Erneuerbare Energien werden vor allem in Norddeutschland produziert. Der Süden importiert den Ökostrom, zahlt aber deutlich weniger Netzentgelte. Norddeutsche Politiker fordern vehement ein Ende des Nord-Süd-Gefälles. Auch die Bundesnetzagentur schaltet sich ein.
Strompreise: Ungerechte Verteilung belastet Norddeutschland
Rund um Netzentgelte ist ein neuer Streit entbrannt. Diese Gebühren, die den Ausbau der Stromnetze und den Anschluss von Wind- und Solaranlagen auf die Verbraucher umlegen, sind seit 2022 drastisch angestiegen. In einigen Regionen stiegen sie um fast 40 Prozent. Da der Ausbau erneuerbarer Energien stärker in Norddeutschland durchgeführt wird, sind es auch die Norddeutschen, die beim Netzentgelt stärker zur Kasse gebeten werden.
Selbst wenn der erzeugte Ökostrom in andere Regionen fließt, beeinflusst dies die Höhe der Netzentgelte am Produktionsort. Ein Beispiel dafür ist Schleswig-Holstein, das trotz massiver Ökostromproduktion die höchsten Netzentgelte mit durchschnittlich 9,79 Cent pro Kilowattstunde hat. Im Gegensatz dazu profitieren Regionen wie Berlin und Bayern von niedrigeren Tarifen.
Sowohl Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt als auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer fordern eine gerechtere Verteilung der Kosten. Sie betonen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nicht bestraft werden sollte. „Für mich ist es ärgerlich, dass wir für den Ausbau der Erneuerbaren Energien die Zeche zahlen müssen“, so Goldschmidt.
Auch die Bundesnetzagentur fordert eine Neuregelung. „Von einer anderen Verteilung der Kosten würden alle profitieren, die erneuerbare Energien ausbauen“, sagt Fiete Wulff, Pressesprecher der Behörde (Quelle: Kreiszeitung).
Mit einem Balkonkraftwerk lässt sich der Stromverbrauch senken:
Faire Netzentgelte: Gesetzentwurf im Bundestag
Ein Gesetzentwurf zur Reform der Netzentgelte liegt dem Bundestag bereits vor. Damit soll die Bundesnetzagentur ermächtigt werden, gerechtere Netzentgelte einzuführen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat zuletzt bei einem Bürgerdialog in Potsdam bekräftigt, das Nord-Süd-Gefälle bei Netzentgelten angehen zu wollen.