Ein Charaktereditor gehört bei vielen Rollenspielen einfach dazu, es gehört schlicht zum Genre, in die Rolle eines anderen zu schlüpfen. Je mehr Optionen wir bei der Anpassungen haben, desto mehr können wir in der Spielwelt eintauchen, da wir uns mit dem selbst erstellten Charakter identifizieren können. Ein simples und schönes Konzept, doch scheinbar nicht für jeden.
Ein Kommentar von Daniel Hartmann:
Starfield-Spieler kriegt absurden Wutausbruch
Ich liebe Rollenspiele. Gerade wenn ich mir einen eigenen Charakter erstellen und ihn völlig individuell nach meinen Vorstellungen kreieren darf. Die Möglichkeit, ein Spiel so anzupassen, dass es noch besser auf mich persönlich zugeschnitten ist, macht Rollenspiele ja irgendwie aus. Natürlich hat auch Starfield viele Optionen, ihr bestimmt das Aussehen eures Charakters, die Hintergrundgeschichte, die persönlichen Eigenschaften und gibt eurer Auswahl dann einen Namen und wählt die Pronomen aus, die das Spiel für diesen Charakter verwenden soll.
„Halt! Pronomen? Das ist doch dieses Gender-Gaga-Zeug, dass mir alle Medien zurzeit reinwürgen wollen“, dachte sich wohl der Streamer und YouTuber HeelvsBabyface. Eine nachvollziehbare Reaktion, da ein Großteil seines Contents doch aus dem recht eintönigen Kulturkampf gegen Windmühlen besteht. Da „lautes Schreien“ sein bevorzugtes Stilmittel ist, legt er in einem Clip zu dem Thema auch direkt richtig los.
Zu Beginn muss HeelvsBabyface erst mal die Kopfhörer absetzten, vermutlich damit der Druck aus seinem vor Wut kochenden Schädel entweichen kann. Verständlich, denn wie peinlich wäre es, wenn du 2 Minuten und 37 Sekunden über einen eine paar kurze Klicks in einem Videospiel rumbrüllst und dir auf halbem Weg der Kopf explodiert. Wer soll dich da ernst nehmen?
Apropos Kernschmelze, die scheint in Anbetracht dessen, wie Bethesda mit dem Thema Pronomen-Auswahl in Starfield umgeht, doch etwas übertrieben. Das Video wirkt, also würde die Wahl einem ganz zu Beginn des Spiels als riesiges Pop-up ins Gesicht gefeuert, während der Mauszeiger sich ein glitzerndes Einhorn mit wehender Pride-Flagge verwandelt. Tatsächlich es die kleinste Auswahl bei der Charaktererstellung, ihr wählt zwischen „er/ihn“, „sie/ihr“ und „dey/demm“ nachdem ihr euren Namen eingeben habt. Es nicht mal ein eigener Menüpunkt, nur eine Auswahl, die durch die drei Optionen wechselt.
Der Gameplay-Trailer zu Starfield:
Und genau so sollte es auch sein, eine Option wie jede andere und auch nur relevant für die Menschen, die es betrifft. Das Spiel ist selbstverständlich, ob mit oder ohne die dritte Möglichkeit, exakt dasselbe. Vielleicht liegt das Problem aber auch woanders, denn HeelvsBabyface scheint das Konzept „Pronomen“ noch nicht vollständig durchdrungen zu haben. Kleine amüsante Randnotiz: Das „Reinwürgen von Ideologie“, hat denn britischen Herren bisher nicht daran gehindert, das Spiel seit Early-Access-Start gut 25 Stunden zu streamen.
In seinem ersten Stream stolpert er, natürlich sichtlich überrascht, über die Auswahl der Pronomen und hat für Bethesda den tollen Hinweis, dass, wenn Spieler ihre Pronomen wählen müssen, sie die Option haben sollten, keine zu wählen. (Quelle: YouTube). Wer mag, kann an der Stelle mal kurz das kleine Gedankenexperiment wagen, und sich die Texte und Dialoge in einem Spiel wie Starfield ohne Personal- und Possessivpronomen vorstellen.
Es gibt auch echte Probleme mit Starfield:
HeelvsBabyface braucht für seinen Content Dinge, über die er sich aufregen kann, es geht ihm nicht um das Spiel selbst, es muss nur genug Aufmerksamkeit bekommen. Das umstrittene Hogwarts Legacy verteidigte er wegen der Ideologie anderer. Oder war es gegen die Ideologie anderer und er lehnt Starfield, dass er ja doch spielt, ab, wegen der Ideologie anderer? Wer weiß das schon? Streamer The Act Man bringt es mit seinem Zusammenschnitt aus seinen Aussagen zu Starfield und Hogwarts Legacy ganz gut auf den Punkt. Es geht darum, sich über das aufzuregen, was seine Zuschauer hören wollen.
Sein Schlusssatz „Wir können nicht über unser eigenes Spiegelbild hinausblicken“, hat in diesem Kontext fast schon etwas Philosophisches – na ja, fast.