Wer hat den Döner erfunden? Eine Frage, die immer wieder aufkommt, zumal Döner Kebab auch in Deutschland zu den beliebtesten Nahrungsmitteln zählt und für viele eine willkommene Alternative zu McDonalds und Co. darstellt. Die Geschichte des Döners ist indes nicht ganz so eindeutig, wie dieser Ratgeber zeigt.
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Döner ist für viele Deutsche das Nummer-1-Fastfood und bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Inzwischen gehört Döner zur deutschen Fastfood-Landschaft wie die Pommes, Currywurst oder Hamburger und ist damit das perfekte Beispiel für eine gelungene Integration. Aber woher kommt der fleischgefüllte Fladenbrot eigentlich. Wurde der Döner in der Türkei erfunden und dann nach Deutschland importiert oder geht der Döner Kebap auf türkische Einwanderer zurück? Eine Frage, die man nicht so ohne weiteres beantworten kann - wir versuchen es an dieser Stelle trotzdem.
Wer hat den Döner erfunden? Eine Spurensuche
Lange Zeit galt der Berliner Kadir Nurman als der Erfinder. Der „Vater des Döners“ kam Ende der sechziger Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland und arbeitete zunächst beim Automobilhersteller Daimler in Stuttgart. Als Nurman 1972 nach Berlin zog, erkannte er schnell, dass die Menschen in der hektischen Metropole viel im Laufen und von der Hand essen und kam auf eine Idee: Warum nicht ein Fladenbrot nehmen und gegrilltes Fleisch sowie ein paar Zwiebeln dazwischenlegen? Der Döner war geboren, zumindest in seiner Urform - Tomate, Soße und Salat kamen erst später dazu.
- Kadir Nurman verkaufte den Döner in einer Imbissbude am Berliner Bahnhof Zoo - zunächst kamen allerdings nur andere Gastarbeiter.
- Im Lauf der Zeit sprach sich die Erfindung aber auch bei Deutschen herum und der Döner wurde zum Hit.
- Inzwischen gibt es in Deutschland etwa 16.000 Dönerbuden - allein 1000 davon in der Hauptstadt Berlin.
- Nurman entwickelte auch den charakteristischen Drehspieß an dem der Döner gegrillt wird - allerdings ließ er sich die Erfindung nicht patentieren.
- Daher wurde Döner auch rasch von anderen türkischen Einwanderern aufgegriffen und kopiert.
- Kadir Nurman wurde 2011 vom Verein türkischer Döner-Hersteller für sein Lebenswerk ausgezeichnet und verstarb 2013.
Ist Kadir Nurman also der alleinige Erfinder des Döners in Deutschland? Ganz so offensichtlich ist die Lage wohl nicht: 2012 meldete sich ein weiterer Einwanderer zu Wort. Demnach ist nicht Kadir Nurman sondern Nevzat Salim der wahre Erfinder des Döners in Deutschland. Er will das mit Grillfleisch gefüllte Brot schon 1969 im baden-württembergischen Reutlingen verkauft haben. Salim stammt ursprünglich aus der türkischen Stadt Bursa und kam 1968 aus der Türkei gekommen nach Deutschland - dort arbeitete er in Köfte- (Frikadellen) und Kebab- (Grillfleisch) Betrieben.
Den ersten Döner verkaufte er eigenen Angaben zufolge zusammen mit seinem Vater bei türkischen Vereins- und Familienfesten. Später boten sie den Einwanderer-Snack dann auch auch Deutschen an - mit Erfolg. In der Folgezeit bauten sie ihre mobile Döner-Bude immer öfter auf dem Marktplatz in Reutlingen auf. Wer ist jetzt also der wahre Erfinder des Döners? Der Verein türkischer Dönerhersteller zeigte sich den Angaben Salims gegenüber generell offen - allerdings müsse der Gastronom eindeutige Beweise liefern.
Um die Sache noch komplizierter zu machen, gibt es aber auch noch einen weiteren möglichen Erfinder des Döners: Der Berliner Gastwirt Mehmet Aygün beansprucht ebenfalls die Urheberschaft für den Döner für sich. Er habe die Grillspeise im Fladenbrot bereits 1971 in der Hauptstadt verkauft. Wer ist jetzt also der wahre Erfinder des Döners? Oder wurde Döner vielleicht sogar an mehreren Orten unabhängig voneinander erfunden - ganz einfach, weil die Idee so genial ist und irgendjemand früher oder später darauf kommen musste?
Ist Döner eine deutsche Erfindung?
Die Lage ist also unübersichtlich - immerhin lässt sich aber mit einiger Gewissheit sagen, dass Döner Kebab zwar auf deutschem Boden erfunden wurde, aber keine rein deutsche Erfindung ist. Auch in der Türkei gab es schon seit langem Döner - dort galt das gegrillte Fleisch aber eher als gehobene Mahlzeit, die auf einem Teller mit Beilagen (z.B. Reis oder Gemüse) serviert wurde. Auch der Grillspieß wurde in der heutigen Form vielleicht in Deutschland entwickelt, hat aber einen türkischen Vorläufer, wie man schon am Wort „Döner“ (türkisch: sich drehend) erkennt.
Döner als Fastfood ist also eine deutsche Erfindung, aber auch ein Beispiel für kulinarische Integration in beiden Richtungen. Im Unterschied zu den Neunziger Jahren ist das Döner-Sandwich inzwischen nämlich auch in der Türkei populär - bekannt gemacht haben es Rückkehrer aus Deutschland in die Türkei.
Bildquellen: Jacek Chabraszewski, Hayati Kayhan, Patryk Kosmider