Nach einem kurzen Abstecher ins Phablet-Territorium bringt die populäre Moto-G-Serie in der fünften Generation wieder handliche Ausmaße mit. Ob die Rückkehr zu den Wurzeln geglückt ist und warum uns ein winziges Detail erneut die Haare zu Berge stehen lässt, erfahrt ihr im Test des Moto G5.
Vier Jahre ist es her, dass Motorola mit dem ersten Moto G neue Maßstäbe in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis gesetzt hat. Seitdem hat sich aber eine Menge getan: Der Mobilfunk-Pionier wechselte den Besitzer und wurde von Google an Lenovo verkauft, die Grenzen zwischen Einsteiger- und Mittelklasse verwischen immer weiter und das Kunststück, gut ausgestattete Smartphones zu günstigen Preisen auf den Markt zu bringen, beherrschen mittlerweile auch andere Hersteller.
Wie schlägt sich das Moto G5 also im Vergleich zur Konkurrenz und kann die fünfte Auflage des Preiskrachers an die Erfolge seiner legendären Vorgänger anknüpfen? Unser Test des Moto G5 gibt die Antwort.
Stimmiges Design
Was im Vergleich zum Moto G4 Plus direkt ins Auge springt, ist der neue Fingerabdruckscanner auf der Vorderseite, der exzellent arbeitet und das Gerät bequem entsperrt. Dieser besitzt nun eine ovale Form, während er im G4 Plus (das normale G4 besitzt keinen Fingerabdruckscanner) noch eckig war. Das mag sich wie eine Kleinigkeit anhören, erzeugt im Gesamteindruck aber eine stimmigere Optik und sieht nicht mehr so aus, als sei der Sensor in der letzten Sekunde gedankenlos unter das Display geklatscht worden.
Schade: Rechts neben dem Fingerprintreader hat Lenovo das Mikrofon untergebracht, das im Vergleich zu anderen Smartphones eine recht große Öffnung besitzt und damit einen etwas „billigen“ Eindruck hinterlässt. Das ansonsten gefällige Design leidet etwas darunter.
Oben gibt es hingegen nichts zu bemängeln: Die schmale Hörmuschel wird links und rechts von der Frontkamera und dem Näherungssensor flankiert. Direkt darunter prangt der in Kleinbuchstaben dezent wirkende Herstellerschriftzug: „moto“.
Auf der Rückseite erwartet den Nutzer eine kleine Überraschung: Metall. Trotz des günstigen Preises von 199 Euro besitzt das Moto G5 nämlich ein Metallgehäuse – zumindest teilweise. Der Rücken ist zweigeteilt: Oben und unten gibt es einen Kunststoffrand, der eine metallene Rückseite in der Mitte umfasst. Vermutlich sah sich Lenovo zu diesem Kniff gezwungen, um die Empfangsqualität beim Moto G5 nicht zu beschneiden. Bei unserem Testgerät hat das aber leider nicht ganz geklappt, doch dazu später mehr.
Eyecatcher auf der Rückseite ist ohne Zweifel das große und runde Kameramodul, das etwas ins Gehäuse eingesetzt ist und somit nicht heraussteht – ganz im Gegensatz zum größeren Bruder, dem Moto G5 Plus. Dort finden ein 13-MP-Sensor und das Blitzlicht Platz, die vertikal angeordnet sind. Direkt darunter hat Lenovo das ikonische „M“ des Motorola-Logos platziert. Im Vergleich zu den Vorgängern ist das Markenzeichen aber nicht mehr in einer Mulde eingelassen, sondern flach gehalten. Wer bei der Moto-G-Serie also gewohnt war, dort beim Telefonieren sanft mit der Spitze seines Zeigefingers hineinzugleiten, muss beim Moto G5 wohl oder übel auf dieses kleine, aber feine Komfortfeature verzichten.
Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen vortrefflich streiten, uns hat die neue Optik beim Moto G5 trotz einiger Kritikpunkte aber gefallen. Im Vergleich zum etwas dröge wirkenden Vorgänger hat Lenovo die Designsprache weiter verfeinert und die fünfte Auflage der Moto-G-Serie macht zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass sie lediglich 199 Euro (UVP der Variante mit 2 GB RAM) kostet.
Das Paradoxon der Verarbeitungsqualität
Eher durchwachsene Noten erhält hingegen die Verarbeitungsqualität. Hält man das Moto G5 fest in der Hand, um etwa mit dem Daumen eine Nachricht zu tippen, quietscht und knarzt das untere Drittel des Smartphones hin und wieder. Störend fiel uns auch der abnehmbare Akkudeckel auf, der nicht nur die Rückseite des Moto G5 abschließt, sondern auch alle Kanten des Geräts. Da die Rückabdeckung nicht eben mit der Front abschließt, entsteht ein spürbarer Rand, in dem sich Schmutz ansammeln kann.
Großes Lob verdienen hingegen die Buttons des Moto G5. Sowohl Powertaste als auch Lautstärkewippe besitzen einen ausgezeichneten Druckpunkt und ließen sich jederzeit problemlos betätigen. Positiv: Der Powerbutton ist leicht schraffiert, womit er auch blind „erfühlt“ werden kann und Verwechselungen mit der Lautstärkewippe quasi ausgeschlossen sind. Als unangenehm empfanden wir hingegen das leichte Gewicht des Moto G5 mit seinen 144 Gramm. Nun gibt es an Leichtgewichten per se nichts auszusetzen, im Vergleich zu den Dimensionen von 144,3 x 73 x 9,5 mm wirkt das Gerät allerdings zu leicht – und das konterkariert das gehobene Äußere des Moto G5.
Hier liegt das paradoxe Problem des Moto G5: Dass man dem Gerät eben nicht sein 199-Euro-Preisschild ansieht, führt in der Folge dazu, dass die unterschwellige Erwartungshaltung hinsichtlich der Verarbeitungsqualität ansteigt. Aufgrund der gefälligen Optik erwartet man vom Moto G5 eine Verarbeitungsqualität auf Mittelklasse-Niveau und ist dann überrascht, wenn man es doch nur mit einem Einsteiger-Smartphone und den damit einhergehenden „Unzulänglichkeiten“ zu tun hat.
Knack-scharfes Display, das etwas zu dunkel ist
Im Moto G5 hat Lenovo ein Display mit einer Diagonale von 5 Zoll verpflanzt. Im Vergleich zum Vorgänger schrumpft der Bildschirm somit um 0,5 Zoll, was sich beim Handling des Geräts auch deutlich bemerkbar macht. Das für viele Nutzer noch immer kaufentscheidende Kriterium der Einhandbedienung erfüllt das Moto G5 ohne Probleme.
Der Bildschirm selbst löst in Full HD mit 1.920 x 1.080 Pixel auf, womit sich eine Pixeldichte von 440 ppi ergibt. Die Schärfe reicht für ein 5-Zoll-Display vollkommen aus – selbst wenn man sich das Moto G5 direkt vor die Augen hält, lassen sich einzelne Bildpunkte nicht ausmachen. Lobenswert sind auch die ausgezeichneten Betrachtungswinkel.
Punktabzüge erhält das Display jedoch für seine unterdurchschnittliche Helligkeit. Wo bei anderen Smartphones bereits 70 Prozent Helligkeit ausreichen, um die Inhalte auf dem Screen auch gut ablesen zu können, waren beim Moto G5 direkt 100 Prozent notwendig. Zumindest teilweise lässt sich dieser Makel wohl darauf zurückführen, dass es einen spürbaren Abstand zwischen Displaypanel und Displayglas gibt und daher eine höhere Helligkeitseinstellung notwendig ist, um diese Kluft zur überbrücken. Insgesamt empfanden wir den Bildschirm auch etwas zu trüb und kontrastarm.
Unterm Strich besitzt das Moto G5 aber trotz dieser Kritikpunkte ein zufriedenstellendes Display – zumal man bei der Gesamtbewertung auch den günstigen Einstiegspreis von 199 Euro im Hinterkopf behalten muss. Für YouTube-Videos, Internetsurfen oder auch ein kurzweiliges Spielchen reicht der Screen vollkommen aus und erfüllt seinen Einsatzzweck.
Wer mehr erwartet, sollte ohnehin zu einem Smartphone mit einem größeren Display greifen. Das Honor 6X mit seinem 5,5-Zoll-Bildschirm ist hier eine interessante Alternative, kostet aber auch rund 50 Euro mehr:
Überraschend gute Tonausgabe
Überrascht hat uns die Soundqualität des Moto G5 – und zwar im positiven Sinne. Die Tonausgabe war sowohl über den internen Lautsprecher als auch über den 3,5-mm-Klinkenanschluss erfreulich laut und klar. Lediglich bei maximaler Lautstärke hätten wir uns etwas mehr Volumen im Klangbild gewünscht. In diesem Zusammenhang verdient Lenovo außerdem Lob für zwei Designentscheidungen: Einerseits ist die Klinkenbuchse auf der Oberseite des Moto G5 angebracht, wo sie der bescheidenen Meinung des Autors zufolge auch bei jedem Smartphone hingehört.
Andererseits ist der interne Lautsprecher im Moto G5 in der Hörmuschel versteckt. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass der Ton direkt zum Nutzer ausgegeben wird, was trotz des Mono-Lautsprechers für ein insgesamt besseres Sounderlebnis als bei der Konkurrenz sorgt.