Für ein neues Elektroauto müssen Käuferinnen und Käufer oft tief in die Tasche greifen. Aber muss das sein? Hat die Industrie bisher kaum Anlass zur Hoffnung gegeben, dass bald auch E-Autos erschwinglicher werden, wandelt sich nun der Ton. Geiz beim Autokauf steigt wieder im Stellenwert.
Gute Zeichen für E-Auto-Käufer? Preise können nicht ewig steigen
E-Autos sind teurer als Verbrenner – inzwischen schon fast eine Binsenweisheit, an der aber bisher kaum zu rütteln ist. Die Elektroautos kosten in der Produktion mehr und damit auch den Endkunden als vergleichbare Verbrenner. Das kann so nicht bleiben, wenn die Stromer langfristig übernehmen sollen – und das wird es wohl auch nicht, wie sich jetzt bereits an einigen Stellen andeutet.
Den Beweis, dass es Top-Werte bei E-Autos auch für zumindest kleineres Geld gibt, tritt derzeit beispielsweise Hyundai an. Der südkoreanische Autobauer hat jetzt den Preis der Basis-Version für sein nächstes Elektroauto, den Ioniq 6, verraten. Die stromlinienförmige E-Limousine wird in Deutschland ab 43.900 Euro zu haben sein. Natürlich gibt es günstigere Stromer, doch Hyundai will mit dem Ioniq 6 ein Stück weit Grenzen verschieben.
Einen geringeren cW-Wert findet man etwa praktisch nur bei absoluten High-End-Modellen wie dem Mercedes EQS. Wie gut die Assistenzsysteme von Hyundai arbeiten werden, muss sich noch zeigen. Der Konzernbruder EV6 von Kia lässt aber viel erwarten. So gilt der neuen Elektro-Hyundai vor allem als starker Herausforderer für das Tesla Model S – nur eben zum deutlich geringeren Kaufpreis. Tesla hat sich mit seinen Zusatzprogrammen nicht immer den besten Ruf erworben.
China-Marken setzten BMW und Co. mit E-Autos unter Druck
Damit kommt neuer Druck für die deutschen Premiumhersteller schonmal aus Richtung Osten. Doch das ist nicht alles. Die chinesischen Hersteller positionieren sich einer Umfrage zufolge bereits bei Kunden als mögliche Alternative zu BMW, Mercedes und Audi. Ein gutes Viertel der zahlungsfreudigen Kundschaft könnte sich vorstellen, beispielsweise auch bei BYD oder Nio fündig zu werden – und das obwohl die jungen chinesischen E-Auto-Marken hier im Bekanntheitsgrad noch sehr weit hinten liegen.
Ob sie allerdings Preisdruck bei den großen deutschen Marken aufbauen, bleibt abzuwarten. Bisher bringen auch die Chinesen erstmal teurere Modelle nach Europa. Sollte sich herausstellen, dass das auf Dauer nicht klappt, könnten die Preise für manche chinesische Marken nachgeben.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität so getan?
Mercedes jedenfalls wird den Kunden in Zukunft eher weniger entgegenkommen. Erst vor kurzem haben die Stuttgarter öffentlich gemacht, dass man sich verstärkt auf das Premiumsegment konzentrieren wird. Anders sieht es beim Münchner Konkurrenten aus. BMW-Chef Oliver Zipse will das „untere Marktsegment“ nicht aufgeben. Die Bayern wollen in Zukunft wieder erschwinglichere Elektroautos bauen. Außerdem können die Fahrzeuge von BMW Kunden nachhaltig überzeugen. Die Marke in blau-weiß wird unter den deutschen Autoherstellern am häufigsten weiterempfohlen – ein echtes Gütesiegel.
Auch bei Volkswagen mehren sich die Zeichen, dass die Preise nicht ewig klettern werden. Markenchef Thomas Schäfer zufolge könnte man den Golf noch viele Jahre weiterlaufen lassen – als neues Modell in der ID-Reihe und preislich voraussichtlich günstiger als den ID.3. Der Deutschen liebstes Auto könnte damit dauerhaft zum E-Auto werden.
Wenn E-Autos endlich günstiger werden als Verbrenner, ist eine wichtige Hürde genommen:
E-Auto-Preise: Gericht will Chaos ein Ende setzen
Wenn dann noch die Händler für Klarheit sorgen, welche Preise E-Auto-Käufer wirklich zahlen müssen, steht einer entspannten Kaufentscheidung aus Sicht der geneigten Kundschaft eigentlich nichts mehr im Wege. Genau diese Entscheidung hat kürzlich das Leipziger Landgericht angestoßen: Kunden müssen sich auf Preisangaben verlassen können. Die Händler dürfen nicht mit abgezogenem Umweltbonus werben, um so die Preise aufzuhübschen.