Fernsehen, Streaming, Autofahren, Energie, Einkaufen – praktisch überall klettern die Preise. Heizen im Winter, Essen und Trinken, für viele Menschen das Auto – das alles ist unverzichtbar. Wo soll man da also noch sparen? Die Streaming-Dienste fahren mit ihrer Preispolitik einen gefährlichen Kurs, jetzt mehr denn je.
Ein Kommentar von Felix Gräber
Amazon hebt die Preise für Prime-Kunden an! Diese Schlagzeile hat zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt. Noch geht es nicht um den deutschen Markt – aber eben nur für den Moment.
Schlechtes Zeichen für Streaming-Kunden: Amazon will mehr Geld
Die letzte Preisanpassung für Amazons Prime-Angebot – inklusive Prime Video, Amazon Music, schneller, kostenfreier Lieferung – ist für deutsche Kunden schon Jahre her. Der nächste Preisanstieg fürs Video-Streaming wird nicht viel länger auf sich warten lassen, beim Musikangebot ist es schon soweit.
In den USA verlangt man inzwischen pro Monat 14,99 US-Dollar, umgerechnet knapp über 13 Euro. Deutsche Kunden zahlen derweil nur 7,99 Euro pro Monat oder 69 Euro für ein Jahr. Bricht man das auf den Monatspreis herunter, zahlen US-Kunden mehr als das Doppelte.
Auch Netflix ist sich für regelmäßige Preisanpassungen nicht zu schade, die jüngste saftige Erhöhung ist gerade erst in Europa angekommen. Bei Disney+ und Sky sieht es nicht anders aus. Das Enfant terrible der Branche ist allerdings DAZN. Von jetzt auf gleich hat der Streaming-Dienst kürzlich den Preis fürs Jahresabo in bisher ungekannte Höhen geschraubt: 275 Euro werden aktuell fällig, der Monatspreis wird von 14,99 Euro auf 29,99 Euro verdoppelt. Das sind nicht mehr einfach gesalzene Preise, das ist ungenießbar.
Die Preise steigen – was bleibt da noch für Netflix, Amazon und Co?
Dazu kommt der Blick auf die allgemeine Situation: Die Kosten fürs Einkaufen, für Strom, Gas und Heizöl, Benzin oder Diesel kletterten mitsamt der Inflation in diesem Jahr schon in ungeahnte Höhen. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Teuerung seitdem weiter beschleunigt.
Eigentlich haben Netflix und Co. großes Potenzial auch in sorgenvollen Zeiten Zerstreuung zu bieten, dank ihres vielfältigen Programms. Neben all den Notwendigkeiten muss man sich das nur auch noch leisten können.
Viele Mieterinnen und Mieter zahlen zwangsweise eh für den klassischen Kabel-TV-Anschluss, dank Nebenkostenprivileg. Kommen noch Extrakosten für HD-Empfang dazu, rutscht man aufs Jahr gerechnet schnell in den dreistelligen Bereich. Dann erst kommen die Kosten für einen, nicht selten sogar mehrere Streaming-Dienste oder Pay-TV-Anbieter dazu.
Eine jährliche Mehrbelastung von bis zu mehreren Hundert Euro kann durch Streaming-Dienste entstehen. Das kann sich nicht jeder leisten. Werden die wirklich notwendigen Ausgaben mehr, dürfte die potenzielle Kundenzahl weiter schrumpfen – keine schönen Aussichten für Amazon und Co. Netflix spürt den Gegenwind bereits deutlich. Und es ist zweifelhaft, dass neue Preiserhöhungen da der richtige Weg sind.
Ihr habt noch Geld über? Dann steht einem weiteren Streaming-Abo ja nichts im Wege:
Streaming vs. lineares TV: Wer macht das Rennen?
Aber die Situation bietet auch eine Chance: Dann nämlich, wenn immer mehr Verbraucher sich bewusst gegen das klassische Fernsehen entscheiden, sich also entschließen an anderer Stelle zu sparen. Hier können Netflix und Co. besonders überzeugen, im Gegensatz zum linearen Fernsehen bieten sie immerhin den unbestreitbaren Vorteil der ständigen Verfügbarkeit – auch On-Demand genannt. Auf der anderen Seite wollen viele Menschen gerade in der aktuellen Situation nicht auf tagesaktuelle Nachrichten im TV verzichten.
Ob uns vonseiten der Streaming-Dienste also neue, günstige Angebote bevorstehen, nicht nur ständige Preissteigerungen? Auch möglich! Denn eines wollen wohl weder die Verbraucher noch die Verantwortlichen bei Netflix, Disney+, Amazon und all den anderen: Dass Streaming bald nur noch etwas für Reiche ist.