Teure E-Autos, wenig Förderung, geringe Auswahl, vor allem im günstigeren Kompaktsegment, hohe Folgekosten wegen des teuren Stroms, dazu kommen Reichweiten-Sorgen und nur wenige Lademöglichkeiten. So lauten nur einige der Kritikpunkte, die Elektroautos immer wieder vorgehalten werden. Doch Bundeskanzler Olaf Scholz hält weiter Kurs.
15 Millionen E-Autos bis 2030: Kanzler sieht Deutschland auf Kurs
E-Autos sollen in Deutschland das Steuer übernehmen, am besten schon lange vor dem Aus für Verbrenner ab 2035. 15 Millionen Stromer lautet das Ziel der Bundesregierung für 2030 – und dabei soll es bleiben, wie Bundeskanzler Scholz jetzt bekräftigt hat.
Außerdem will Deutschland parallel die Versorgung mit Schnellladesäulen hochfahren. Hier sind 1 Million zum Stichtag vorgesehen. Dafür hat Scholz einen neuen Gesetzesplan angekündigt, der in den nächsten Wochen gefasst werden soll. Deutschland solle das „erste Land in Europa“ werden, das Anbieter gesetzlich verpflichtet, „mindestens 80 Prozent“ ihrer Standorte mit Schnellladesäulen auszustatten, die „mindestens 150 kW für E-Autos“ leisten (Quelle: Reuters).
Die Auswahl ist gewachsen, doch das Preisproblem bei E-Autos bleibt:
Reichweiten-Angst soll damit eine Sache der Vergangenheit sein, so Scholz weiter. Weitere Details zum Plan, die Ladeversorgung deutlich zu verbessern, gibt es bisher noch nicht. Auch der Zeitplan ist daher noch unbekannt.
Scholz ließ dabei keine Zweifel an seiner Einstellung zu Deutschlands bisheriger Vorzeigeindustrie aufkommen: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie in Deutschland steht außer Frage. Konkurrenz sollte uns anspornen, nicht erschrecken“, so der Kanzler vor allem im Bezug auf die erstarkende chinesische Konkurrenz, die auch auf der IAA mit mehreren Herstellern vertreten ist.
Experten widersprechen Scholz: E-Auto-Ziel nicht zu schaffen
Experten teilen die Scholz’sche Zuversicht nicht unbedingt. So müssten in diesem Jahr eigentlich rund 750.000 vollelektrische Neuzulassungen verbucht werden, um für 2023 auf Zielkurs zu sein. Nur etwas mehr als die Hälfte dürfte es tatsächlich werden. Beim Center Automotive Management (CAM) etwa rechnet man eher mit 7 bis 8 Millionen E-Autos in 2030.
Zudem ist derzeit kaum zu erkennen, inwiefern die Ampelpartner mit ihren Plänen an einem Strang ziehen. So hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner nur wenige Tage zuvor angekündigt, dass man an einer Steuererleichterung für Verbrenner-Fahrer arbeitet. Wenn die jetzigen Benziner oder Diesel mit CO₂-freien Kraftstoffen betrieben werden, könnte etwa die Kfz-Steuer entfallen, wie es bisher nur für BEVs möglich ist (Quelle: Handelsblatt).