Spätestens seit den 1990er Jahren erfreut sich das Genre der Komödie beim deutschen Film großer Beliebtheit. Deutsche Komödien locken das Publikum in Scharen in die Kinos, wie etwa das Beispiel „Fack Ju Göthe“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Daher widmen wir uns in der heutigen Bilderstrecke den zehn größten deutschen Komödien.
Gute Komödien zu drehen ist oft schwieriger als actionreiche Thriller oder bedeutungsschwangere Dramen. Das Timing muss perfekt sein, die Gags müssen sitzen und der Humor muss den Geschmack des (großen) Publikums treffen. Seit den 1990er Jahren scheinen Filmemacher aus Deutschland einen besonders guten Riecher auf diesem Gebiet entwickelt zu haben, denn deutsche Komödien locken hierzulande besonders viele Zuschauer in die Kinos. Gerade erst brach Til Schweiger eigens gesteckte Rekorde mit der Tragikomödie „Honig im Kopf“ mit Altmeister Dieter Hallervorden und lockte mit weit über sechs Millionen Zuschauern die Massen in die Kinos. Und das gelang trotz komplexem Thema Alzheimer.
Es ist nicht einfach, aus fünfzig Jahren Filmgeschichte zehn herausragende Filme eines Genres zu wählen, besonders aus dem weiten Feld der Komödie. Wir haben es dennoch versucht und präsentieren euch nun die zehn besten deutschen Komödien aller Zeiten.
Wer allerdings mit der einheimischen Komödie im Moment nicht vorlieb nehmen möchte, der kann gern in folgenden Top-Listen stöbern:
- Die besten romantischen Komödien
- Die besten Thriller aller Zeiten
- Die besten Western
- Die besten Actionfilme
- Die besten Road-Movies
Die 10 besten deutschen Komödien
„Natürlich die Autofahrer“ (1959, Regie: Erich Engels) - Platz 10
Heinz Erhardt war einer der beliebtesten Komiker der Nachkriegsjahre in der noch jungen BRD. Auch über dreißig Jahre nach seinem Tod wird der wortgewandte Entertainer regelmäßig in allerlei Top-Listen über deutsche Humoristen auf die vorderen Plätze gewählt. In den 1950er Jahren drehte Heinz Erhardt zahlreiche Komödien, die mit ihrem eher leisen Humor behutsam die Wirtschaftswunder-Jahre aufs Korn nahmen und der spießbürgerlichen Gesellschaft einen Spiegel vorhielten. „Natürlich die Autofahrer“ ist ein exemplarischer Film aus dieser Zeit und bringt alles mit, was eine Heinz-Erhardt-Komödie ausmacht. Erhardt spielt einen biederen Verkehrspolizisten, der keinen Führerschein hat und seine Fahrlehrerin zur Weißglut treibt. In Göttingen, wo der Film gedreht wurde, steht seit 2003 ein Denkmal, dass Heinz Erhardt als Polizisten aus „Natürlich die Autofahrer“ zeigt. Nostalgischer Humor zum Schmunzeln, der dank seiner zahlreichen Wortspielereien und der einzigartigen Mimik von Heinz Erhardt gut gealtert ist und auch heute noch eine Sichtung lohnt. Unser Platz 10.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Didi - Der Doppelgänger“ (1984, Regie: Reinhard Schwabenitzky) - Platz 9
Spätestens seit seiner Sketch-Parade „Nonstop Nonsens“ aus den 1970er Jahren mit dem legendären „Palim-Palim“-Sketch ist Dieter Hallervorden ein Star der deutschen Comedy-Landschaft. Der vielseitige Kabarettist und Theaterbetreiber drehte in den 1980er Jahren eine Reihe von Filmen, die auf seine spezielle, slapstickhafte Motorik zugeschnitten waren. Meist entstanden Actionkomödien, in denen Didi - so der allseits bekannte Spitzname des Komikers - als einfacher Trottel eine Lawine von Katastrophen auslöste, der er selbst nicht mehr Herr werden konnte.
