Für deutsche Autobauer bahnt sich eine Krise an: Von BMW bis Volkswagen bleiben immer mehr Bestellungen aus. Das trifft besonders Elektroautos, die doch eigentlich immer beliebter werden sollten – und zeigt, dass die deutschen Traditionsmarken vor einem riesigen Konkurrenz-Problem stehen.
E-Autos in der Krise: Kunden wollen keine BEVs
„Die Auftragseingänge bei Elektroautos liegen branchenweit 30 bis 50 Prozent unter dem Vorjahr“, erklärt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK; Quelle: Handelsblatt). Praktisch alle Hersteller seien davon betroffen. VW hat bereits in den Krisenmodus geschaltet. Es soll gespart werden, wo es nur geht, denn die Kernmarke des VW-Konzerns bleibt derzeit auf Tausenden unverkauften E-Autos sitzen.
Laut Markenchef Thomas Schäfer stehe die Zukunft der Marke „auf dem Spiel“. VW kommt zwischen Januar und Mai 2023 den Berechnungen des Handelsblatts zufolge auf ein Minus bei der Autoproduktion von 23 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2019. Weil in den Zwischenjahren die Produktion durch die Pandemie durcheinander geworfen wurde, vergleicht man mit dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.
Auch bei Deutschlands anderen Autobauern sieht es nicht viel besser aus. BMW kommt im Vergleichszeitraum auf minus 10 Prozent. Mercedes hingegen baute 31 Prozent weniger Autos als vier Jahre zuvor. Bei den Stuttgartern ist das allerdings zumindest teilweise so gewollt. CEO Ola Källenius will mehr auf Luxus setzen, weniger auf hohe Stückzahlen.
Die deutschen Autobauer müssen sich mit immer härterer Konkurrenz messen:
Auch VW will mit seinem Fokus auf die Marge mehr pro verkauftem Auto verdienen, als über die Masse Geld zu machen. Unterdessen zeigen die Konkurrenten, dass genau das der falsche Schritt sein könnte. Tesla etwa hat die Fahrzeugpreise seit Beginn des Jahrs deutlich gesenkt und kann so weiter vergleichsweise erfolgreich E-Autos in großer Menge verkaufen.
Gerade bei Elektroautos sind diese Entwicklungen stark zu spüren. Die wirtschaftliche Lage macht die teureren Stromer weniger attraktiv. Dazu kommt der sinkende Umweltbonus. Wenn ab 1. September nur noch Privatkunden Förderung beantragen können, erwarten manche Händler schon den nächsten Nachfrage-Schock.
Auto-Experte: Weg zurück könnte versperrt sein
Laut Peckruhn könnte der Weg zurück bereits versperrt sein: „In Summe werden wir womöglich nie wieder auf ein Verkaufsniveau wie vor der Coronapandemie mit 3,6 Millionen Pkw zurückkehren.“ Die deutschen Hersteller müssen sich etwas einfallen lassen, um der Situation Herr zu werden und mit der immer stärkeren Konkurrenz von Tesla sowie vor allem von chinesischen Herstellern etwas entgegensetzen zu können.