Nintendo schwimmt auf einer Erfolgswelle: Die Switch hat sich zum Kassenschlager entwickelt und knackt einen Verkaufsrekord nach dem anderen. Trotzdem liegt die Zukunft des Traditionsherstellers woanders. Nintendo muss aus dem Konsolengeschäft aussteigen.
Die Erfolgsgeschichte von Nintendo ist eng verbunden mit dem Bau eigener Konsolen. Ob Nintendo DS, Wii oder zuletzt der Switch: Immer wieder hat es der Konzern geschafft, mit innovativer Hardware auch neue Spielerlebnisse zu kreieren und sich so gegenüber der Konkurrenz abzusetzen. Da erscheint die Forderung, die Japaner sollen sich komplett aus dem Konsolengeschäft herausziehen, geradezu lachhaft. Doch in jedem guten Witz steckt ein Fünkchen Wahrheit – und hier ein echtes Feuerwerk.
Nintendo und Disney: Zwei ungewöhnliche Zwillinge
Neben eigener Hardware fußt Nintendos anhaltender Erfolg in der Videospielindustrie vor allem auf zwei Säulen: Nostalgie und einer starken Marke. Damit ähnelt das Unternehmen auf frappierende Art und Weise einem anderen Giganten der Unterhaltungsbranche: Disney. Ein Blick auf den Micky-Maus-Konzern zeigt dann auch, wo für Nintendo die Zukunft liegen könnte.
Mit dem Streaming-Service Disney+ hat man dort das kleine Wunder vollbracht, in rund einem Jahr knapp 87 Millionen Abonnenten zu gewinnen und so Netflix ordentlich einzuheizen. Der Erfolg kommt insbesondere von Disneys gigantischem Inhalte-Katalog, der jung und alt gleichermaßen anspricht und von aktuellen Star-Wars-Filmen bis hin zu Zeichentrick-Klassikern reicht. Und wer hat noch einen gigantischen Inhalte-Katalog? Richtig: Nintendo.
Dieses Zubehör braucht jede Switch:
Nintendos Zukunft liegt im Game-Streaming
Nintendo sollte es Disney+ also gleichtun und ebenfalls einen Streaming-Service aufbauen – nur eben mit Videospielen. Dass die Reise ohnehin dort hingeht, zeigen Google Stadia, Microsoft xCloud oder auch Amazons Luma. Cloud-Gaming ist die Zukunft der Videospielbranche, daran gibt es keinen Zweifel. Die aktuell größten Hürden liegen in der Geschwindigkeit der Internetanschlüsse, die zügig genug sein müssen, um 4K-Grafik und kompetitives Gaming zu ermöglichen. Diese Probleme hätte ein Game-Streaming-Service von Nintendo jedoch nicht: Alte Mario- oder Zelda-Spiele werden eben nicht in 4K gezockt und auch nicht als Mehrspielervariante.
1983 hat Nintendo seine erste „echte“ Konsole vorgestellt. Das sind beinahe 40 Jahre an Videospiel-Klassikern, die für NES, N64, DS, Wii und Co. entwickelt wurden. Kein anderer Hersteller kommt auch nur ansatzweise an den Inhalte-Katalog von Nintendo heran. Millionen Menschen würden ohne zu zögern monatlich 9,99 Euro oder sogar noch mehr zahlen, um jederzeit ihre Lieblingsspiele aus der Kindheit und auch neue Nintendo-Games spielen zu können. Nintendo muss sich nur trauen und einen Schlussstrich unter das eigene Konsolengeschäft ziehen.