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Nichts für Angsthasen: Dieses Horrorspiel hat mich fast gebrochen

Würde ich es schaffen meinen Endgegner Outlast zu besiegen? Diese Frage stellte ich mir vor einigen Jahren. (© Red Barrels, GIGA)
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Ich hegte schon immer eine Faszination für Horror, hatte allerdings nie den Mut, mich dem Grauen in Videospielen zu stellen. Ein ganz berühmter Vertreter und eine starke Gemeinschaft haben das – und am Ende auch mich – für immer verändert.

Horror: Zwischen Faszination und Angst

Ich war schon immer ein sehr ängstlicher Mensch. Alleine im Dunkeln in die untere Etage des Hauses? Vergiss es! Ein Horrorspiel gar selbst spielen? Hier, nimm du den Controller!

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Dennoch faszinierten mich Horror und Grusel. Als ich noch ein Kind war, schaute ich – wahrscheinlich viel zu früh – dabei zu, wie mein Bruder Spiele wie Resident Evil 2 oder andere Schocker zockte. Gespannt folgte ich der Story und beäugte die furchteinflößenden Zombies.

Mein Konsum von Horrorspielen glich also eher dem Schauen eines Films. Das Schauen von Horrorfilmen oder Horrorspielen bedeutet zwar auch eine Zerreißprobe für mich, aber ich wäre ihnen nie ausgewichen.

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Was aber war am Selberspielen so viel schlimmer für mich?

Der Unterschied liegt wohl darin, dass das Zocken von Horrorspielen eben mehr als bloß die Reaktion auf das Erlebte erfordert. Nach einem Schreck gibt ein Film euch Zeit, euch von dem Schock zu erholen.

Ein Spiel ist da meist nicht so gnädig, es fordert euch nach einem Schreckmoment zusätzlich dazu auf, zu agieren oder aktiv zu handeln. Nehmt die Beine in die Hand und lauft, holt die Waffe raus und schießt oder erstarrt wie ein Reh im Scheinwerferlicht und sterbt. Ich gehörte der letzten Kategorie an. In Schreckmomenten erlaubte mir mein Körper nichts anderes als zu verharren. Fatal in Videospielen.

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Diese Herausforderung galt es für mich zu meistern. Stelle dich der Angst und wehre dich! Und das tat ich.

Hier könnt ihr eure Erinnerungen an Outlast auffrischen:

Ich wurde zu Outlast gezwungen

In meinen Livestreams auf Twitch traute ich mich, besonders motiviert durch die Zuschauer, an seichte Horrorspiele, wie das zunächst niedlich erscheinende Spooky's Jump Scare Mansion (bei Steam anschauen). Ein Horrorspiel in einem Livestream mit Zuschauern zu erleben, bereitete mir so große Freude, dass mein Verlangen nach Horrorspielen geweckt war. Diese erste genommene Hürde schenkte mir außerdem den Mut, den der nächste Gegner mir abverlangen sollte.

Durch die Ermutigung – ich nenne es scherzhaft Nötigung – meiner Zuschauer, habe ich mich schließlich auf Outlast eingelassen. Outlast war ein Spiel, welches mir besonders durch das Szenario, die Spielmechanik, die Geschichte und den Grafikstil so viel Angst einflößte, dass ich es nie anpacken wollte. Quasi meine Nemesis der Horrorspiele. Das Spiel mit der Hilflosigkeit, was in diesem Beispiel vorherrschend ist, löste bei mir extreme Emotionen aus.

Und ich sollte leiden, während ich diesen persönlichen Endgegner zu besiegen versuchte – meine Panik war besonders zu Anfang des Spiels unverkennbar:

Die Verniedlichung des Hauptverfolgers durch den Namen Rainer half sicherlich auch, mein Gemüt zu beruhigen und die Panik zu mildern. So baute ich mir viele kleine emotionale Brücken, um dem Spiel den Schrecken zu nehmen.

Ein weiterer wichtiger Faktor dafür waren meine treuen Zuschauer, die mir Mut zusprachen, mit mir lachten, wenn ich unkontrolliert hysterisch schrie oder mit denen ich etliche Insider kreierte, um Outlast nach und nach lieben zu lernen.

Ich machte eine wirklich verblüffende Feststellung, während ich in einer typischen Verfolgungssequenz in den verdammten Gängen der Mount Massive Heilanstalt um mein virtuelles Leben rannte. In einem bestimmten Areal brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit, den rettenden Ausgang zu finden.

Erst als ein Zuschauer schrieb: „Du musst dahin, wo das Licht ist, das ist in Horrorspielen immer so“, verstand ich dieses Stilmittel. Ich begriff zudem, dass ich die typischen Instinkte, die ein Spieler in Horrorspielen entwickelt, offenbar nicht durch das Zuschauen erlernt hatte.

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Outlast ist nichts für schwache Nerven – das Spiel traf oft das Verletzlichste in mir.
Outlast ist nichts für schwache Nerven – das Spiel traf oft das Verletzlichste in mir.

So kämpfte ich mich Livestream-Sitzung um Livestream-Sitzung durch den faszinierenden Feind, den ich viele Jahre gefürchtet hatte – und besiegte ihn schließlich. Wie sich zeigen sollte, bedeutete es mehr für mich, als nur ein Horrorspiel beendet zu haben.

Der neuste Outlast-Ableger – The Outlast Trials (bei Steam ansehen) – ist erstmalig eine Multiplayer-Erfahrung:

The Outlast Trials

The Outlast Trials

Red Barrels

Die Angst hat sich aufgelöst

Was sich bei mir einstellte, als der Abspann von Outlast über den Bildschirm flimmerte, werde ich nie vergessen. Ich fühlte mich unbesiegbar. Ich hatte vollbracht, was ich mir nie zugetraut hätte und erhielt damit eine ungeahnte Zuversicht. Ohne die Unterstützung meiner Zuschauer, die mich bestärkten, unterstützten, ablenkten und beruhigten, hätte ich es wohl nie geschafft.

Nach nun mehr einigen Jahren, die ich Outlast gemeistert hinter mir gelassen habe, merke ich immer noch, wie mich dieses Spiel gegenüber dem Horror abgehärtet hat. Wenn mich Leute fragen, warum ich bestimmte Situationen nicht gruselig finde, sage ich noch heute scherzhaft: „Ach, ich habe Outlast überstanden, das hier ist nichts dagegen.“

Ich möchte euch ans Herz legen, euch eurer Angst zu stellen. So abgedroschen es klingt: Der Weg aus der Angst führt oftmals durch sie hindurch. Dies lässt sich auch hervorragend auf andere Lebensbereiche übertragen und diese Erfahrung hat mich in so mancher Hinsicht geformt und ist ein kleines Puzzlestück im Kampf gegen meine Ängste. Mein Kollege Daniel Hartmann hat übrigens Ähnliches mit Dead Space durch.

Faszination brachte mich zum Horror, die Angst hat mich aufgehalten, ihn in neuen Dimensionen zu erfahren. Hartnäckige Menschen haben dafür gesorgt, dass ich mich dieser Angst stelle – und ich bin dankbar dafür. Jetzt muss ich nicht mehr diejenige sein, die Horror durch die Finger vor ihrem Gesicht betrachtet, sondern ich erlebe ihn aus einem völlig neuen Blickwinkel.

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