Das Bahnchaos reißt nicht ab, Verspätungen häufen sich seit Monaten. Streiks bringen für viele Bahngäste da schnell das Fass zum Überlaufen – gerade wenn nicht klar ist, ob über die Feiertage noch Verlass auf den Fahrplan ist. Der Gewerkschaftsboss der streikfreudigen Lokführer stellt jetzt klar, wie der Plan zu Weihnachten und Neujahr aussieht.
Update vom 20. Dezember 2023: In einer Urabstimmung haben die Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft GDL am 19. Dezember über weitere Streiks entschieden. Die dafür nötige Mehrheit hat Gewerkschafts-Chef Claus Weselsky zusammen. Es bleibt aber beim vorher gefassten Plan: Erst ab 8. Januar ist mit neuen Streiks zu rechnen, nicht aber über Weihnachten und Silvester (Quelle: Tagesschau).
Dann dürfte es aber mehr werden als die bisherigen 24-stündigen Arbeitsniederlegungen: „Das, was jetzt kommt, wird kräftiger, wird länger und wird härter für die Kunden“, so Weselsky. Trotzdem sei man sich der Verantwortung gegenüber den Bahnkunden bewusst. Von unbefristeten Streiks ist demnach nicht auszugehen. Mehrere Tage praktisch ohne Zugverkehr sind hingegen durchaus möglich.
Originalartikel:
Bahnstreiks: Neue Fahrplan-Unterbrechungen drohen erst im Januar
35 Stunden Arbeit pro Woche statt wie bisher 38. Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich. Ein gesonderter Tarifvertrag für Fahrdienstleiter. So lauten einige der Forderungen, die die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aktuell in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn durchsetzen will.
Dafür greift man auch zu Streiks, die zuletzt aber auf 24 Stunden am Stück beschränkt waren. Damit ist bald Schluss, wenn man nicht zu einer Einigung kommt, kündigt GDL-Chef Claus Weselsky jetzt in einem Interview an (Quelle: Augsburger Allgemeine). Es bei 24-stündiger Arbeitsniederlegung zu belassen, sei „töricht“, so Weselsky, denn der Schritt habe bei der DB keine Wirkung gezeigt.
Der Gewerkschaftsführer rechnet daher mit einer erfolgreichen Urabstimmung für weitere und längere Streiks. „Ab dem 8. Januar sollte man mit längeren Arbeitskämpfen rechnen. Wir werden die Blockadehaltung der Bahn aufbrechen. Anders geht es nicht“, so Weselsky.
Er verspricht aber auch:
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat noch nie um Weihnachten oder um den Jahreswechsel herum gestreikt. Alle Berichte, wir würden das dieses Jahr tun, waren irreführend.
Lokführer werden Deutsche Bahn an Feiertagen nicht bestreiken
Wer für die Weihnachts-Feiertage, zwischen den Jahren oder um Silvester und Neujahr herum auf die Bahn angewiesen ist, muss demnach zumindest keine Probleme durch Streiks der Lokführer fürchten.
Dass deshalb aber alles läuft wie geschmiert, ist keinesfalls sicher. Denn die DB hat auch ohne Streiks große Schwierigkeiten, den geregelten Fahrplan aufrecht zu erhalten. Nur noch jeder zweite Zug im Fernverkehr der Deutschen Bahn ist im November pünktlich gefahren. Gegenüber dem Plan von Pünktlichkeit bei fast drei Vierteln aller Züge ist das wieder einmal ein Armutszeugnis.
Ob alt oder neu – die Fernverkehrszüge der DB bekleckern sich derzeit nicht mit Ruhm:
Schon das ganze Jahr über stolpert die DB von einem Negativ-Rekord zum nächsten. Besserung ist Vekehrsminister Volker Wissing zufolge erst ab Mitte 2024 zu erwarten, wenn die Bauarbeiten an einer wichtigen Teilstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim abgeschlossen sein sollen. Wie die Streckensanierung über die nächsten Jahre weiterlaufen wird, ist wegen des Haushaltsdebakels der Bundesregierung derzeit aber noch nicht gesichert.