Ein Chat ohne Login ist immer nur eine Option für den Augenblick. Die Anonymität hat zur Folge, dass es kein Archiv früherer Chats gibt. Und natürlich gibt es eigentlich auch keine echte Anonymität… Wir klären auf.
Am einfachsten ist ein Chat ohne Login auf entsprechenden Webseiten möglich. Hier können die Betreiber durch Werbeeinblendungen verdienen und müssen keine Daten sammeln. Zwar gibt es auch zahlreiche Chat-Apps und einige von ihnen funktionieren sogar ohne Login, aber die sind meist englischsprachig und verlangen nicht selten unverschämte Zugriffsrechte auf euer Handy. Erfahrt hier, wie die Chats ohne Login aussehen und wie anonym die Sache wirklich ist.
Chats ohne Login
Es gibt mehrere Webseiten, auf denen ihr einen Chat ohne Login findet. Die Nachteile liegen auf der Hand: Ohne Login müsst ihr unter Umständen bei jeder Nutzung einen neuen Namen verwenden. Und auch „euer nettes Chat-Gegenüber von gestern Abend“ findet ihr nicht wieder, weil der Name vielleicht dieses Mal von jemand anderem belegt ist. Außerdem könnt ihr keine Freundeslisten anlegen und auch nicht auf eventuelle Chat-Archive zurückgreifen. Ohne Login beginnt ihr eure Chats jedes Mal bei Null.
Häufig bieten solche Chats zwar die Möglichkeit, sich einen Namen in Kombination mit einem Passwort zu reservieren, aber dann ist es ja kein Chat ohne Login mehr. In der Regel landet ihr bei solchen Chats in einem großen, gemischten Chat-Room, könnt aber die Teilnehmer direkt ansprechen. Wer sich also mit jemandem in einem anonymen Chat ohne Login treffen will, der verabredet einfach vorher eine Zeit sowie eher ungewöhnliche Chatnamen und kann sich dann mit dem anderen in einen privaten Chat-Raum zurückziehen. Solche deutschen Chats findet ihr etwa bei ChatRoom2000, chatout oder MeinChat.
Problematischer sieht die Sache da schon auf dem Handy aus. Zwar könnt ihr die meisten Chat-Seiten auch im Browser auf dem Handy oder Tablet aufrufen, aber spezielle Chat-Apps wären da doch praktischer. Die meisten von euch dürften ja bereits Chat-Apps wie etwa WhatsApp auf ihrem Handy haben. Aber auch wenn man sich später nie wieder einloggen muss und Freunde direkt kontaktieren kann, ist doch immer ein erstes Login mit Identifizierung nötig.
Es gibt auch Apps im App Store oder bei Google Play, die euch zwar einen Chat ohne Login versprechen, aber besser mit Vorsicht betrachtet werden sollten. Wie beispielsweise die Android-App Chatr, bei der ihr zwar kein Login braucht, die aber sofort auf eure Kontakte zugreifen will. Angeblich, um Spam zu verhindern. Tatsächlich aber wohl eher, um Kontaktdaten zu sammeln. Ohne Zugriff kommt ihr nicht in den Chat. Zudem wird er in den Bewertungen als Tummelplatz seltsamer Sexualstraftäter bezeichnet.
Überhaupt solltet ihr euch eher auf deutsche Angebote konzentrieren. Da sind die Benutzerzahlen kleiner, ihr versteht die Sprache und werdet nicht mit anonymen Pädophilen aus aller Welt konfrontiert, sondern könnt im Ernstfall auch einen Moderator erreichen.
Sind Chats ohne Login wirklich anonym?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Definiere anonym! Natürlich weiß im Moment weder euer Chat-Gegenüber noch der Betreiber des Chatservices, wer ihr seid. Aber im Falle einer Straftat kann man das herausfinden. Der Betreiber wird höchstwahrscheinlich einige Daten über euch in seiner Server-Log-Datei speichern. Zumindest den Zeitstempel sowie eure IP-Adresse. Strafverfolgungsbehörden können mit der IP-Adresse den Besitzer finden. Möglicherweise speichert der Betreiber sogar die Chats und gesendeten Bilder zusammen mit den IP-Daten. Sollten sich dabei illegale Aktionen ergeben, so kann die Staatsanwaltschaft bei Gericht die Offenlegung eurer Personendaten erwirken und damit zum Provider gehen, der diese Daten eine gewisse Zeit aufbewahren muss.
Die IP-Adresse lässt sich in Verbindung mit dem Zeitstempel immer einem Benutzer zuordnen. Zumindest, wenn ihr dazu euer Handy oder einen privaten Anschluss verwendet habt. Anders sieht es aus, wenn ihr in einem Internetcafé chattet. Dann führt die Spur nur bis dorthin. Oder wenn ihr euren Internetverkehr durch einen VPN-Tunnel leitet und beispielsweise das Tor-Netzwerk nutzt. Auch dann ist es nicht unmöglich, euch auf die Spur zu kommen – aber wesentlich schwieriger.
So seid ihr wirklich anonym
Bei einem Chat ohne Login gibt es also verschiedene Stufen der Anonymität. Im normalen Chat weiß niemand, wer ihr seid. Wenn aber auch der Betreiber, Hacker oder die Polizei euch nicht erkennen sollen, dann müsst ihr dafür sorgen, dass ihr über einen öffentlichen Zugang (ohne Login) oder über „Internet-Umleitungen“ wie Tor oder ein VPN chattet.