Wenn Elon Musk eines ist, dann ist das ehrgeizig. Die Ambitionen des Tesla-Chefs sind groß. Das führt jedoch auch dazu, dass der Milliardär regelmäßig Versprechen gibt, die er beziehungsweise sein Team nicht halten kann. Ein paar der vorschnellen Versprechen haben wir euch in dieser Bilderstrecke zusammengefasst.
Seine Vorhaben verkündet Elon Musk entweder auf großer Bühne oder auf Twitter. Die Projekte sind mal mehr mal weniger realistisch und variieren hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit – man denke nur an den Flammenwerfer, das „Burnt Hair“-Parfüm oder den Tesla Roadster, der einsam in Richtung Mars driftet.
Tesla: Es hagelt Kritik für den Autobauer
Elon Musk will hoch hinaus und das in jeglicher Disziplin: E-Mobilität, Raumfahrt, künstliche Intelligenz oder Robotik. Bei seinem Kommentar zum Twitter-Kauf betonte Musk sein Bedürfnis, der Menschheit zu helfen. Ja, Tesla ist im Trend – die Errungenschaften der Forschungsabteilung lassen sich nicht wegkritisieren. Diese kommt jedoch oftmals dem utopischen Zeitplan ihres Chefs hinterher. Ein Beispiel dafür ist die 4680-Batterie, bei der der Produktionsprozess noch immer nicht richtig hinhauen will. Eines der Hauptprobleme des Akkus ist, dass dieser leider deutlich weniger umweltfreundlich ist als angepriesen.
Dieses Phänomen scheint jedoch keine Seltenheit bei Tesla zu sein. Nicht umsonst hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen den Elektroauto-Bauer im Juli 2022 verklagt. Gründe dafür waren „Irreführende Werbung zu CO2-Emissionen und mangelnde Aufklärung beim Datenschutz“ (Quelle: tagesspiegel.de). Kurz zuvor, im Mai 2022, flog Tesla aus dem Nachhaltigkeitsindex der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) – in den Top 10 der 500 größten, nachhaltigen Unternehmen des Dow Jones fand sich kurioserweise noch immer der Ölkonzern ExxonMobil (Quelle: taz.de). Auch in Sachen Unternehmensführung und Sozialverträglichkeit hat Tesla scheinbar Nachholbedarf: Diskriminierung aufgrund von Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder Behinderung scheint beim Hersteller keine Seltenheit zu sein (Quelle: nau.ch).
Darum soll es allerdings in unserer Bilderstrecke nicht gehen. Viel eher stellen wir Projekte vor, auf deren Umsetzung wir noch immer warten, die letztlich viel länger dauerten als angekündigt oder die bei Veröffentlichung enttäuschten.
Starship-Explosion: Zerstörungen am Boden
Selbst wenn man die Messlatte weit unten ansetzt, kann man die Starship-Explosion im April 2024 nicht wirklich als Erfolg werten. Das erklärte Ziel war, zumindest die Startrampe mit der Zündung der größten je gebauten Rakete nicht zu zerstören. Doch das hat das SpaceX-Team rund um den exzentrischen Milliardär nicht geschafft. Selbst wenn der Startturm scheinbar heil blieb, so forderte der Start trotzdem seine Opfer – unter anderem musste die Rakete selbst dran glauben. Die Explosion war eine bewusste Entscheidung von SpaceX, da der Flugkörper außer Kontrolle geraten war.
Um die Startrampe herum entstand ein 8 Meter tiefer Krater. Bestimmte Sicherheitsvorkehrungen wurden anscheinend nicht getroffen, sodass Feuer weder gelöscht, noch abgelenkt werden konnte. Trümmer trafen noch hunderte Meter von der Startrampe entfernt ins Wasser. Ein geparktes Auto wurde schwer getroffen.
Der Radius, in dem Bruchteile gefunden wurden, war deutlich weiter als erwartet. Selbst weit entfernte Kameras von Journalisten wurden in Mitleidenschaft gezogen – dank der von der US-Flugaufsicht FAA vorgeschriebenen Sicherheitszone wurde immerhin niemand verletzt.
Optimistisch hat Musk den nächsten Startversuch angekündigt. Der Termin ist noch einige Monate entfernt, also bleibt etwas Zeit, die Schäden zu beheben (Quelle: heise.de).
Das günstige Model 3 – ein Wunschtraum
Erinnert ihr euch daran, als ihr zum ersten Mal ein Tesla Model 3 auf der Straße gesehen habt? 2017 war es gewesen, da ist das erste vom Fließband gelaufen. Versprochen wurde schon 2013, dass der Mittelklassewagen kein Luxusgut, sondern mit einem Preispunkt von 35.000 Dollar auch für kleinere Geldbeutel relativ erschwinglich sein sollte. Das Versprechen hielt nicht lange. 2019 gingen zwar Teslas für den Preis über die Ladentheke, im März 2021 wurde das Modell allerdings über 30 Prozent teurer (Quelle: cnn.com). Im Februar 2023 kostet der „kleine“ Tesla noch immer mindestens 43.990 Euro – selbst mit Abzug des Umweltbonus von 7.500 Euro ist das Auto noch viel teurer als versprochen.
Das Ziel, ein E-Auto für wenig Geld zu bauen, hat Elon Musk anscheinend aber noch nicht aufgegeben. So soll 2023 ein Modell für 25.000 Euro (vor Steuer) erscheinen (Quelle: businessinsider.de). Wir sind gespannt.
