Deutsche Verbraucher und die Industrie benötigen immer mehr Strom. Während der Bedarf steigt, wird in Zukunft weniger Energie produziert. Experten sehen Engpässe in der Stromversorgung in Deutschland voraus. Und das ist nur ein Faktor, der die Preise hoch treibt.
Deutsche zahlen drauf für Strom: kWh war nie teurer
Schon jetzt zahlen deutsche Verbraucher für Haushaltsstrom mehr als jemals zuvor. Eine Kilowattstunde kostet derzeit 30,4 Cent im Durchschnitt. Ein Jahr zuvor waren es noch 28,75 Cent, ein ordentliches Plus von 5,7 Prozent (Quelle: Verivox).
Gründe für die aktuelle Entwicklung seien unter anderem die gestiegenen Brennstoffkosten. Auch für CO2-Zertifikate müssen Stromproduzenten draufzahlen. Der Preis pro Megawattstunde im Großhandel ist allein im ersten Halbjahr 2021 um 12 Prozent in die Höhe geschossen, erklärt das Vergleichsportal weiter. Was dort gezahlt wird, geben Anbieter letztlich an ihre Kunden weiter.
Doch auch wegen der geringen Produktionsmenge ist weiter mit steigenden Preisen zu rechnen, denn schon 2023 drohen Deutschland Versorgungsengpässe (Quelle: BloombergNEF). Nachdem im kommenden Jahr die letzten deutschen Atomkraftwerke (AKW) vom Netz gehen sollen, werde der produzierte Energieüberschuss einbrechen: Nur noch 3 Prozent mehr als notwendig schafft die deutsche Energiewirtschaft in 2023. Vor der Pandemie, die den normalen Verbrauch verzehrt hat, betrug der Überschuss 2019 noch 26 Prozent.
Die noch laufenden AKW seien derzeit für 12,5 Prozent der deutschen Nettostromproduktion verantwortlich – eine Menge, die erneuerbare Energien dank des zögerlichen, derzeit sogar stagnierenden Ausbaus nachhaltiger Stromerzeugung nicht auffangen können. Das Problem: Der Überschuss von 3 Prozent ist ein Durchschnittswert. Es kann bereits in zwei Jahren dazu kommen, dass Engpässe entstehen – entweder bei Verbrauchsspitzen oder wenn deutlich weniger Strom erzeugt wird.
Wer beim Strom draufzahlen muss, sollte woanders versuchen zu sparen. Im Video seht ihr, wie das beim Onlineshopping am besten funktioniert:
Stromausfälle könnten 2023 zum Alltag gehören
Sogar großflächige Stromausfälle, sogenannte Blackouts, sind laut der amerikanischen Marktbeobachter möglich. Um das zu verhindern, muss Deutschland im Ausland Strom zukaufen. Hohe Preise seien dann zu erwarten, denn auch in anderen Ländern werden fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung reduziert.
Die steigenden Preise werden früher oder später bei den Endkunden ankommen. Wann genau und in welcher Höhe, ist noch unbekannt. Wenn überall hohe Nachfrage und wenig Angebot herrscht, könnte es für die Deutschen sehr eng werden, meint Bloomberg-Experte Andreas Gandolfo.