Konkurrenz belebt das Geschäft lautet eine wirtschaftliche Binsenweisheit, die der Chef von Vodafone so nicht gelten lassen will. Hannes Ametsreiter sieht im Einsteig von United Internet/1&1 als Netzbetreiber eine Gefahr für Verbraucher. Die Warnung ist allerdings nicht uneigennützig.
Wenn der Vodafone-Chef sich zum Stand des Mobilfunknetzes in Deutschland äußert, hat das Gewicht. Der Düsseldorfer Konzern ist immerhin einer von nur drei Netzbetreibern für Mobilfunk in Deutschland. Bisher zumindest, denn mit United Internet, der Firma hinter 1&1, steht ein neuer Konkurrent in den Startlöchern. Was bei Vodafone nicht gut ankommt.
Vodafone-Chef: Mobilfunkkunden geht es ohne 1&1 besser
Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone, erklärt, warum er den Einstieg von United Internet in die bisher recht exklusive Riege der Netzbetreiber für riskant hält, vor allem im Bezug auf die anstehenden Frequenzversteigerungen 2023: „Wenn Sie das gleiche Spektrum nun auf vier Betreiber verteilen, müssten Sie einem oder mehreren etwas wegnehmen. Die Datenautobahn wird dann für alle kleiner“ (Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung via Presseportal).
Auch bei der Netzabdeckung befürchtet er Lücken, wie der CEO bereits vor einigen Wochen deutliche machte.Unter anderem werden die Frequenzen im Bereich von 800 MHz neu vergeben, die in Deutschland den sogenannten LTE-Coverage-Layer bilden – also für die Grundversorgung mit 4G in der Fläche zuständig sind.
Entsprechend die Forderung: Statt Frequenzbereiche neu zu versteigern, sollte man die bestehende Verteilung verlängern, bis 2030, also um weitere fünf Jahre. „Ich wünsche mir, dass wir aus den falschen Entscheidungen bei vergangenen Frequenzvergaben lernen“, so Ametsreiter weiter. Die Forderung kommt faktisch einem Ausschluss des Neueinsteigers 1&1 für den Rest des Jahrzehnts gleich.
Warum 1&1 keine Gefahr für die Netzabdeckung ist
Aber was ist dran an der vermeintlichen Gefahr durch 1&1? Die zuständige Bundesnetzagentur prüft derzeit mögliche Szenarien. Grundsatz dabei ist auch, dass die Netzabdeckung nach Auslaufen der aktuellen Frequenzzuteilungen mindestens verbessert werden soll. Auf keinen Fall dürfe es ab 2025 bergab gehen (Quelle: Bundesnetzagentur).
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Gleichzeitig soll der Wettbewerb gestärkt werden, alle möglichen Szenarien müssen also neuen Wettbewerbern den Zugang ermöglichen. Unklar ist noch, welchen Weg man gehen wird: Möglich sind etwa die vollständige Neuversteigerung der Frequenzen bei 800 MHz oder eine Übernahme durch einen einzigen Betreiber. Dieser würde verpflichtet, anderen Anbietern die Nutzung zuzusichern. Auch Mischvarianten sind im Gespräch.
Die Bundesnetzagentur sieht zwar ebenfalls das Risiko eines „Bietwettbewerbs“ bei drei Frequenzblöcken für vier potentielle Bieter (Telekom, Vodafone, Telefónica/o2, United Internet/1&1). Dort ist man aber der Ansicht, dies durch alternative Vergabeverfahren in den Griff zu kriegen. Das Risiko für Verbraucher ab 2026 vermehrt in Funklöcher zu geraten, ist gering.