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Ubisoft-Chef gibt anderen die Schuld für Sexismus-Problem


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Der CEO von Ubisoft Yves Guillemot äußerte sich nun zu den Vorwürfen zu systematischen Sexismus beim Publisher. Er lehnt die Verantwortung ab, sei „von anderen verraten worden“.

© Ubisoft
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Ein Bericht der Website Bloomberg deckte kürzlich viele Fälle von Sexismus und sexuellen Übergriffen auf Frauen beim Publisher Ubisoft auf. Der Kreativ-Chef Serge Hascoët soll einen „Männerclub“ um sich versammelt haben, der systematisch, Frauen im Unternehmen unterdrückte, eine Machokultur prägte und das über zehn Jahre hinweg.

Hascoët und einige Beteiligte mussten vor wenigen Wochen Ubisoft verlassen. Eine wichtige Frage bleibt jedoch: Was wusste CEO Yves Guillemot?

Diese Frage interessierte auch die Investoren von Ubisoft und in einer Telefonkonferenz wurde Guillemot dazu befragt. Die Aufzeichnung kann über eine Pressemitteilung mit den aktuellen Verkaufszahlen abgerufen werden. In dem Dokument werden auch Schritte vorgestellt, die die Missstände in der Unternehmenskultur beseitigen sollen.

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Die wichtigste Frage stellte Ken Rumph, ein Analyst der Firma Jefferies:

„Ich wollte Yves als Gründer und CEO der Firma eine Frage stellen – und wichtigere Leute als ich werden fragen – aber in der Art, das ich diese Frage zu dem was kürzlich passiert ist, mit drei Optionen stellen könnte:
Zum einen könnten sie nicht gewusst haben, was passiert ist… was nicht gut ist.
Oder, sie wussten nicht genug und hätten mehr fragen sollen. Das ist vielleicht die Antwort.
Oder, sie wussten es, was natürlich nicht gut wäre.
Das sind meine Möglichkeiten. Sie beantworten die Frage möglicherweise anders. Aber ich möchte trotzdem fragen, was ihre Antwort auf die Frage bezüglich ihrer Verantwortung als CEO und, wie gesagt, ich stelle die Frage aber vermutlich stellen sie wichtigere Leute als ich.“

Yves Guillemots Antwort:

„Danke für ihre Frage. Tatsächlich mussten wir jedes Mal, wenn wir über dieses Verhalten informiert wurden, harte Entscheidungen treffen. Wir haben dafür gesorgt, dass diese Entscheidungen klare und positive Auswirkungen hatten. Das ist also sehr wichtig. Es hat sich nun gezeigt, das gewisse Individuen das Vertrauen betrogen haben, das ich ihn sie gesetzt habe und auch die Werte von Ubisoft. Ich habe nie meine Werte und Moral verraten und werden es nie. Ich werde weiterhin Ubisoft leiten und transformieren, um die Herausforderungen von heute und morgen zu meistern.“  
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Guillemot scheint sich also für die erste Option von Rumph zu entscheiden und hat von nichts gewusst. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und gibt die Schuld an andere weiter, nämlich die, die sein Vertrauen verraten haben. Frage und Antwort sind sehr diplomatisch formuliert, doch im Grunde wurde er gefragt, ob inkompetent oder unmoralisch gehandelt hat.

Die Möglichkeiten sind nämlich anders ausgedrückt:

  1. Er wusste, was passiert ist und entschied sich nichts zu tun. Möglicherweise um seinen langjährigen Freund Serge Hascoët zu schützen.
  2. Er hat die Augen verschlossen und wollte von der ganzen Sache nichts wissen.
  3. Er wusste wirklich nichts und hatte keine Ahnung, dass in dem Unternehmen, das er leitet, über zehn Jahre lang systematischer Sexismus von der Führungsebene ausging.

Die konkreten Vorwürfe zu sexuellen Übergriffen, dem Verhindern von Frauen in der Führungsebene und das Übertragen dieses Verhaltens in die Spiele wurden nicht thematisiert. Wie sollte Yves Guillemot das aber auch tun – er wusste ja von nichts.

Originalmeldung vom 22. Juli 2020:

Zur berühmt-berüchtigten Ubisoft-Formel gehörte wohl auch Sexismus

Ein umfassender Insider-Bericht zum Videospielgiganten Ubisoft zeichnet ein Bild von einem „herrschenden“ Männerclub, der weibliche Hauptrollen klein hielt.

© Ubisoft

Ein Bericht des bekannten Videospieljournalisten Jason Schreier auf der Seite Bloomberg (kostenpflichtiger Artikel) schlägt aktuell große Wellen. Durch Gespräch mit über 40 Mitarbeitern von Ubisoft erfuhr Schreier von einer Machokultur in der Chefetage des Publishers.

Die in dem Artikel zusammengebrachten Anschuldigungen reichen von unangebrachtem Verhalten bis zu sexuellem Missbrauch. Offizielle Beschwerden soll die Personalabteilung unter den Teppich gekehrt haben.

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In der Führungsebene scharrte vor allem der kreative Leiter von Ubisoft Serge Hascoët, übrigens ein guter Freund des CEOs Yves Guillemot, männliche „Gleichgesinnte“ um sich. Hascoët soll bei Ubisoft völlige Freiheit genossen haben und konnte tun, was er wollte. Sein Männerclub unterstützte ihn dabei und genau so soll es dort auch zugegangen sein. Meetings in Strip-Lokalen, Pornos auf den PCs und geschmacklose Witze sollen eine grundsätzlich misogyne Atmosphäre geschaffen haben, Frauen soll der Aufstieg bei Ubisoft durch diese Gruppe aktiv verwehrt worden sein.

Serge Hascoët sowie zwei weitere Mitglieder der Chefetage mussten in Konsequenz der schon vor dem Erscheinen des Berichtes bekanntgewordenen Vorwürfe, Ubisoft bereits verlassen.

Auswirkungen auf Assassin's Creed und andere Ubisoft-Spiele

Die Entwickler-Teams versuchten schon länger, die Assassin's Creed-Spiele mit weiblichen Hauptrollen zu versehen. So berichtet Schreiers Artikel, dass Versuche starke weibliche Charaktere einzuführen, immer von Hascoët abgelehnt wurden.

Schon in AC:Unity sollte eine Frau die Hauptrolle übernehmen, von oben hieß es jedoch, es sei zu viel Arbeit, so viele neue Animationen und neue Kleidung zu erstellen. Für Origins gab es die Idee, den Titelhelden Bayek überraschend sterben zu lassen und als seine Frau Aya das Spiel fortzuführen. AC: Odyssey hätte, wäre es nach den Entwicklern gegangen, nur Kassandra als Protagonistin gehabt. All diese Ideen wurden von Hascoët oder einem seiner „Clubmitglieder“ abgeschmettert. Es hieß dann, „starke weibliche Figuren würden sich nicht verkaufen“.

Neben dem Geräusch der knirschenden Zähne der Entwickler, hättet ihr auch jedes Mal das Durchladen der Waffen von Lara Croft und das Spannen der Bogensehne von Aloy hören können.

Sexismus mit System, eben eine Formel

Nicht nur die Unternehmenskultur scheint also von Sexismus geprägt gewesen zu sein, es hatte auch Einfluss auf die Spiele. Zwar ist Ubisoft einige der dafür verantwortlichen Personen jetzt los, doch gilt es für das Unternehmen nun auch über Jahre gewachsene Strukturen und Denkweisen aufzubrechen – ein hartes Stück Arbeit.

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