Öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Privatsender sind knallharte Konkurrenten. Umso überraschender, wenn ausgerechnet der Chef von ProSieben und Sat.1 öffentlich zum Ende des Kriegsbeils aufruft. Die ARD hat aber ganz eigene Pläne.
Er ist der neue starke Mann an der Spitze von ProSiebenSat.1: Bert Habets. Seit Ende 2022 führt der 52-Jährige die Sendergruppe. Der erste öffentliche Auftritt war mit Spannung erwartet worden – und der Niederländer enttäuschte nicht.
ARD und ZDF sollen bei Joyn mitmachen
Denn mit seinem Vorschlag, die eigene Streaming-Plattform Joyn auch für die Konkurrenz von ARD und ZDF zu öffnen, überraschte Habets die Besucher eines Mediensymposium der Landesmedienanstalten. Joyn solle die Streaming-Inhalte von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern zusammenführen (Quelle: DWDL).
„Wir haben mit Joyn die Entwicklung eines Streamingdienstes ‚made in Germany‘ in der Hand. Zusammen können wir für Vielfalt und Qualität stehen“, so die Vision des ProSiebenSat.1-Chefs.
Einer der Angesprochenen, ARD-Chef Kai Gniffke, zeigte sich zumindest nicht abgeneigt. „Das finde ich einen großartigen Gedanken.“ Man habe nur eine Chance, wenn man eher in Richtung Kooperation denke.
Trotz der Einladung an ARD und ZDF, bei Joyn mitzumachen, sparte Habets aber nicht an Kritik. Denn wer Geld von fast jedem Haushalt bekomme, müsse sich fragen lassen, ob er effizient haushalte. Der ProSiebenSat.1-Chef forderte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Reformen.
Wer hält beim Rundfunkbeitrag am meisten die Hand auf?
Kaum Aussichten auf Erfolg
Ob aus der gemeinsamen Zukunftsvision, die Habets fürs öffentlich-rechtliche und private Fernsehen in Deutschland sieht, irgendwann auch gelebte Realität wird, dürfte aber fraglich sein. Erst zuletzt hat ARD-Chef Gniffke Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro in Aussicht gestellt, um die ARD bis Ende des Jahrzehnts zum Streaming-Spitzenreiter in Deutschland zu machen.
Und dann gibt es da noch den Dritten im Bunde: RTL. Die Sendergruppe hat mit RTL+ einen eigenen, sehr erfolgreichen Streaming-Dienst in der Hand und dürfte kein Interesse haben, gemeinsame Sache mit ProSiebenSat.1 und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu machen.