Apple, Samsung, Huawei und Konsorten kämpfen aktuell mit einem gewichtigen Problem: Die Smartphone-Werkbank der Welt „brennt“, Produktion und Entwicklung werden vor neue Herausforderungen gestellt. Rächt sich jetzt etwa der Geiz der Hersteller? Gehen wir der Frage in der aktuellen Ausgabe der Wochenend-Kolumne auf die Spur.
Nichts geht mehr – Geschäfte sind geschlossen, die Produktion liegt still oder läuft nur auf Sparflamme, Flieger bleiben auf den Boden und eine ganze Gesellschaft befindet sich im Ausnahmezustand. China befindet sich in den Fängen von SARS-CoV-2 – verkürzt bekannt und berüchtigt als Coronavirus. Die Auswirkungen reichen bis nach Europa. Darunter zählen aber nicht nur vereinzelte Fälle der Erkrankung hierzulande, sondern kürzlich beispielsweise auch die vorsorgliche Absage des Mobile World Congress in Barcelona – die Angst geht um, die Party ist vorbei.
Smartphone-Produktion vs. Pandemie
In erster Linie haben wir es mit einem humanitären Problem zu tun, am Ende geht’s dann aber doch auch wieder um die Wirtschaft. So ist sie halt, die kalte und menschenfeindliche Fresse des Kapitalismus. Abgesehen von vereinzelt gestrandeten Kreuzfahrtschiffen in Asien liegt nicht zuletzt auch die Produktion vielerorts danieder. Übrigens nicht nur von unseren geliebten Smartphones und Co. Eigentlich noch beunruhigender: Nicht wenige Medikamente kommen fast nur noch aus dem Reich der Mitte – man möchte lieber nicht darüber nachdenken. Doch zurück zu den modernen Touch-Flundern.
Die Herstellung modernder Smartphones (hier im Video das iPhone 7) findet heutzutage größtenteils in China statt:
Die kommen nämlich auch größtenteils aus China – dumm gelaufen. Nicht nur, aber vor allem anfangs lockten günstige Produktionsbedingungen. Rächt sich nun der Geiz?
Wenn man mich fragt, schaut es schon danach aus. Auch wenn die ganze Tragweite im Moment noch nicht absehbar ist, schon jetzt ist gewiss: Das Coronavirus wird das Wirtschaftsjahr 2020 prägen. Gegenwärtig können die meisten Hersteller zwar noch alles mehr oder weniger abfangen, aber früher oder später schlägt die aktuelle Entwicklung durch – bis zum Verbraucher. Neue Smartphones? Kommen wie das iPhone 12 dieses Jahr vielleicht nur noch mit Verspätung – wer weiß dies schon mit Sicherheit? Spätestens jetzt sollte man über die übermäßige Konzentration der Produktionsstätten diskutieren.
Für die Zukunft: Dezentrale Smartphone-Produktion sinnvoll
Ich verlange ja nicht, dass sich jedes Land zukünftig nur noch um sich selber kümmern soll. In keinem Fall: Welthandel ist wichtig, richtig und letztlich aktive Friedenspolitik. Nein, aber eine Globalisierung muss nicht zwangsläufig nur darauf hinauslaufen, dass es auf der einen Seite billige Produktionsländer und auf der anderen Seite die wohlhabenderen Abnehmer gibt.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern, zur Diskussion aufrufen und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Die Automobilindustrie hat es doch schon seit Jahrzehnten vorgemacht: Produziert beziehungsweise die Endmontage erfolgt dort, wo man im Anschluss auch verkauft. So umgeht man nicht nur etwaige Einfuhrzölle, sondern dezentralisiert auch noch die Produktion. Auch die Smartphone-Branche könnte sich in Zukunft daran vermehrt ein Beispiel nehmen. Warum muss mein iPhone aus China kommen, warum nicht aus der EU? Positiver Nebeneffekt: Kommt es zur Katastrophe, dann stehen nicht unbedingt gleich alle Räder still.
In diesem Sinne: Bleibt gesund und bis nächsten Sonntag in alter Frische.
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