Mit dem Serienstart von „Shōgun“ brechen der US-amerikanische Fernsehsender FX und Walt Disney aktuell einen Rekord nach dem anderen. Innerhalb von nur 6 Tagen erreichte die erste Folge weltweit 9 Millionen Views auf Hulu und Disney+ und schafft es mit dieser erfolgreichen Premiere weltweit auf den 1. Platz aller Scripted General Entertainment Serien.
Die zehnteilige Mini-Serie basiert auf dem Bestsellerroman von James Clavell und erzählt eine packende Geschichte von Intrigen, Schlachten und Machtkämpfen der japanischen Sengoku-Zeit, in der Fiktion und Realität sich verflechten. Wer sich als junger Samurai Jin Sakai bereits durch die Spielwelt von „Ghosts of Tsushima“ bewegt hat, für den ist das feudale Japan, in welchem auch „Shōgun“ angesiedelt ist, kein Neuland.
Wie viele Fans des „Open-World“-Spiels schätze ich dieses vor allem für seine Detailverliebtheit und die Hingabe zur historischen Genauigkeit. Die japanische Insel Tsushima dient mit ihrer atemberaubenden Natur als Schauplatz großer Unruhen, während mongolische Heere eine Invasion im Land versuchen. Vorbild hierfür sind die tatsächlichen militärischen Angriffe der Mongolen auf Japan im Jahre 1274, die von Kublai Khan, dem Enkel des Dschingis Khan, angeführt wurden.
„Shōgun“: Darum geht es in der Erfolgsserie
Die erste Folge von „Shōgun“ beginnt mit der Ankunft eines barbarischen Schiffs in einem armen Fischerdorf. Nach einer gefährlichen zweijährigen Odyssee ist es dem englischen Navigator John Blackthorne (Cosmo Jarvis) endlich gelungen, die japanische Küste anzusteuern, doch ahnt er noch nicht, dass ihn ein zerrüttetes Land inmitten eines großen politischen Umbruchs erwartet.
Seit dem Tod des japanischen Herrschers, dem Taikō, teilt sich eine Gruppe von Kriegsfürsten die Macht, bis dessen junger Thronfolger volljährig ist, doch das Misstrauen untereinander ist groß und besonders der mächtige Lord Toranaga (Hiroyuki Sanada) ist seinen Gegnern ein Dorn im Auge. Mit diesen erbarmungslosen Rivalen gegen sich versammelt scheint Toranagas Lage zunächst aussichtslos, bis er von dem geheimnisvollen fremden Schiff erfährt und seine Hoffnung in den englischen Anjin (japanisch: Pilot) setzt.
Wie „Ghosts of Tsushima“ beruht auch „Shōgun“ auf tatsächlichen historischen Ereignissen, die allerdings um die 300 Jahre später, während der späten Sengoku-Zeit in Japan stattfanden. Der daimyō Toranaga ist hierbei dem historischen Vorbild des geschätzten Herrschers Tokugawa Ieyasu nachempfunden, der mit der Edo-Periode die längste Friedenszeit der japanischen Geschichte einläutete.
Toranagas Aufstieg wird in einer ungewöhnlichen Allianz von dem englischen Seemann William Adams unterstützt, welcher die Vorlage für den Seriencharakter John Blackthorne darstellt. Als erster Engländer in Japan und persönlicher Berater Tokugawas wurde Adams zum Samurai und leitete später sogar den Bau der ersten Schiffe westlicher Bauart im Lande.
Episches Historiendrama mit Liebe zum Detail
Nachdem ich für den Streamingstart von „Shōgun“ mit Disney nach Japan reisen durfte und mich auf den Spuren der Serie durch das Land bewegt habe, ist mir noch einmal mehr bewusst geworden, wie sehr sich sowohl das Spiel als auch die Serie einer wahrheitsgetreuen Darstellung des mittelalterlichen Japans verpflichten.
Ob beim Baden im Onsen-Spa, in heißen natürlichen Quellen, oder beim Besuch diverser Schreine und Tempel, oft genug fühlte ich mich an „Ghosts of Tsushima“ erinnert und freute mich, diese essenziellen Teile der japanischen Kultur auch in „Shōgun“ wiederzufinden.
Dem Entwicklerduo der Serie, bestehend aus der ausführenden Produzentin Rachel Kondo und Showrunner Justin Marks, liegt es merklich am Herzen, ein authentisches Bild des feudalen Japans zu zeichnen, wie es bereits dem Autor der Romanvorlage James Clavell gelingt. Hierfür stand unter anderem der belgische, in Japan lebende Historiker Frederik Cryns Showrunner Justin Marks als historischer Berater mit seiner Expertise zur Seite.
Reise nach Japan und Treffen mit Frederik Cryns
Frederik in Japan persönlich zu treffen und sich von ihm durch den Nijo-Palast in Kyoto und die Burg von Osaka führen zu lassen war eine ganz besondere Erfahrung. Während Kampfszenen und Schlachten für „Shōgun“ durch Masters of Movement perfektioniert wurden und Szenenbildnerinnen und Szenenbildner die Kulissen von japanischen Dörfern bis hin zu prächtigen Palästen und der Festung von Osaka zu großen Teilen in Vancouver originalgetreu nachbauten, merkt man schnell, dass Frederik die kleinen Feinheiten, die nur geschulte Blicke wahrnehmen ganz besonders schätzt. So steuerte er Details wie etwa die Sitz-Anordnung im Audienzsaal in der ersten Folge bei, oder bestand auf Szenen, in denen die Samurai gemeinsame Gedichte schreiben.
Wer „Ghosts of Tsushima“ gespielt hat, kennt das Verfassen von Haiku auch hierher. Aber auch der strenge Ehrenkodex der Samurai, der einen als Spielerin und Spieler von „Ghosts of Tsushima“ gerne mal in die Bredouille bringt, ist ein sehr präsentes Thema in der Abenteuerserie.
Wie viele Parallelen die Serie aber wirklich zum Spiel bietet, lohnt sich allerdings für alle, die von der Welt des feudalen Japans nicht genug bekommen können selbst herauszufinden. Die ersten fünf Folgen von „Shōgun“ stehen bereits auf Disney+ zum Streamen bereit, neue Episoden folgen bis zum 23. April 2024 wöchentlich immer dienstags.