VW, Mercedes und BMW sowie ihre weiteren Marken stehen vor einer gigantischen Herausforderung: der Wechsel auf den Elektroantrieb. Als wäre der Umbruch einer ganzen Industrie nicht schon hart genug, kommen parallel auch noch harte Konkurrenz und andere Probleme hinzu. Für die deutschen Aushängeschilder braut sich etwas zusammen.
BMW und Co. müssen handeln: Chinesen wollen keine deutschen E-Autos
Die Autoindustrie ist im Umbruch. Das allein ist nicht neu, die Abkehr vom Verbrenner stellt die Hersteller seit Jahren vor eine Herausforderung nach der anderen. Neu ist hingegen, wie tiefgreifend die junge Konkurrenz vor allem auf dem E-Auto-Markt die ehemals fest im Sattel sitzenden Konzerne aus dem Konzept bringt. Denn besonders die deutschen Traditionshersteller kriegen die Folgen bereits kräftig zu spüren.
Experten wie Ferdinand Dudenhöffer hatten bereits vor einiger Zeit erwartet, dass auf die Autobranche einige magere Jahre zukommen dürften. Jetzt scheint sich bereits abzuzeichnen, dass das für deutsche Hersteller in ganz besonderem Maße gelten dürfte. Denn zusätzlich zur schlechten wirtschaftlichen Aussicht und dem fortschreitenden Verlust der Fördermittel für Elektroautos müssen sie sich mit weiteren Problemen herumschlagen.
Das wohl drängendste darunter ist der chinesische Markt. In keinem anderen Land verkaufen BMW, Mercedes und VW, aber auch etwa Porsche oder Audi schon fast gewohnheitsmäßig so problemlos so viele Fahrzeuge. Das zumindest galt lange Zeit im Bezug auf Verbrenner. Bei den Elektroautos sieht es jetzt ganz anders aus: VW hat unter den ausländischen Marken noch den größten Anteil am chinesischen E-Auto-Markt mit 2,4 Prozent. Alle anderen deutschen Hersteller schaffen nicht mal die Ein-Prozent-Hürde.
In einer allgemeinen Statistik würden die Deutschen so nicht mal gesondert aufgeführt, sondern gesammelt in der Kategorie „Rest“ verschwinden – ein Armutszeugnis fürs deutsche E-Auto oder ein Ausdruck vollkommen unterschiedlicher Prioritäten zwischen Herstellern und Kunden. So oder so müssen VW und Co. handeln, denn ihr Geschäft fußt zu großen Teilen auf den Gewinnen aus China.
Der neue Stolz aufs Auto: China baut inzwischen auf Augenhöhe
Das Interesse der chinesischen Kunden aber erfüllen aktuell in erster Linie die einheimischen Marken, allen voran BYD mit einem Marktanteil von 16 Prozent. Umgekehrt schaffen es aber die China-Hersteller mit immer mehr Modellen auf die europäischen Märkte. So konkurrieren sie mit BMW und Co. nicht mehr nur in Fernost, sondern auch direkt vor der Haustür.
Dass die chinesischen Marken dabei keinen Grund haben, sich zu verstecken, attestierte zuletzt Peugeot-Chefin Linda Jackson. Sie ist sicher: „Die Autos der chinesischen Hersteller sind wirklich gut.“ Für die Hersteller aus Europa ist es angesagt, die Konkurrenten ernst zu nehmen.
So stark ist die chinesische Konkurrenz:
Keine Zeit zum Ausruhen: Deutsche Marken verlieren ihren guten Ruf
Gleichzeitig müssen viele deutsche Marken aber auch vor der eigenen Tür kehren: Eine US-Umfrage hat kürzlich ergeben, dass Mercedes und Co. nicht nur die wachsende Konkurrenz Ärger macht, sondern dass auch das eigene Bild von Qualität, Luxus und Zuverlässigkeit bröckelt, wofür „Made in Germany“ seit Jahrzehnten steht.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität so getan?
Unter 32 Marken, die in den USA verkauft werden, landete Audi nur auf Platz 30. Auch die anderen haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. BMW kann sich als bester deutscher Vertreter noch auf Platz 15 retten, aber alle haben sie in der Käuferwahrnehmung ordentlich Federn gelassen.
Die deutsche Vorzeigeindustrie und ihre Aushängeschilder müssen sich offensichtlich etwas einfallen lassen, um an alte Glanzzeiten auch nur annähernd anknöpfen zu können – zumindest aber, um nicht von den jüngeren Neulingen komplett ins Abseits gedrängt zu werden.