Der E-Auto-Boom in Deutschland schwächt sich nicht nur einfach ab, sondern ist vielmehr in sich zusammengefallen. Viele Hersteller klagen, dass sie ihre Stromer praktisch nicht mehr loswerden. In Äthiopien hingegen sieht es anders aus: Dort haben Autokäufer keine Wahl mehr. Es heißt Elektro oder gar kein Auto – aus gutem Grund.
Äthiopien macht Schluss: Verbrenner bleiben draußen
Die Entscheidung ist drastisch: Wie das äthiopische Ministerium für Transport und Logistik bekannt gegeben hat, dürfen in dem ostafrikanischen Land keine importierten Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden. Details sind noch wenige bekannt, das Verbot soll aber möglichst schnell greifen.
Da Äthiopien nicht über nationale Autohersteller verfügt, kommt der Schritt faktisch einem Verbrenner-Verbot gleich. E-Autos hingegen sollen in Äthiopien weiterhin willkommen sein. Dahinter steckt aber offenbar kaum ein Gedanke an den Umweltschutz.
Vielmehr hat die äthiopische Regierung kühl gerechnet: Umgerechnet fast 6 Milliarden US-Dollar soll das Land 2023 für den Import von Kraftstoffen ausgegeben haben – mehr als die Hälfte nur für den Betrieb von Benzinern und Diesel-Fahrzeugen. Jetzt soll mit der drastischen Maßnahme gespart werden (Quelle: Electrek).
Ob der ostafrikanische Staat auf Elektroautos vorbereitet ist, muss sich erst noch zeigen. Der Blick nach Deutschland macht klar: Einfach nur E-Autos vorschreiben, bringt nichts. Das stellen seit Jahren viele Deutsche fest, die früh gewechselt sind und nun auf Förderung für heimische Solaranlagen und Wallboxen warten oder auf der Suche nach der nächsten freien Ladesäule zu dem Schluss kommen: Mit dem alten Benziner war das doch deutlich einfacher.
Ohne Umweltbonus hat eine neue Rabattschlacht am E-Auto-Markt begonnen:
Erneuerbare Energien: Hier kann Deutschland noch was lernen
Hier muss sicher auch Äthiopien Lösungen finden. In anderer Hinsicht zeigt das Land uns Deutschen aber ein Beispiel, an dem man sich hierzulande eine Scheibe abscheiden kann: 97 Prozent des im Land genutzten Stroms kommt dem Bericht von Electrek zufolge aus eigenen erneuerbaren Quellen. Zumindest damit zeigt sich der Staat für Elektroautos gut gerüstet – und weit besser als Deutschland. Hierzulande ist der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung 2023 auf 56 Prozent gestiegen (Quelle: Bundesregierung).
Die Entscheidung in Äthiopien, voll auf E-Autos zu setzen, kann man einerseits fortschrittlich und erfreulich stringent nennen. Dabei gilt es aber, die Rahmenbedingungen nicht zu vergessen: So schwelen im ostafrikanischen Land derzeit etwa teils bürgerkriegsähnliche Zustände, seit die Regierung infolge der Corona-Pandemie die anstehenden Wahlen verschoben hatte. Politische Verbote bekommen in so einem Klima einen bitteren Beigeschmack – worum auch immer es sich dabei handelt.