In der gelungensten Komödie „Didi - Der Doppelgänger“ spielt Hallervorden neben dem ewigen Loser auch den erfolgreichen und aalglatten Unternehmen Immer, der auf der Suche nach einem Doppelgänger ist, um unterzutauchen. Wie sich der tollpatschige Didi in der kalten Firmenwelt zurecht findet ist zum Glück brüllend komisch geraten und Sätze wie „Ich brauche mehr Details.“ oder „Schreiben Sie's auf, ich beschäftige mich später damit.“ haben seinerzeit ihren Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Die temporeiche 1980er-Jahre-Komödie unterhält auch heute noch blendend und ist unser Platz 9.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Der bewegte Mann“ (1994, Regie: Sönke Wortmann) - Platz 8
Sönke Wortmann löste 1994 mit „Der bewegte Mann“ einen regelrechten Boom der deutschen Komödie aus. Ein neues Lieblings-Genre des einheimischen Publikums war geboren und der heute omnipräsente Til Schweiger schaffte als Hetero unter Schwulen mit dieser Komödie seinen endgültigen Durchbruch. Der Film nach Comicvorlagen von Ralf König wurde seinerzeit von über 6,5 Millionen Kinobesuchern gesehen und ist bis heute eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen aller Zeiten. Erzählt wird die Geschichte von Fremdgänger Alex, der nach dem Rausschmiss durch seine schwangere Freundin Zuflucht in einer Schwulen-WG findet. Dort begegnet er unter anderem Walter und Norbert, wunderbar gespielt von Joachim Król und Rufus Beck, die sofort Gefallen an ihrem neuen Mitbewohner finden. Aus dieser Ausgangssituation ergibt sich eine schrille Komödie um sexuelle Präferenzen, Freundschaft und Partnerschaft. Weil „Der bewegte Mann“ so spritzig geraten ist, überzeugt er auch heute noch als Mutter aller neueren deutschen Beziehungskomödien und erreicht bei uns Platz 8.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Good Bye Lenin“ (2003, Regie: Wolfgang Becker) - Platz 7
15 Jahre nach dem Fall der Mauer lockte diese Vergangenheitsbewältigung der humorvollen Art über sechs Millionen wiedervereinigte Deutsche in die Kinos. Der Erfolg von „Good Bye Lenin“ lag sicherlich an den wunderbaren Schauspielern, allen voran Katrin Saß, doch die geniale Ausgangssituation der Komödie dürfte auch einen gewaltigen Anteil gehabt haben. Während das ganze Land die Wende feiert, erwacht die herzkranke, linientreue DDR-Bürgerin Christiane (Katrin Saß) aus dem Koma und darf in keinster Weise aufgeregt werden. Daraufhin lässt ihr Sohn Alex (Daniel Brühl) die DDR in ihrer Wohnung wiederaufleben. Je besser es Christiane geht, desto schwieriger wird es für Alex, die Veränderungen der Wende vor seiner Mutter fernzuhalten. Immer kuriosere Aktionen, wie der eigene Nachdreh der „Aktuellen Kamera“, treiben den Film ständig an und das Tempo wird von Minute zu Minute höher. Doch bei all dem Spaß streift der Film von Regisseur Wolfgang Becker auch ernsthafte Themen und lässt die Problematik der zerfallenden Lebensentwürfe vieler DDR-Bürger nicht außen vor. „Good Bye Lenin“ ist eine gelungene Komödie zur deutschen Einheit und unser Platz 7.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Der Schuh des Manitu“ (2001, Regie: Michael Herbig) - Platz 6
11,7 Millionen Kinobesucher können nicht irren. „Der Schuh des Manitu“ traf 2001 den Nerv des Publikums wie kein zweiter Film und hob die deutsche Komödie endgültig auf Blockbuster-Niveau. Michael „Bully“ Herbig variiert seine Comedy-Performances aus der TV-Show „Bullyparade“ und parodiert die „Winnetou“-Filme der 1960er Jahre. Als Apachen-Häuptling Abahachi macht sich „Bully“ gemeinsam mit seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) auf die Suche nach einem Schatz und verballhornt auf der Reise so ziemlich jedes Western-Klischee, dass bei drei nicht auf den Steppen-Baum geklettert ist. Gespickt mit Stars wie Sky du Mont oder Natalia Avelon reiht sich im „Schuh des Manitu“ eine absurde Situation an die nächste, wie es in Parodien im Stile von „Die nackte Kanone“ schließlich auch sein soll. Michael Herbig wiederholte seine Erfolgsformel auch mit anderen Sketchen seiner TV-Formate, etwa als Mr. Spuck in der „Star Treck“-Parodie „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1″. Der Startschuss „Der Schuh des Manitu“ bleibt allerdings unerreicht und schafft es in unserer Top-10 auf Platz 6.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Die Feuerzangenbowle“ (1944, Regie: Helmut Weiss) - Platz 5
