Kann sich die Toniebox bald von ganz alleine Geschichte ausdenken? Gut möglich, denn der Hersteller bereitet gerade den dafür erforderlichen technischen Schritt vor.
Tonies testet Geschichten-Generator auf Basis von Künstlicher Intelligenz
Egal ob „Gutenachtgeschichten“ mit Gloria Glühwürmchen oder „Seemannsgarn“ mit Käpt'n Blaubär: Aktuell basiert die Toniebox auf „echten“ Geschichten – also Texte, die von Menschen geschrieben wurden. Doch nun brechen neue Zeiten an: Der Hersteller Tonies plant erstmals den testweisen Einsatz von computergenerierten Inhalten, die „auf spielerische Weise“ erstellt werden sollen (Quelle: Tonies).
So soll es ablaufen: In der App mytonies können Eltern per Eingabemaske die wichtigsten Eckpunkte einer Geschichte vorgeben. Also beispielsweise den Namen des Helden und das Thema. Dazu lässt sich auch einstellen, in welchem Alter das Kind ist, damit der passende Wortschatz gewählt wird. Die Technik hinter den Kulissen ist mittlerweile weltbekannt: Es handelt sich um den Chatbot ChatGPT von OpenAI, der über eine Schnittstelle online angezapft wird.
Mit einem Klick auf den Button „Generate Story“ wird so ein individueller Text erstellt, der sich an den eben gemachten Vorgaben orientiert. Diesen können die Eltern dann entweder selbst aufnehmen oder mit Hilfe der „Text-to-Speech-Technologie“ in eine Audiodatei umwandeln. Das Ergebnis wird einem Kreativ-Tonie zugewiesen und kann schließlich auf einer Toniebox abgespielt werden.
Der geplante Testlauf soll entscheiden, wie es in Zukunft weitergeht. Es geht um die Frage, „ob und in welcher Form“ die künstliche Intelligenz für das breite Publikum ausgerollt wird, so der Tonies-Digitalchef Christian Sprinkmeyer gegenüber der WELT.
Bereits Mitte Mai soll es losgehen: Dann startet der Test mit 1.000 Nutzern, zunächst nur in Großbritannien. „Mit der gebotenen Vorsicht, aber auch mit Neugier und Begeisterung tauchen wir unsere Zehen in das KI-Wasser und erforschen, wie Kinder – zusammen mit ihren Eltern – künstliche Intelligenz richtig nutzen können, um ihre unbegrenzte Kreativität und ihren ausgeprägten Sinn für das Geschichtenerzählen auszuleben,“ erläutert Patric Faßbender, Mitgründer und Co-CEO von Tonies. Der Hersteller verspricht, das Risiko unangemessener Wörter und der Verletzung von Marken- oder Lizenzrechten durch entsprechende Beschränkungen „zu mindern“.
Wie gut das klappt oder wie es um die pädagogische Qualität der Texte bestellt ist, lässt sich noch nicht endgültig beantworten. Das Sprachmodell ChatGPT ist vielseitig und kann durchaus erstaunliche Ergebnisse liefern – ist aber auch dafür bekannt, Unsinn zu fabrizieren, der einfach nur gut klingt. Manche Menschen nutzen den Bot etwa, um passende Sprüche fürs Online-Dating zu finden.