Mit seinem unpopulären Werbe-Downgrade will Amazon Prime Video noch mehr Geld aus seinen Abonnenten herausholen. Damit beweist das Unternehmen, dass Streaming vor einer äußerst düsteren Zukunft steht.
Ein Kommentar von Gregor Elsholz
Nach einigen Wochen mit Werbung beim Streamen von Amazon Prime gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass die Werbeeinblendungen nicht der Streaming-Weltuntergang sind. Die schlechte Nachricht ist, dass sich dieser nun deutlicher als je zuvor abzeichnet.
Die Werbung bei Amazons Streaming-Dienst ist aktuell tatsächlich relativ limitiert – es ist eine Zeit lang leicht, das Ärgernis zu verdrängen und sich in Sicherheit zu wiegen, doch irgendwann wird jede Binge-Session durch einen nervigen Clip gestört. Wie diese unangenehmen Schmerzen im Rücken, die nach dem Waschmaschinentragen beim letzten Umzug einfach nicht mehr verschwinden wollen. Für eine Weile lassen sie sich dank Schmerzmitteln ignorieren, aber irgendwann muss man eben doch zum Arzt – und dort wartet keine schöne Diagnose.
In unserem Video zeigen wir euch, wie ihr beim Streaming Geld sparen könnt:
Amazon Prime Video liefert gute Argumente gegen Streaming
Seit dem 29. Januar 2024 verlangt Amazon von Kunden 2,99 Euro extra, wenn sie auf Werbung verzichten wollen. Alleine das hat Abonnenten verständlicherweise bereits auf die Palme gebracht, doch zusätzlich entschied sich Amazon auch noch dazu, klammheimlich Dolby Vision und Dolby Atmos hinter der neuen Paywall zu verstecken. Ziemlich mutig für einen Streaming-Dienst, der der Konkurrenz in Sachen Benutzeroberfläche und -freundlichkeit ohnehin schon hinterherhinkt.
Manche mögen vielleicht über das drastische Downgrade hinwegsehen können, doch es ist viel mehr als nur ein einmaliger Schritt in die falsche Richtung. Es zeigt, wie Amazon genauso wie die Streaming-Konkurrenz von Disney und Netflix nach Jahren wilder Investitionen die ausufernde Rechnung in die Hände der Abonnenten legt.
Netflix, Disney+ & Amazon: Der Anfang vom Ende
Nach einer vielversprechenden Phase mit bezahlbaren Abos, nutzerfreundlichen Mitgliederoptionen und interessanten Eigenproduktionen hat sich die florierende Streaming-Landschaft in den letzten Monaten zu einer Wüste gewandelt, in der Kunden jeden Schluck Brackwasser mit Gold aufwiegen sollen. Die Dienste investieren in gigantische Flops, werden teurer, schalten Werbung und bieten bei steigenden Preisen und weniger Komfort keinen Mehrwert.
Das System, das sich die Unternehmen selbst geschaffen haben, kennt keinen Weg aus dieser Spirale heraus. Amazons Werbe-Abo-Skandal ist nicht der Endpunkt dieser Entwicklung, sondern nur ein deprimierender Zwischenschritt. Die nächste Preiserhöhung kommt garantiert, ebenso wie die Ankündigung, dass ab sofort ein paar mehr Werbeclips pro 20-Minuten-Folge eingeblendet werden, bis irgendwann Zustände wie im US-amerikanischen Fernsehen erreicht sind, wo es Werbung mit ein bisschen Serie garniert gibt.
Je nach Typ ist dann früher oder später die Schmerzgrenze erreicht und Heilmittel werden verschrieben – eine Mischung aus Kündigungen, monatlich begrenzten und wechselnden Abos sowie eine Rückkehr zu physischen Datenträgern scheint mir persönlich aktuell die beste Medizin zu sein.
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