Der Bedarf an Ladesäulen für Elektroautos ist enorm. Entsprechend ambitionierte Pläne für ein besseres Ladenetz will die Bundesregierung auflegen. Doch für den Europachef des Minralölkonzerns BP geht es zu weit, an jeder Tankstelle eine Ladesäule aufzubauen. Er spricht bei den Plänen der Bundesregierung von Unsinn.
Nicht jede Aral-Tankstelle braucht eine Ladesäule: BP-Chef hat klare Ansage für E-Auto-Strategie
E-Autos braucht keiner? Dieses Vorurteil ist längst widerlegt. Doch wie sieht es mit Ladesäulen aus? Auf die können schließlich nur die wenigsten E-Auto-Fahrer verzichten, erst recht nicht auf längeren Strecken. Das findet auch die Bundesregierung, die derzeit an Vorgaben arbeitet, nach denen Tankstellen-Betreiber künftig an jeder Tankstelle neben Zapfsäulen auch Lademöglichkeiten aufbauen sollen.
Patrick Wendeler, Chef von BP Europa, sieht das anders: Eine starre Vorschrift, jede Tankstelle mit Ladesäulen auszustatten, sei „ein unsinniges planwirtschaftliches Instrument“, so der Manager im Gespräch mit der Welt am Sonntag. BP betreibt unter anderem Deutschlands größte Tankstellenkette Aral.
Dass Wendeler mit seiner Ansicht etwas an den Maßnahmen ändern kann, glaubt er indes nicht: „Wir gehen davon aus, dass eine derartige Versorgungsauflage des Staates kommen wird.“ Er hofft jedoch, dass Ausnahmen ermöglicht werden, um die aus seiner Sicht starren Regeln aufzubrechen.
„Wir müssten dann Ladesäulen an Stellen errichten, an denen kein Platz dafür ist oder an denen unsere Kunden sie nicht haben wollen.“ Stattdessen solle es möglich sein, sich innerhalb der Vorgaben nach dem tatsächlichen Bedarf der E-Auto-Fahrerinnen und Fahrer zu richten.
Was Wendeler sich darunter vorstellt, macht er an einem Beispiel klarer: „Wenn zum Beispiel an benachbarter Stelle zu einer Tankstelle auf dem Parkplatz eines Supermarktes bereits eine Ladesäule von uns steht, könnte die Auflage für diese Station entfallen.“
Günstige Autos werden auch Zukunft eher auf Zapfsäulen angewiesen sein:
Aral bleibt bei E-Auto-Ladesäulen optimistisch
Unabhängig von den erwarteten Regeln wolle Aral am Ausbau des Ladenetzes festhalten. Bis 2030 will die Tankstellenkette rund 20.000 Schnellladepunkte installieren – auch wenn die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland aktuell deutlich schwächelt und man weitere Probleme sieht.
An den langfristigen Durchbruch von Elektroautos glaubt Wendeler nämlich durchaus – mit gutem Grund: „In unserem Stromladenetz konnten wir binnen elf Monaten die Zahl der Nutzungen von einer Million auf 2,5 Millionen erhöhen.“ Der Bedarf für Elektroauto-Ladeplätze ist demnach außer Frage.