Wer sich heutzutage einen neuen Fernseher kauft, der bekommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gleich ein 4K-Modell. Trifft der TV dann jedoch auf das Standard-Abo von Netflix, muss er einen Gang runterschalten und kann nicht mit voller Schärfe und Leistung protzen. Nur wer mehr bezahlt, holt aus Netflix die beste Qualität raus. Was soll das? Klären wir in der aktuellen Wochenendkolumne von GIGA.
Noch immer hält Netflix an seiner typischen Klassengesellschaft fest, hat diese im letzten Jahr sogar noch nach unten hin ausgebaut. Dies hat Konsequenzen für den Streaming-Genuss. Das Tarif-Modell noch mal kurz in Erinnerung gerufen.
Netflix und die ungerechte Klassengesellschaft
In der untersten Kaste finden wir jetzt den Basis-Tarif mit Werbung für 4,99 Euro im Monat. Dafür gibt es die schlechteste Bildqualität, nur einen einzigen gleichzeitigen Stream, einen gekürzten Film- und Serienkatalog und Werbeunterbrechungen. Für knapp 8 Euro fällt zumindest die Werbung weg und es steht das ganze Programm zur Verfügung. Das normale Standard-Abo für knapp 13 Euro kann auf zwei Geräten gleichzeitig geschaut werden und dann zumindest schon mal in Full-HD.
Wer all dies nutzen möchte, zahlt bei Netflix einen kräftigen Aufpreis:
Doch wer 4K-Auflösung und damit auch Bildoptimierungen wie HDR beziehungsweise Dolby Vision möchte, der muss kräftig draufzahlen – 18 Euro im Monat werden fällig. Dafür dürft ihr dann auch gleichzeitig vier Streams aufrufen. Ganz ehrlich, die vier Streams benötige ich nicht, aber die beste Bild- und Tonqualität für einen vernünftigen Preis schon. Doch dafür muss ich bei Netflix unverhältnismäßig viel bezahlen.
Die Konkurrenz von Disney+ und Amazon Prime Video kennt solche Beschränkungen derzeit nicht. Für viel weniger Geld gibt es da, sofern vorhanden, die höchste Bildauflösung nebst Dolby Vision und Co. Sowohl bei Disney+ als auch bei Amazon zahle ich dafür entweder knapp 9 Euro im Monat oder alternativ knapp 90 Euro im Jahr, was mich dann rechnerisch 7,50 Euro im Monat kostet. Bei Netflix bekomme ich dafür noch nicht einmal das werbefreie Abo in der geringsten Qualität.
Auch wenn derzeit nicht ganz ein Drittel aller TV-Haushalte in Deutschland schon über ein Ultra-HD-fähiges Gerät verfügt, so ist die Problematik doch ersichtlich und wird sich in Zukunft noch verstärken. Wer heute einen TV kauft, der bekommt schätzungsweise in über 9 von 10 Fällen ein 4K-Gerät. Früher oder später sterben Fernseher mit geringerer Auflösung aus, spätestens dann, wenn die ihre durchschnittliche Lebenszeit von 8 Jahren erreicht haben und ausgetauscht werden.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Ein neues Tarifmodell für Netflix muss her
Netflix jedoch denkt noch immer in alten Mustern und versucht seine bisherige Marktmacht in bare Münze zu verwandeln. Daher die Beschränkungen und der freche 4K-Aufpreis noch im Jahr 2023. Und dann erklärt man dem Account-Sharing noch den Kampf und will auch dieses Schlupfloch schließen. Für mich ein Unding. Eigentlich müsste das Tarifmodell von Netflix komplett überdacht werden.
Mein Vorschlag: Ein Standard-Abo mit einem gleichzeitigen Stream, aber vom Start weg mit 4K-Inhalten, beispielsweise für 10 Euro im Monat. Wer mehr gleichzeitige Streams möchte, der zahlt pro Extra-Stream einen Aufpreis von 3 bis 4 Euro. Bei diesem Modell muss Netflix auch nicht mehr diejenigen jagen, die ihren Account teilen. Denn aufgrund der begrenzten Streams hat der originale Kunde kein Interesse mehr, den Zugang weiterzugeben. Andernfalls blockiert man sich ja in der Prime-Time am Abend. Wer dann noch immer gleichzeitig streamen möchte, der zahlt halt den Aufpreis. Aber die beste Bildqualität gäbe es immer ohne Aufpreis auch im kleinsten Abo.
Unterm Strich: Die Klassengesellschaft von Netflix muss enden, Amazon und Disney machen vor, wie es auch anders gehen kann. Also nachmachen!