VW hat feste Ziele, Audi und Daimler schärfen nach, während BMW einen entspannteren Kurs verteidigt. Das E-Auto ist markenübergreifend bei deutschen Autobauern angekommen. Doch wie man damit umgeht, darüber besteht keine Einigkeit.
Deutsche Automarken uneins: E-Autos ja, aber wann?
Die ganze Automobilbranche setzt auf das E-Auto. Die ganze? Nein, ein (nicht ganz so) kleiner Hersteller aus Deutschland widersetzt sich dem Trend. Zumindest dem Trend, einander mit dem frühestmöglichen Zeitpunkt zum vollständigen Umstieg auf Elektroautos zu unterbieten. Während zuletzt Audi und Daimler ihre jeweilige Zielsetzung für das Ende des Verbrenners nach vorne korrigiert haben, will BMW sich Zeit lassen.
Ähnlich wie zuletzt Toyota, kündigen auch die Bayern an, dass der Elektroantrieb für sie nicht alternativlos ist. Wie Konzernchef Oliver Zipse in einem Interview erklärte, richte man sich damit nach dem Willen der Kunden. „Die wahren Entscheider in unserer Industrie sind die Kunden. Und die sollte man nie aus den Augen verlieren“, zitiert der Spiegel aus einem Interview der Passauer Neuen Presse und des Donaukuriers.
Bis 2030 will BMW laut Zipse die Hälfte seiner verkauften Autos auf E-Antrieb umgestellt haben. Aber er glaubt nicht an den vollständigen Siegeszug bis zum Ende des Jahrzehnts. „Wenn ein Hersteller dann kein Verbrennerangebot mehr hat, dann geht ihm das halbe Marktvolumen verloren, und er befindet sich auf einem unternehmerischen Schrumpfungskurs.“ Bei BMW fürchtet man das große Bekenntnis zum E-Auto. Ob zurecht, wird sich erst in einigen Jahren zeigen.
Ob früher oder später, die E-Autos sind kaum noch aufzuhalten. Im Video erfahrt ihr typische Irrtümer über die Stromer:
VW-Konzern macht Druck, BMW und Daimler gelassen
Beim VW-Konzern ist man sich seiner Sache hingegen sicher, wie das jüngste Beispiel von Audi zeigt. Nach aktuellem Plan will man 2026 den letzten Audi mit Verbrennungsmotor auf den Markt bringen, schon 2032 oder 2033 werden dann nur noch E-Autos verkauft. Bei Daimler gilt derweil das Ziel der vollständigen Klimaneutralität bis 2039 offiziell als konservativ geschätzt. Aktuell geht man davon aus: „Wir werden bis 2030 bereit sein, alle Marktsegmente von der A-Klasse bis zur S-Klasse mit Elektrofahrzeugen abdecken zu können“, so CEO Ola Källenius laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Auch bei Mercedes will man den Verbrenner aber noch nicht abschreiben.
Die Beispiele zeigen: Die Branche tendiert zwar zum E-Auto, bei Geschwindigkeit und Grad, inwieweit die Produktion zugunsten von Elektrofahrzeugen umgestellt werden soll, herrscht jedoch keine Einigkeit. Was auffällt: Zögerlich wirken in erster Linie die Premium-Hersteller mit geringerem Fokus auf günstige, absatzstarke Modelle.