-Vorreiterrolle, die das Unternehmen noch vor wenigen Jahren einnehmen wollte, wird somit auch für Verbraucherinnen und Verbraucher immer unglaubwürdiger.