Wer ein E-Auto hat, hat's gut. Etwa in diesem Ton ließ es sich gerade im Frühjahr oft lesen, als die Preise für fossile Kraftstoffe massiv in die Höhe geschossen sind. Doch weder Strom noch die E-Autos selbst können offenbar ihren Preisvorteil auf Dauer halten. Der Umstieg war in den letzten Jahren kaum so unattraktiv wie gerade jetzt. Dabei dürfte das Ende der Fahnenstange noch gar nicht erreicht sein.
E-Autos sind die umweltschonende und langfristig auch günstigere Alternative zu klassischen Kfz mit Verbrennungsmotor. Etwas teurer beim Kauf, aber das regelt der Umweltbonus – zumindest noch. Auf Dauer aber wirken die günstigeren Strompreise und weitere Kostenvorteile und senken die realen Kosten von E-Autos im Vergleich zu Verbrennern. Doch die Zeiten sehen für die Stromer längst nicht mehr so rosig aus.
Smart startet mit neuem #1 – doppelt so teuer wie ein fortwo
Das zeigt beispielhaft der Blick auf eine der jüngst angekündigten Neuerscheinungen am Elektroautomarkt: Smart wird am 18. Oktober die Bestellungen für das Modell Smart #1 (sprich: Hashtag One) öffnen. Kunden können dann ihr Geld zur ersten deutschen Marke bringen, die komplett auf E-Autos umgestellt hat. Nur hat sich seitdem einiges getan und das sieht man auch dem Neuling im Portfolio an.
So ist Smart heute keine Marke von Mercedes mehr, sondern ein Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Geely, der die Produktion in China übernimmt. Gerade was die Möglichkeiten beim Nachschub von beispielsweise Batterien angeht, könnte sich das als erheblicher Vorteil erweisen.
Vom ehemals klitzekleinen Image eines Smarts ist spätestens mit dem #1 Schluss. Hinter dem modernen Namen, der auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet ist, verbirgt sich ein Kompakt-SUV. Aus meiner Sicht geht Smart damit zwar mit der Zeit, aber zu dem Preis sein Alleinstellungsmerkmal gehörig aufs Spiel zu setzen.
Apropos Preis: Der kann sich nämlich im negativen Sinne sehen lassen. Ab rund 41.500 Euro startet Smarts neustes Modell in den Verkauf. Das ist fast genau doppelt so viel wie in klassischer Smart fortwo als Elektroauto aktuell kostet. Für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Ein Erfolg dürfte der #1 wohl trotzdem werden, den Zeitgeist trifft er als – verhältnismäßig – platzsparendes SUV nämlich.
Smart ist damit nicht allein, aber am Beispiel des #1 sollte klar werden, wohin die Reise für Autokäufer geht: Es gilt tief und immer tiefer in die Tasche zu greifen – und zwar nicht nur beim Autokauf. Für Elektroautos wird auch die Entwicklung der Strompreise immer mehr zur Herausforderung. Denn auch dort kennt die Bewegung derzeit praktisch nur eine Richtung: stetig bergauf. Wer sich ein E-Auto leisten kann, muss sich – so scheint es – bald auch ernsthafte Gedanken über die laufenden Kosten machen.
Die Frage, ob sich E-Autos finanziell lohnen, könnte bald vor einer Neubewertung stehen:
E-Auto-Mache vor dem Aus? Umweltbonus soll höhere Anforderungen erhalten
Dazu kommen Änderungen beim Umweltbonus: Mal eben schnell mit dem neuen E-Auto Kasse machen und möglichst schnell wieder weiterverkaufen, das hat sich in den letzten Jahren zu einem rentablen Geschäftsmodell entwickelt. Damit will die Regierung jetzt schnell Schluss machen, indem die Mindesthaltedauer hochgeschraubt wird. Laut Bundeswirtschaftsministerium wartet man praktisch nur noch auf das OK der EU.
Wer sein E-Auto dann früher als ein Jahr nach der Zulassung weiterverkauft, muss damit rechnen, dass es den Umweltbonus zurück zu zahlen gilt – zumindest anteilig. Für alle, die mit ihren Elektroautos bisher gut verdient haben, wird es hoffentlich ein herber Schlag. Schließlich hat der deutsche Steuerzahler ihnen bisher die Taschen gefüllt.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität so getan?
Deutsche Bahn macht ab Dezember Fahrkarten teurer
Bitter für alle, die den steigenden Autokosten ausweichen wollen: Auch auf der Schiene steigen schon bald die Preise. Turnusmäßig langt die Deutsche Bahn zwar praktisch jedes Jahr im Dezember etwas mehr hin, doch in diesem Jahr dürften die Pläne zur Preiserhöhung gerade wegen der durch die Bank weg steigenden Preise bei Fahrgästen auf besonders wenig Gegenliebe stoßen. Immerhin will man nicht bei allen Fahrtarifen die Preise anheben.