Silent Hill: Ascension macht mich wütend wie schon lange nichts mehr. Wenigstens eine Sache ist jetzt schon fast sicher: Ascension hat erst angefangen und hat trotzdem hoffentlich keine Zukunft. Jetzt gibt es nur noch einen Hoffnungsschimmer für Silent Hill.
Wenn ich mir Silent Hill: Ascension so ansehe, dann möchte ich der ganzen Spieleeindustrie einmal so richtig den Hintern versohlen. Und ihr solltet das auch wollen, denn Ascension ist nicht nur grafisch sowie spielerisch Quatsch, sondern will euch für diesen Quatsch auch noch das Geld aus der Tasche ziehen. Selbst wenn Ascension eine tolle Serie mit großem Budget wäre, würde allein das Bezahlsystem ausreichen, damit ich nichts damit zu tun haben wollte.
Silent Hill: Ascension ist schamloser Quatsch
Ascension ist eine interaktive Serie, die online gestreamt wird und bei der Spieler die Entscheidungen in der Serie bestimmen können. Entscheidungen können live oder nachträglich getroffen werden – jede Entscheidung hat ein Zeitlimit, an dessen Ende die Interaktion ausgewertet wird. Um eine Entscheidung in der Serie beeinflussen zu können, müsst ihr IP (Influence-Points) ausgeben. IP werden gekauft und können in Ascension erspielt werden. Je mehr IP ihr in eine Entscheidung steckt, desto schwerer fällt euer Votum ins Gewicht. Am Ende einer Entscheidung erhält jener Mitspieler, der am meisten IP für die getroffene Entscheidung ausgegeben hat, einen Ehrenplatz.
Kurzum: Das grundlegende Entscheidungssystem ist nicht nur Pay-To-Win, sondern bevorzugt die Wünsche all jener, die am meisten Geld ausgeben.
Silent Hill: Ascension hat auch einen Season Pass, den ihr mit dem Founders Pack erhaltet. Im Season Pass bekommt ihr besondere Cosmetics für euren Charakter, mit dem ihr bei einem Gewinnspiel mitmachen könnt. Der Charakter des Gewinners wird Kanon inSilent Hill: Ascension werden und in der Serie auftreten. Lustig hier: Jedes Los für dieses Gewinnspiel kostet IP. Je mehr Lose ihr kauft, desto größer ist eure Chance auf den Gewinn.
Im offiziellen Video wird erklärt, wie Silent Hill: Ascension funktioniert:
So werden Gewinnspiel und Pay-To-Win vermischt
Jacob Navok, Chef des Entwicklers Genvid, hat im Vorfeld ausdrücklich gesagt, dass Silent Hill: Ascension nicht Pay-To-Win sei, weil Zuschauer nicht einfach eine Menge IP kaufen und die anderen Mitspieler wegvoten können (Quelle: Polygon). Das scheint eine Lüge zu sein. Ascension ist exakt das, was Navok hier beschrieben hat. Es ist eine schamlos ekelhafte Gelddruckmaschine, die sich von unwissenden Spielern ernährt. Denn selbst wenn ihr diesem Entwickler gern etwas Geld in die Hand drücken würdet, wird eure Entscheidung in Ascension nichts bewirken – außer ihr seid extrem reich. Es wird nämlich sehr wahrscheinlich immer jemanden geben, der alle anderen aussticht.
Besonders hinterhältig ist die Art, wie eine Geldmaschine à la Ascension funktioniert. Ihr wettet hier nicht auf Pferde, wobei es einzig um die Wette selbst und das Erlebnis des Pferderennens gehen würde. Nein, die Story von Ascension – so schlecht sie auch sein mag – wird versuchen, euch Charaktere ans Herz wachsen zu lassen, bevor das gesamte Publikum eine Entscheidung treffen muss, die über Leben und Tod des Charakters richtet.
Es ist ein bisschen wie Game of Thrones – nur, dass ihr Geld bezahlen müsst, um Joffrey endlich sterben zu sehen oder Jon Snow zu retten. Und je wichtiger euch der Charakter geworden ist, desto mehr Geld wollt ihr in die richtige Entscheidung stecken. Darauf wartet Konami. Auf diesen Moment, wenn ihr die 1.000 Euro überweist.
Natürlich gibt es noch mehr Probleme bei Silent Hill: Ascension. Die Serie hat rein gar nichts mit Silent Hill zu tun, abgesehen vom Namen. Das sollte spätestens dann klar werden, wenn euch der Shop vom Spiel vorschlägt, euch doch ein Trauma-Emote zu kaufen – und zwar dieses:
Eine Bitte von mir: Spielt Silent Hill: Ascension nicht. Schaut es euch nicht an. Gebt dem Publisher nicht das Geld, das er euch aus den Taschen ziehen will. Unterstützt bitte niemanden, der solche „Spiele“ entwickelt.
Gibt es noch Hoffnung?
Ich bin nicht sicher, ob es je wieder ein tatsächlich gutes Silent Hill geben kann, solange Konami die Marke gehört. Andererseits gibt es momentan drei weitere Silent-Hill-Ableger, die in Arbeit sind. Wie ich bereits an anderer Stelle festgehalten habe, glaube ich nicht, dass Entwickler Bloober Team das Zeug dazu hat, ein würdiges Remake von Silent Hill 2 zu entwickeln. Jedoch glaube ich auch nicht, dass irgendjemand die Widerlichkeit von Ascension toppen kann.
Meine tatsächliche Hoffnung liegt in Silent Hill f und Silent Hill: Townfall. Silent Hill f wird der neue kanonische Teil der Serie sein und bietet einen absolut durchgeknallten Trailer, der an eine Mischung aus den Filmen Annihilation und Midsommar erinnert:
Silent Hill f sieht bis jetzt fantastisch aus. Auch, wenn es gar keine so starken Silent-Hill-Vibes hat, wirkt es wie ein ähnlich verstörendes Spiel mit extrem viel Kreativität. Ich bin gespannt, wie das Endprodukt aussehen wird.
Am nächsten an Silent Hill kommt in meinen Augen Silent Hill: Townfall heran. Was für mich keine Überraschung ist, denn dieses Spiel wird von No Code entwickelt, das leider viel zu wenige kennen. Von No Code stammen die fantastischen Games Observation und Stories Untold.
Schaut in den Trailer zu Silent Hill: Townfall:
Zugegeben, von Silent Hill: Townfall ist nicht viel mehr bekannt als eben dieser winzige Teaser. Letztendlich werde ich aber wohl zufrieden sein, solange das nächste Silent Hill mir keinen kunterbunten Trauma-Sticker für 10 Euro verkaufen will.