Für viele jungen Menschen ist der Führerschein absolutes Pflichtprogramm, spätestens ab dem 18. Geburtstag. Damit winken Freiheit und uneingeschränkte Mobilität. Doch ein aktueller Entwurf aus der EU könnte damit Schluss machen. Für Fahranfänger, aber gerade auch Autofahrer älterer Semester sind harte Einschränkungen vorgesehen.
Die EU arbeitet an einer neuen Führerscheinrichtlinie. Ein Entwurf des Ausschusses für Verkehr und Fremdenverkehr des Europäischen Parlaments zeigt, dass es dabei in die Vollen gehen könnte. Denn die EU-Politiker planen offenbar umfassende Änderungen, die in erster Linie die Sicherheit erhöhen sollen. Sie sind Teil der „Vision Zero“, die Zahl der Unfalltoten bis 2050 auf null zu drücken.
SUV-Verbot: Harte Grenzen für Führerscheinklasse B geplant
Der wohl heftigste Einschnitt des Entwurfs ist eine neue Klassifizierung: Führerscheine der Klasse B könnten – wenn der Entwurf in aktueller Form durchgewunken wird – nicht mehr wie bisher für Pkw bis 3,5 t Leergewicht gelten. Stattdessen sind 1,8 t als Obergrenze vorgesehen. Obendrein könnte eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h an die Gewichtsklasse gekoppelt werden.
Wer schnellere oder schwerere Pkw, vor allem SUVs, fahren will, bräuchte dann die neue Führerscheinklasse B+. Die soll es nicht für Fahranfänger geben sowie frühestens ab 21 Jahren mit einer Extraprüfung zu bekommen sein. Der Schritt soll für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen, da bei schweren SUVs Unfälle schnell ernstere Folgen haben können.
Mit immer mehr E-Autos, die schwere Batterien haben, könnten 1,8 t aber selbst für kleinere Wagen zu knapp bemessen sein.
Tempolimit für Fahranfänger? Bei 90 km/h könnte Schluss sein
Die EU sieht ein generelles Tempolimit für Fahranfänger von 90 km/h vor. Es würde für die Zeit der Probezeit gelten. Anschließend könnte noch eine zweite Prüfung zum Abschluss der Probezeit eingeführt werden, bevor diese als beendet gilt und der echte Führerschein ohne Einschränkungen winkt.
Der neue Opel Astra Electric kratzt zum Beispiel ganz knapp an der geplanten Gewichtsgrenze:
Nachtfahrverbot könnte junge Fahrer besonders hart treffen
Das Nachtfahrverbot zielt besonders auf Fahranfänger ab. Laut t-online geht ein besonders großer Teil der Unfälle in der Nacht und besonders am Wochenende auf das Konto junger Fahrer. Die sogenannten Discounfälle könnten verringert werden, so die Argumentation der EU, wenn die betroffenen Altersgruppen zu diesen Zeiten mit ihren Führerscheinen nicht fahren dürften.
Berufsbedingt könnten aber Ausnahmen von den Fahrverboten wie auch von der Gewichtsbeschränkung der Führerscheinklassen bei jungen Fahrern gemacht werden.
Höhere Unfallgefahr? Scharfe Vorgaben für Senioren vorgesehen
Der Entwurf sieht eine engmaschigere Überprüfung der Fahrfähigkeiten älterer Autofahrerinnen und -fahrer vor. So soll der Führerschein ab 60 Jahren automatisch ein Ablaufdatum bekommen, die Gültigkeit auf sieben Jahre beschränkt werden. Ab 70 Jahren würde er nur noch für fünf Jahre gelten, ab 80 für zwei Jahre.
Wer nach Ablauf weiter Autofahren will, müsste mit einem medizinischen Gutachten die Fahrtüchtigkeit beweisen.
Unklar, ob Führerschein-Regeln durchkommen
Die Pläne sind ein erster Entwurf zur Neuregelung der EU-Führerscheinrichtlinie, die seit 2006 in Kraft ist. Im Europäischen Parlament müssten sie noch einige Hürden nehmen. Die Wahrscheinlichkeit ist dabei hoch, dass Änderungen vorgenommen werden, und daher längst nicht so harte Neuerungen Realität werden. Sollte es aber dazu kommen, wären die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die EU-Vorgaben umzusetzen.