Autonomes Fahren: Schwieriger als gedacht
Ein Herzenstraum von Elon Musk ist seit 2016 das autonome Fahren. Alle Teslas, die seitdem hergestellt wurden, sind mit der notwendigen Hardware dafür ausgerüstet: inklusive Sensoren und Kameras. Damals meinte der Tesla-Chef, es würde noch 2 oder 3 Jahre dauern. Weit gefehlt, denn bis zum vollständigen, autonomen Fahren auf Level 5 muss noch einiges an Zeit ins Land gehen.
Im Juli 2021 hatte der Hersteller den „Autopilot“ freigeschaltet, ein Fahrassistenzsystem der Stufe 2 – das System ist mäßig erfolgreich. Bisher meldet Tesla den mit Abstand „größten Anteil an Unfällen mit teilautomatisierten Funktionen“ (Quelle: golem.de). Seit Ende November 2022 steht es allen Tesla-Besitzern in Kanada und der USA frei, die Beta des Full Self-Driving-Programms zu nutzen. Das Update kostet allerdings so viel wie ein Kleinwagen – knapp 15.000 US-Dollar müssen Kunden dafür hinlegen. Der Witz dabei: Die Software ist noch nicht einmal zugelassen (Quelle: efahrer.chip.de).
4680-Zelle: Der neueste Tesla-Geniestreich?
Mit der neuen 4680-Zelle sollte die Herstellung von Akkus nicht nur günstiger werden, damit sollten Batterien auch umweltschonender und leistungsstärker werden. Bisher war es dem Elektroauto-Konzern nicht möglich, diese Versprechen einzulösen – die günstigere Herstellung einmal ausgenommen. Die XXL-Batteriezellen bieten langsamere Ladezeiten und eine niedrigere Energiedichte.
Die ursprünglich als revolutionär angepriesene Zellchemie stellte sich bei genauerer Betrachtung der Akkus als rückschrittlich heraus. Auch die Herstellung erweist sich aufgrund des neuen Trocken-Prozesses schwierig.
Der Tesla-Semi erobert vielleicht bald die Autobahnen
Warum sollte man bei Pkws Halt machen? Schließlich fahren allein in Deutschland täglich 1,3 Millionen Lkws über die Autobahnen (Quelle: vcd.org). Im November 2017 enthüllte Musk den ersten Tesla-Lkw.
Der Semi sollte schon Ende 2019 erscheinen, doch erst im Dezember 2022 wurden die ersten Exemplare ausgeliefert. Kunde ist der amerikanische Lebensmittel- und Getränkekonzern PepsiCo. Auch Ende Januar fehlen von 100 bestellten Fahrzeugen allerdings noch ganze 64 Stück. Zudem wird zunehmend über die Verlässlichkeit der Semis diskutiert (Quelle: winfuture.de).
Fahren wir irgendwann mit dem Robotaxi?
Wie beim Tesla Semi scheint auch in Sachen Robotaxi ein Durchbruch nahe. Jedoch ist das schon wieder nach hinten geschobene Timing, Anfang 2023, unwahrscheinlich, so Experte Dr. Mario Herger (Quelle: deraktionaer.de). Der heißeste Konkurrent ist das Unternehmen Cruise. Anders als Tesla setzt dieser auf Lidar-Sensoren.
Musk kündigte an, dass die Roboter-Taxis im Jahr 2024 in die Volumenproduktion gehen und ganz ohne Pedale oder Lenkrad im futuristischen Look daherkommen sollen (Quelle: ecomento.de). Ein Sprecher von Nissan schätzte zuletzt, dass wir vor den 2030er-Jahren nicht mit der Technologie rechnen sollten. Der japanische Konzern arbeitet selbst an dem Konzept Robotaxi (Quelle: efahrer.chip.de).
Vorbestellbar aber nicht verfügbar: Der Tesla Roadster
Neben dem Tesla Semi hatte Elon Musk im September 2017 auch den Tesla Roadster angekündigt, einen elektronischen Sportwagen. Die Ziele sind hoch gesteckt: eine Höchstgeschwindigkeit von 400 Kilometern pro Stunde, eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 2,1 Sekunden und eine Reichweite von 1000 Kilometer. Die Zahlen auf der Tesla-Website sind beeindruckend.
Man bleibt gespannt, wie das Endergebnis letztlich performt und ob die Vorfreude vieler Tesla- und Sportwagen-Fans belohnt wird. Diejenigen, die schon 2017 vorbestellt und dafür ganze 50.000 Dollar hingelegt haben, schauen bisher nämlich in die Röhre. Besonders, weil der erste Veröffentlichungstermin schon 2020 verstrich. Bisher soll der Sport-Stromer 2023 erscheinen, noch lässt die Ankündigung aber auf sich warten.
Bürokratie-Chaos: Die Berliner Gigafactory
Im Juli 2021 sollte sie ihre Pforten öffnen: die Gigafactory in Berlin-Brandenburg. Mit uns hat sie nichts zu tun, viel eher ist sie die erste europäische Montagehalle (falls man die gigantische Fabrik noch so nennen kann) von Tesla.
Typisch für Deutschland war der Bau samt Genehmigungsverfahren ein bürokratischer Albtraum für Elon Musk. Eröffnet wurde sie im März 2022 dennoch, im Beisein von Bundeskanzler und Ministerpräsidenten. Eine Erweiterung des Werksgeländes ist schon jetzt in Planung (Quelle: rbb24.de).