Seit Ende 2022 müsste 1&1 das eigene 5G-Netz am Start haben. Doch der neue Netzanbieter hat noch immer massive Probleme und will den Schaden klein halten. Dabei soll die Konkurrenz mit anpacken: 1&1 will in die Netze von Telekom, Vodafone und o2. Doch die machen da nicht mit.
1&1 will Netzöffnung erzwingen: o2, Vodafone & Telekom stellen sich quer
Einzige Ausnahme ist o2, mit denen 1&1 bereits eine Roaming-Vereinbarung geschlossen hat. Wenn nach aktuellem Plan das 5G-Netz von 1&1 im September an den Start geht, wechseln Kunden ins 4G-Netz von o2, wo 1&1 noch keine Abdeckung bietet. Doch dabei soll es nicht bleiben: 1&1 hat einen Antrag auf nationales Roaming bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) gestellt.
Geht der durch, müssten alle Betreiber die Konkurrenz in ihre Netze lassen. 1&1 bekäme auf einen Schlag zum noch kaum aufgebauten eigenen 5G-Netz Zugriff auf die bereits gut ausgebauten Netzte von Telekom, Vodafone und Telefónica/o2 – und nicht nur auf die 4G-Architektur. Der Vorstoß kommt bei den Konkurrenten gar nicht gut an.
„Das ist unverschämt und aus unserer Sicht völlig unhaltbar“, erklärte etwa o2-Chef Markus Haas (Quelle: dpa via Süddeutsche Zeitung). o2 will zwar am bisherigen Roaming-Vertrag mit 1&1 festhalten. Die Fremdnutzung der Netze müsse aber weiter über Verträge zwischen den Konkurrenten geregelt werden. 1&1 hingegen will mit Hilfe der BNEtzA den Zugang erzwingen.
1&1 erhofft sich von dem Schritt bessere Chancen, während das eigene 5G-Netz noch nicht konkurrenzfähig ist. So könne das Unternehmen „als vierter Netzbetreiber Chancengleichheit mit den etablierten Betreibern von Mobilfunknetzen“ erhalten, erklärt eine 1&1-Sprecherin.
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Haas hingegen meint, 1&1 müsse sich zusammenreißen „und nicht immer jammern und den Regulierer um Hilfe bitten“. Mit der Ablehnung einer Roaming-Pflicht ist der o2-Chef nicht allein. Von Vodafone heißt es etwas umgänglicher: „Wir haben den Antrag mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen“, während ein Telekom-Sprecher die Forderung von 1&1 schlicht als „absurd“ abkanzelt.
1&1 muss liefern: Netzaufbau kann nicht so schleppend weitergehen
Auch Torsten Gerpott, Experte für Telekommunikationswirtschaft der Universität Duisburg Essen, sieht wenig Chancen für 1&1. „Irgendwann müssen sie zu Potte kommen, sie können nicht ewig nur auf National Roaming setzen.“
Für Verbraucher könnte die Öffnung viele Vorteile haben. Schließlich würden automatisch die Netze anderer Provider greifen, wenn der eigene an einem Ort mal ein Funkloch hat. Dass es dazu kommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Entscheidung der BNetzA steht noch aus. Für die verfehlten Ausbauziele stehen zudem noch Strafen in Millionenhöhe im Raum, die 1&1 aufgebrummt werden könnten.