Auch nach einem Jahr Pandemie steckt Deutschland noch immer in einer Endlosspirale des Scheiterns. Schuld sind Gleichgültigkeit, ein irres Festhalten an willkürlichen Inzidenzwerten und Steinzeit-Methoden statt modernster Technik. Damit werden wir Corona nicht besiegen.
Die Deutschen lieben Wiederholungen. Seit gefühlt 50.000 Jahren lässt ProSieben am Nachmittag „The Big Bang Theory“ über die Mattscheibe laufen und erzielt Spitzenquoten. Und am 31.12. darf natürlich nirgends der Silvester-Klassiker „Dinner for One“ fehlen. Vielleicht regt sich deshalb so wenig öffentlicher Widerstand, dass wir seit einem Jahr in einer endlosen Spirale des Scheiterns stecken. Man hat es sich bequem gemacht, eingerichtet im Staatsversagen.
Impfstoff-Debakel? Passiert.
Test-Chaos? Ist halt so.
Verzögerte Hilfszahlungen? Kann man nichts machen.
Bei so viel demonstrativem Achselzucken wäre es vielleicht angebracht, dass wir auch unsere Flagge ändern. Von Schwarz-Rot-Gold in das Shrug-Emoji.
Noch immer keine verlässlichen Daten
In kaum einem anderen Bereich wird das Versagen der Bundesregierung aber so deutlich wie bei den Daten. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, immerhin werden die tiefsten Grundrechtseingriffe in der Geschichte der Bundesrepublik auf Basis von Modellrechnungen gerechtfertigt. Auch im 13. Monat der Pandemie haben wir noch immer keine verlässlichen Daten. Wo stecken sich die Menschen an? Wer steckt sich an? In einer Welt, in der alles Erdenkliche getrackt und grafisch aufbereitet wird – vom Schlaf über das Einkaufsverhalten bis zu persönlichen Sport- und Gesundheitswerten –, stochern wir noch immer wie ein Blinder im Daten-Trüben und haben auch im April 2021 keine verlässlichen Daten über das Infektionsgeschehen nach Wochenenden und Feiertagen.
Axt statt Skalpell
Und ausgerechnet diese dürre Datenlage soll nun die Grundlage für noch schärfere Einschränkungen inklusive Ausgangssperren sein? Die 100er-Inzidenz als einziger Messwert ist eine monströse Axt, wo in Wahrheit ein Skalpell notwendig wäre. Als würde es keinen Unterschied machen, ob sich 20 18-Jährige mit Corona infizieren oder 20 80-Jährige, ob es einen zusammenhängenden Ausbruch in einer Fleischfabrik gibt oder dutzende Fälle, die einzeln nachverfolgt werden müssen. Dass es auch anders geht, zeigen ostasiatische Länder wie Taiwan oder Südkorea, die konsequent auf digitale Nachverfolgung und den Einsatz modernster Technik setzen.
Praktische Tipps für den Corona-Alltag:
Mit Steinzeit-Methoden gegen Corona
So eine Pandemiebekämpfung kommt vielleicht auf Twitter gut an, wo NoCovid-Extremisten den finalen Sieg gegen das Virus mit immer härteren Lockdowns erkaufen wollen und sich längst in eine keimfreie Sagrotan-Parallelwelt verabschiedet haben. Die echten Bürger erwarten hingegen ein Corona-Management, das auf High-Tech statt auf Steinzeit-Methoden setzt.
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