Blizzard-Chef Mike Ybarra teilt in einem Interview gegen die Ungeduld der eigenen Fans aus. Seine Kritik dürfte so manchen verärgern, denn Machwerke wie Blizzards Diablo: Immortal sind für das eigentliche Problem verantwortlich.
Diablo-Chef moniert Ansprüche von Spielern
In einem Interview mit The Verge hat sich Blizzards Präsident Mike Ybarra zu den derzeitigen Herausforderungen seines Studios geäußert und sich dabei einen Seitenhieb auf die Community gegönnt, der bei den meisten nicht besonders gut ankommen dürfte – denn was Ybarra anspricht, ist ein gänzlich hausgemachtes Problem.
Laut Ybarra hätten Spieler keine Geduld und erwarteten jeden Tag, sogar jede Stunde neue Inhalte bei Live-Service-Spielen. Für die Entwickler sei es schwierig, auf diese umfangreichen Forderungen zu reagieren und gleichzeitig die Qualität hoch zu halten. Um dies erreichen zu können, müsse man große Teams beschäftigen und daher die Spiele auf dem richtigen Weg monetarisieren, damit sich dies für die Studios rechne. Momentan sei dies noch ein Bereich, in dem der Publisher an den Stellschrauben drehen müsse. (Quelle: TheVerge)
Neue Inhalte für Live-Service-Formate sind also offenbar eine große Herausforderung für das Studio – doch dass Ybarra dieses Problem mit seiner Aussage strukturell auf die Ansprüche der Spieler zurückführt, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Was ist eigentlich mit Blizzard passiert? Das fragen wir uns in unserem Video:
Live-Service-Games: Blizzard sollte sich nicht beschweren
Kommentar von Gregor Elsholz:
Live-Service-Games haben aus mehreren Gründen völlig zurecht einen schlechten Ruf – sie sind von oben bis unten mit Mikrotransaktionen vollgepackt, Season- und Battle-Passes verstecken Inhalte hinter zusätzlichen Bezahlschranken, Gameplay lässt oft zu wünschen übrig und setzt statt auf Qualität auf einen Grind, der Spieler so lange wie nur irgendmöglich an sich binden soll.
Wenn sich Entwickler wie Blizzard nun darüber beschweren, dass Spieler zu viel neuen Content für ihre Live-Service-Projekte verlangen, dann kehren sie damit die tatsächlichen Verhältnisse um und geben vor, dass dieses gierige Spielkonzept gar nicht ihre Idee gewesen wäre. So als hätten Gamer weltweit irgendwann den Entschluss gefasst, sich mit seelenlosen Live-Service-Spielen mit bewusst süchtig machenden Mechaniken das eigene Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wer ein fertiges, in sich abgeschlossenes Spiel abliefert, der muss sich auch nicht mit dem furchtbaren Druck herumschlagen, jeden Tag neue Inhalte zu veröffentlichen, die Spieler zum Geldausgeben anregen. Wer aber stattdessen ein skrupelloses Live-Service-Produkt wie Diablo: Immortal auf den Markt wirft, dessen einzige Daseinsberechtigung Profitmaximierung ist, sollte sich nicht wundern, dass der freud-, einfalls- und endlose Grind auch mit Content unterfüttert werden muss.
In unserer Bilderstrecke zeigen wir euch 7 Publisher-Aussagen, die voll daneben gegriffen haben: