Das HTC U11 ist das „echte“ Flaggschiff-Smartphone des taiwanischen Unternehmens für 2017, das sich gegen das Galaxy S8 von Samsung und weitere High-End-Modelle beweisen muss. HTC hat gut vorgearbeitet, denn die verbaute Kamera soll die bisher Beste in einem Smartphone sein. Doch auch die weiteren Eigenschaften lassen sich sehen. Ob das HTC U11 im Test wirklich überzeugen konnte, verraten wir euch jetzt.
Der erste Eindruck vom HTC U11 bei der Präsentation war gut – und dieser Eindruck hält sich auch weiterhin. Klar, das HTC U11 ist optisch nicht so extravagant gestaltet wie das Samsung Galaxy S8, besitzt aber eine schicke Rückseite, die besonders bei unserem Testgerät herrliche Farbverläufe erzeugt. Technisch ist das HTC-Smartphone endlich in der Oberklasse angekommen, nachdem das U Ultra eher ein Zwischenschritt war, um die Zeit zum Flaggschiff zu überbrücken. Nichts erinnert mehr an die bisherigen One-Smartphones von HTC, alles ist neu und vieles auch besser. Das schlägt sich aber auch im Preis nieder, der bei 749 Euro angesetzt ist – mit der Zeit aber sicher etwas fallen wird:
Meine Android-Historie hat vor vielen Jahren mit einem T-Mobile G1 begonnen, dem ersten Android-Smartphone, das von HTC gebaut wurde. Damals ein Traum, doch die nachfolgenden Modelle des taiwanischen Herstellers haben mich nicht mehr so gereizt. Zwischenzeitlich nutzte ich ein HTC One S, bei dem sich leider der Lack löste, was mich beim Neukauf eines zukünftigen Smartphones wieder abgeschreckt hat. Mit dem HTC U11 hat das Unternehmen mein Herz aber wieder erobert – und das liegt nicht am Design, das tatsächlich nicht so spektakulär wirkt und sich sogar grobe Schnitzer leistet, sondern am kompletten Smartphone. Ich bin wirklich froh, dass HTC endlich wieder ein gutes Smartphone gebaut hat, das in den Kernpunkten absolut überzeugen kann. Welche das sind, erfahrt ihr in diesem Test.
HTC U11 im Test: Inhaltsverzeichnis
- Seite 1: Design und Ausstattung
- Seite 2: 3D Audio, IP-Zertifizierung und Display
- Seite 3: Kamera
- Seite 4: Software, Sense Companion und Leistung
- Seite 5: Akkulaufzeit, Fazit und die Alternativen
HTC U11: Hinten hui, vorne pfui?
Wenn man sich die Optik des Galaxy S8 so anschaut, dann hat Samsung damit ein echtes Design-Statement hinterlassen. An der Front findet sich im Grunde nur noch ein Display, das Gehäuse drum herum ist kaum noch vorhanden. HTC geht beim U11 hingegen den klassischen Weg. Wie schon bei den Vorgängern sind die Ränder um das Display recht breit ausgefallen. Die Begründung dafür hat der Konzern kürzlich selbst geliefert. Ohne eigenes Unternehmen, das Displays entwickelt, müsse man darauf zurückgreifen, was am Markt verfügbar sei. Klingt logisch, ist aber natürlich trotzdem schade. Besonders dem strauchelnden Smartphonegeschäft von HTC würde ein echter Design-Knaller gut tun.
Diesen gibt es immerhin auf der Rückseite. HTC hat dem U11 eine Glasrückseite spendiert, die im „Optical Spectrum Hybrid Deposition“-Verfahren gefertigt wird. Durch reflektierende Mineralien wird ein besonderer Farbverlauf erzeugt. Das mehrschichtige Glas wirkt fast flüssig. Blickt man in die Spiegelung, scheint es so, als blicke man in eine andere Dimension. Unser Testgerät mit weißer Rückseite wirkt wie eine Perle aus einer Muschel. Auf der Rückseite ist auch die Hauptkamera untergebracht, die von einem Metallring optisch abgesetzt wird. Daneben liegt der Dual-LED-Blitz. Eingefasst wird die Rückseite von einem Rahmen aus Metall, der leicht bläulich eingefärbt ist.
Die Oberfläche der Rückseite sieht zwar spektakulär aus, hat aber auch einen großen Nachteil: Sie ist extrem rutschig. Nicht nur einfach rutschig, wie man es von anderen Smartphones mit Rückseiten aus Glas kennt, sondern noch rutschiger – als ob eine spezielle Schicht für noch weniger Grip aufgetragen wäre. Das sorgt dafür, dass sich das Smartphone teilweise selbst in Bewegung setzt, wenn man es nicht auf einer perfekt geraden Unterlage ablegt. Einfach mal aufs Bett legen geht nicht. Das HTC U11 rutscht einfach weg – im schlimmsten Fall auf den Boden. Deswegen ist im Lieferumfang wohl auch eine Hülle aus Kunststoff enthalten. Wenn man diese verwendet, ist der Grip zwar größer, das Design aber etwas zerstört.
HTC U11 mit berührungsempfindlichem Rahmen
Das HTC U11 besitzt ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal, das es bisher bei keinem anderen Smartphone gibt: Der Rahmen ist berührungsempfindlich und reagiert auf Druck. Damit lassen sich bestimmte Funktionen ausführen, beispielsweise das Starten der Kamera – egal in welcher Situation. Das kann durchaus sehr praktisch sein, denn man kann die Funktionen selbst bestimmen, die bei einem kurzen oder längeren Druck ausgeführt werden. Bereits bei der Einrichtung des Smartphones wird man auf die Funktion hingewiesen und kann „Edge Sense“ einstellen.
Die Verwendung dieser Funktion ist aber sehr gewöhnungsbedürftig. Man drückt sein Smartphone normalerweise auch nicht zusammen, sodass die Bedienung des Features nicht intuitiv stattfindet, sondern ganz bewusst genutzt werden muss. Die Justierung der Stärke des Drucks fällt auch recht schwer. Mal hat man es zu leicht eingestellt, mal zu stark. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, dann kann der quetschbare Rahmen ganz praktisch sein. Zum Wechsel der Frontkamera muss man das Smartphone nur kurz drücken, Auslösen funktioniert auch. Und wenn man es einstellt, dann startet der Google Assistant mit einem längeren Druck.
Eine kurze Vibration gibt Feedback, wenn eine Funktion ausgeführt wird. So weiß man immer genau, wann „Edge Sense“ aktiviert wird. Das funktioniert auch mit der Hülle, die sich im Lieferumfang befindet.
Wirklich häufig habe ich die Funktion aber nicht verwendet, zu eingefahren sind die Abläufe von anderen Smartphones. Als ich ein Stativ benutzt habe, musste ich „Edge Sense“ beim HTC U11 deaktivieren, da sonst zu viele Fehleingaben vorkamen. Danach hatte ich vergessen, die Funktion wieder zu aktiveren – und diese auch gar nicht vermisst. Der berührungsempfindliche Rahmen ist also ein nettes Gimmick, viel mehr aber auch nicht.
Erst vor wenigen Tagen hat HTC in einem Video aber angekündigt, dass zukünftig neue Features per „Edge Sense“ bereitgestellt werden. Die neuen Funktionen sehen sehr vielversprechend aus:
Das Unternehmen möchte den Funktionsumfang also nach und nach erweitern. Wer Ideen für weitere Anwendungsgebiete hat, kann diese HTC zudem vorschlagen.
HTC U11 verzichtet auf den Kopfhöreranschluss
Im Lieferumfang des HTC U11 befindet sich nicht nur eine Schutzhülle, sondern auch USB-Typ-C-Kopfhörer. Es gibt nämlich keinen klassischen Kopfhöreranschluss mehr. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Klang ist deutlich besser. Die USonic-Kopfhörer unterstützten aktive Geräuschunterdrückung und eine Sonar-ähnliche Technologie, die das Innenohr abtastet und so den perfekten Klang liefert. Der Unterschied ist deutlich zu hören. Die Kopfhörer besitzen einen extrem guten Klang.
Da nur noch ein Anschluss zur Verfügung steht, kann man das Smartphone nicht gleichzeitig aufladen und die Kopfhörer verwenden. Weiterhin sind die Kopfhörer nur mit dem HTC U11 nutzbar. Möchte man Kopfhörer am Laptop verwenden, muss man ein zweites Paar mitführen. Ist das durchdacht? Wir finden nicht. Ein 3,5-mm-Kopfhöreranschluss wäre da sinnvoller, die USB-Typ-C-Kopfhörer könnte man ja trotzdem beilegen. Alternativ kann man zu Bluetooth-Kopfhörern greifen.
HTC legt immerhin einen Adapter bei, mit dem man seine bisherigen Kopfhörer anschließen kann. Dazu muss man den Adapter aber auch immer dabeihaben. Die Gefahr, den kleinen Adapter zu verlieren, ist sehr hoch.
HTC U11 mit überragendem BoomSound
Möchte man zur Abwechslung nicht nur seinen eigenen Gehörgang beschallen, kann man auf die BoomSound-Lautsprecher ausweichen, die für ein Smartphone einen herausragenden Klang bieten. Mit verschiedenen Soundprofilen lässt sich der Klang sogar noch optimieren. Die Stereo-Lautsprecher sind laut, klingen gut und sind fast optimal positioniert, sodass man diese im Gebrauch kaum abdecken kann. Das ist nicht nur praktisch beim Betrachten von Filmen, sondern auch beim Spielen.
Den Einschub für die SIM- und microSD-Karte hat HTC beim U11 an der Oberseite angebracht. Auf der rechten Seite findet sich die Lautstärkewippe, darunter der Power-Button. Der Rahmen und die Knöpfe bestehen aus Metall. Bei unserem Testgerät hatte die Leiser-Taste keinen fühlbaren Druckpunkt. Das dürfte aber nur ein Fehler unseres Vorseriengeräts sein. Im finalen Produkt werden beide Tasten (hoffentlich) normal funktionieren.
Auf der nächsten Seite: „3D Audio“, IP-Zertifizierung und Display des HTC U11