Die Top-5 unserer Besten-Liste eröffnet ein echter Evergreen. In finstersten Zeiten unserer Geschichte gedreht ist „Die Feuerzangenbowle“ ein wahrer Prototyp eines Feel-Good-Films, der bis heute immer wieder gern gesehen wird. Besonders zur Weihnachtszeit wird dieser Pennäler-Schwank im ein oder anderen Kino wieder aufgelegt oder während einer von zahlreichen „Feuerzangenbowlen“-Parties in den DVD-Player geworfen. Heinz Rühmann spielt in der Komödie von Helmut Weiss den erfolgreichen Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer, der von Privatlehrern unterrichtet wurde und somit niemals die Schulbank drücken musste. Als ihn seine Freunde deshalb bedauern, beschließt der Akademiker, als Schüler verkleidet ein Gymnasium zu besuchen und den vermeintlichen Spaß, den er verpasst hat, nachzuholen. „Pfeiffer mit drei f“ lernt unter anderem „watt ne Dampfmaschin“ ist und taucht in eine heile Welt voller kleiner Streiche und unschuldiger Romanzen ein, die er sichtlich genießt. Auch wir erfreuen uns an diesem sympathisch-harmlosen Spaß bis heute und belohnen die Langlebigkeit der „Feuerzangenbowle“ mit Platz 5.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Knockin` On Heaven`s Door“ (1997, Regie: Thomas Jahn) - Platz 4
Bevor Jan Josef Liefers als Professor Boerne zum „Tatort“-TV-Publikumsliebling aufstieg, verewigte er sich an der Seite von Til Schweiger in der Tragikomödie „Knockin` On Heaven`s Door“ auf der Kinoleinwand. In dem Debütfilm von Thomas Jahn spielt er den an Krebs erkrankten Angsthasen Rudi, der von dem ebenfalls unheilbar kranken Martin (Til Schweiger) auf eine abenteuerliche Reise mitgeschleift wird. Die selbsternannten „Abnippelexperten“ brechen kurzerhand aus dem Krankenhaus aus, stehlen einer Gangsterbande einen babyblauen Mercedes und düsen ans Meer, das ein jeder Mensch schließlich einmal im Leben gesehen haben muss. „Knockin` On Heaven`s Door“ ist Roadmovie, Buddy-Film, Drama und Komödie in einem und verfügt über wunderbare Nebenfiguren wie den von Moritz Bleibtreu gespieltenGangster Abdul, der nebenbei die Kanak Sprak auf der Leinwand hoffähig gemacht hat. Eine Komödie mit viel Atmosphäre und Herz und unser Platz 4.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Bang Boom Bang“ (1999, Regie: Peter Thorwarth) - Platz 3
Auch an einem goldenen Mercedes Coupé kann man immer noch etwas optimieren und ne Tankfüllung ist bei einem gestohlenen Wagen natürlich inclu. Mit solchen Weisheiten rückt Gefängnis-Ausbrecher Kalle Grabowski (Ralf Richter) seinem ehemaligen Komplizen, dem Kiffer Keek (Oliver Korittke), auf die Pelle. In einer aberwitzigen Geschichte um einen fingierten Einbruch beim zwielichtigen Unternehmer Kampmann (Diether Krebs) lässt Regisseur Peter Thorwarth ein einmaliges Sammelsurium an schrägen Charakteren von der Leine, die für eine ganze Trilogie gereicht hätten. Die Ruhrpott-Komödie „Bang Boom Bang“ lebt von ihrem Lokalkolorit und den brüllend komischen Dialogen, die mittlerweile Kultstatus genießen. Diether Krebs liefert als hemdsärmeliger Gauner in seiner letzten Rolle eine grandiose Abschiedsvorstellung und Martin Semmelrogge brilliert als gestörter Kleinkrimineller mit totsicherem Plan. In diesem wilden und kurzweiligen Film gibt es auch bei der zigsten Wiederholung noch etwas zu entdecken, also: „Alles auf Horst“ und Platz 3 für „Bang Boom Bang“!
