Was muss man 2022 beim Kauf von Weihnachtsgeschenken aus dem Bereich Consumer Electronics beachten? Wir haben zwei Branchenverbände und einen Einzelhändler nach ihrer Einschätzung gefragt.
Eine Apple Watch, eine PS5, ein Thermomix – so manches kostspielige Technik-Gadget steht schon seit Monaten auf dem Wunschzettel, bis es dann endlich gekauft wird und unterm Weihnachtsbaum als Geschenk landet. Die Nachrichtenlage und die Erfahrungen der letzten Monate geben jedoch einigen Verbraucherinnen und Verbrauchern Grund zur Sorge: Platzt jetzt auch noch der Traum vom Weihnachtsgeschenk? Konkrete Themen sind die Inflation, eventuelle Lieferengpässe von begehrten Produkten und eine zunehmend professionalisierte Szene von Scalpern.
Die Branchenverbände sind zuversichtlich
Wenn man einen Blick auf beliebte Anschaffungen zur Weihnachtszeit wirft (TVs, Tablets, Kopfhörer etc.), stellt sich zwangläufig die Frage, ob mit langen Lieferzeiten zu rechnen ist. Einer der führenden Branchenverbände hat uns gegenüber dazu Entwarnung gegeben. „Ein generelles Lieferproblem der gesamten Branche ist nicht vorhanden,“ so Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu Consumer & Home Electronics GmbH (Veranstalterin der IFA).
Auch der ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) kommt zu dieser Einschätzung. Die Situation habe sich zuletzt entspannt, sodass derzeit nicht mit für die Kunden spürbaren Lieferengpässe zu rechnen sei. „Die Bevorratung bei den Herstellern und im Handel ist aktuell gut. Alle sind auf das vierte Quartal – einschließlich der Sonderanlässe wie Black Friday, Fußball WM und das Weihnachtsgeschäft – eingerichtet“, so Carine Chardon, Bereichsleiterin Consumer im ZVEI.
Ein früher Vorbote des Weihnachtsgeschäfts ist jeden Sommer die IFA in Berlin. In unserem Video stellen wir euch die diesjährigen Fernseher-Neuheiten der Messe vor:
Steigen die Preise weiter?
Exorbitante Gasabschläge, Preiserhöhungen bei Lebensmitteln – die Inflation erreichte in Deutschland zuletzt zweistellige Werte (Quelle: Statistisches Bundesamt). Bei vielen Produkten und Dienstleistungen wurde bereits oder wird noch an der Preisschraube gedreht: So schlug Sony bereits im Sommer knapp 50 Euro auf die PS5 auf, der beliebte Kopfhörer „Ear (1)“ von Nothing ist ab Ende Oktober für 149 US-Dollar zu haben (davor: 99 US-Dollar). Im November werden die Preise bei Sanifair von 70 Cent auf 1 Euro steigen. Wie steht es also um die Welt der Technik-Gadgets?
Dr. Warneke erklärt in Hinblick auf ihre Branche, dass gestiegene Energie- und Transportkosten zu höheren Preisen führen können. Dennoch habe die gfu „aktuell noch keine großen Preissteigerungen bei den Produkten der Consumer Electronics beobachtet.“ Eine pauschale Aussage kann sie jedoch nicht treffen, denn „die Preise werden von den Herstellern und dem Handel kalkuliert und festgelegt.“
Scalper kaufen den Markt leer
Weniger entspannt sieht Einzelhändler Andi Daniel (Strongvision, Esslingen) die Lage. Er bezieht einige seiner Artikel nicht direkt bei den Herstellern, sondern über Großhändler. Hier müsse er immer damit rechnen, dass bei besonders gefragten Produkten nicht genau Stückzahl geliefert wird, die von ihm bestellt wurde.
Verschärft wird die Situation zunehmend auch von sogenannten Scalpern oder Resellern: Das sind (semi-)professionelle Akteure, die unter anderem mit Hilfe von Bots den Markt leer kaufen. Sie verkaufen die Ware danach mit Preisaufschlägen teurer weiter. „Früher kannte man das von limitierten Sneakern oder dem neuesten iPhone-Modell, mittlerweile sehen wir das auch bei Lego oder eben der PS5“, erläutert Daniel. „Am Ende hat das natürlich Auswirkungen auf Preise und Verfügbarkeit – zumindest bei den Sachen, die gerade heiß sind. Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie vor einigen Jahren die Tonie-Boxen kurz vor Weihnachten kaum noch zu bekommen waren. Sowas kann jedes Jahr passieren – und die Szene der Reseller hat entsprechende Entwicklungen frühzeitig auf dem Schirm“.
Früh kaufen ist klug
Mit dem Singles Day am 11.11.2022 startet auch dieses Jahr wieder das Weihnachtsgeschäft. Der Handel lockt dann mit zahlreichen Rabatten, spätestens am Black Friday am 25.11.2022 wird in praktisch jedem großen Online-Shop die Schnäppchenjagd ausgerufen. Es ist erfahrungsgemäß ratsam, in dieser Zeit einen konzentrierten Blick auf die Angebote zu haben – und nicht zu lange zu warten.
„Frühzeitig zu kaufen ist vor allem dann nicht verkehrt, wenn Kundinnen und Kunden auf ein spezifisches Gerät festgelegt sind oder wenn sie von Sonder-Aktionen profitieren“, so Carine Chardon vom ZVEI. Ganz ähnlich sieht das auch Einzelhändler Daniel, der alljährlich kurz vor Heiligabend von verzweifelten Last-Minute-Shoppern besucht wird: „Die zögern mit der Kaufentscheidung bis zum letzten Tag und brauchen dann noch schnell was für die Bescherung. Wir versuchen natürlich, die Verfügbarkeit bis dahin sicherzustellen – aber manchmal heißt es einfach: Pech gehabt! Dann wirds halt diesmal nur ein Geschenkgutschein.“