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Otto - Der Film“ (1985, Regie: Xaver Schwarzenberger, Otto Waalkes) - Platz 2
Mit über 14,5 Millionen Kinozuschauern im noch geteilten Deutschland ist „Otto - Der Film“ nicht nur die erfolgreichste, einheimische Komödie aller Zeiten, sondern auch bis heute der deutsche Film mit den meisten Kinozuschauern. Komiker Otto Waalkes befand sich Mitte der 1980er Jahre auf der Höhe seiner Kunst, als er zum ersten Mal auf der großen Leinwand auftauchte. Erzählt wird die Geschichte eines ostfriesischen Einfaltspinsels, der sein Glück in der großen Stadt sucht und einer Tochter aus gutem Hause das Leben rettet, in die er sich zugleich verliebt. Otto recyclet hier zwar den ein oder anderen Gag aus seinen Bühnenprogrammen, doch in keiner der vielen Fortsetzungen gelang es dem Norddeutschen so gut wie in „Otto - Der Film“. Ein subversiver Gag jagt die nächste Slapstickeinlage in diesem Dauerfeuerwerk an hintergründigem Humor und genussvoll zelebriertem Quatsch. Politisch zum Teil völlig unkorrekt (etwa bei der Sklaven-Kontrolle durch die Steuerfahndung) ist Ottos erster Kino-Streich erstaunlich gut gealtert und versprüht einen gewissen zeitlosen Charme, der ihm bei uns den zweiten Platz sichert.
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Die 10 besten deutschen Komödien
„Pappa Ante Portas“ (1991, Regie: Loriot) - Platz 1
„Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“ Mit dieser herrlich unnützen Begrüßung beim Betreten eines Supermarktes beginnt das Rentner-Leben von Heinrich Lohse (Loriot), seines Zeichens lebensunfähiger Chef-Einkäufer eines mittelständischen Unternehmens. Es dauert nicht lange, da wünscht sich Ehefreu Renate (Evelyn Hamann) ihren Mann schleunigst wieder bei der Arbeit. Was der vom Publikum oft zum größten deutschen Humoristen gewählte Loriot in „Pappa Ante Portas“ aus dieser Ausgangssituation macht, ist schlichtweg sensationell. Fein beobachtete Alltagssituationen werden wie schon im Vorgänger „Ödipussi“ zu einer atemraubend treffsicheren Gag-Parade montiert, die ihresgleichen sucht. Ein Dialog ist schärfer als der andere, jede absurde Situation ist wunderbar durchkomponiert und perfekt dargeboten, so dass „Pappa Ante Portas“ auch bei der gefühlt zehnten Sichtung noch für genussvolle Lach-Attacken sorgt. Loriots exzellentes Gespür für Situationskomik macht sein zweites und letztes filmisches Werk zu einem der lustigsten Filme aller Zeiten - nicht nur aus Deutschland - und zu unserem Platz 1.
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Das ist sie nun, die Top-10 der besten deutschen Komödien. Sicherlich fehlen allerhand Filme, wie beispielsweise Helge Schneiders „Texas“ oder „Herr Ober“ von Gerhard Polt, doch Humor ist oft Geschmackssache und daher auch immer ein wenig subjektiv zu bewerten. Alle Ergänzungen sind in Form von Kommentaren daher wie immer herzlich willkommen.