A Way Out lässt sich sowohl zu zweit auf der Couch spielen als auch im Online-Multiplayer mit einem Freund zocken. Ich habe beide Modi ausprobiert und festgestellt: Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.
Selbst, wenn du A Way Out online spielen willst, brauchen du und dein Mitspieler nur ein Exemplar. Warum, das erklärt die Game Director Josef Fares persönlich im folgenden Video.
Eigentlich meide ich Online-Multiplayer so gut es geht. Ich bin sowieso kein großer Fan von Ferngesprächen, weder übers Telefon noch über das Headset. Hinzu kommt, dass ich in Team-Spielen oft mit unbekannten Personen konfrontiert werde, von denen ich absolut nichts weißt: Weder ihren richtigen Namen, noch was sie machen und mögen. Mir ist es schlicht zu anstrengend, das Gespräch mehr schlecht und recht am Laufen zu halten und dazu noch halbwegs gut zu spielen. Deshalb zocke ich lieber alleine – oder eben mit einem Freund auf der heimischen Couch.
Zumindest aktuell habe ich durch Arbeit, Hobbys und sonstige Verpflichtungen jedoch viel zu wenig Zeit, um mich regelmäßig mit einem Freund zum lokalen Zocken zu verabreden – vor allem, wenn dies eine gewisse Kontinuität verlangt. Ausnahmsweise war ich also froh, als angekündigt wurde, dass A Way Out auch online spielbar ist. Um einen Vergleich zwischen den beiden Optionen – offline und online – ziehen zu können, habe ich das Spiel sowohl auf der heimischen Couch getestet als auch online gespielt.
So oder so: Das Spiel funktioniert
Nachdem ich inzwischen beide Optionen ausprobiert habe, fällt mir auf: So viel unterscheidet die Modi gar nicht voneinander. Offline wie online steuert jeder seinen eigenen Charakter, während sich der Bildschirm hauptsächlich in zwei Hälften teilt: Auf der einen ist dein Charakter zu sehen, während du auf dem anderen deinen Mitspieler beobachten kannst. Je nachdem, wer gerade eine größere Rolle in der Geschichte spielt, bekommt einen größeren Anteil des Bildschirms, ab und zu sind in einem dritten Feld Wachen zu sehen, die außerhalb eures Blickfeldes agieren.
An sich spielt ihr unabhängig voneinander, während der eine noch in einer Cutscene steckt, kann der andere also schon weiter erkunden. Im Spiel müsst ihr jedoch zahlreiche Entscheidungen gemeinsam treffen. Hier kommt es auf die Kommunikation miteinander an: Spielt der eine nicht mit, kommt auch der andere nicht weiter. Ein Headset ist im Online-Modus hier unabdingbar. Ist diese Voraussetzung erfüllt, gestalten sich die Diskussionen, die das Spiel bei euch auslösen wird, aber ähnlich wie im lokalen Modus.
Sowohl zu Hause als auch online hatten wir absolut keine Schwierigkeiten damit, uns abzustimmen und Anweisungen des jeweils anderen auszuführen. Das liegt vor allem daran, dass A Way Out nicht mit einem Fremden gespielt werden kann, du musst dich zuvor mit deinem Mitspieler zumindest über PSN verbunden haben. Kennt man sich, ist man automatisch an die Ausdrucksweise und die Tücken des Anderen gewohnt – was der Spielerfahrung zu Gute kommt.
Vorteile des Couch-Koops: Synchroner Fortschritt
Josef Fares, Game Director von A Way Out, empfiehlt in zahlreichen Interviews den Couch-Koop-Modus, weil die Erfahrung auf der selben Couch seiner Meinung nach einfach intensiver ist. Auch, wenn ich in beiden Modi keine Abstimmungsprobleme hatte und wir in beiden Situationen mündlich unsere eigenen Erfahrungen miteinander teilten, war eines doch einfach auf der Couch: Das Timing.
Während es im lokalen Modus nämlich nicht anders geht, spielst du online meist auf unterschiedlichen Systemen. Ich erlebte den Extremfall: Während ich selbst eine etwas ältere PS4 besitze, hat mein Mitspieler bei sich zu Hause eine PlayStation 4 Pro stehen. Obwohl die Verbindung konstant gut war und ich ansonsten auch keine Ruckler feststellen konnte, war er mir immer einen Schritt voraus. Auch wenn es sich dabei nur um Millisekunden handelte, gestalteten sich Abstimmungen dadurch schwieriger.
In einer Szene musst du mit deinem Mitspieler Rücken an Rücken einen Schacht erklimmen. Dabei kommt es aufs Timing an: Ein Pendel erscheint, ihr müsst im richtigen Moment auf X drücken, um voranzukommen. Verfehlst nur du diesen Moment, schreitet lediglich der andere voran, du selbst bleibst auf der Stelle stehen und ihr lauft beide Gefahr, hinabzustürzen. Auf der Couch haben wir dieses Problem gelöst, indem wir den Takt laut vor uns hingesagt haben, um synchron zu bleiben.
Dasselbe haben wir online versucht. Es gab nur ein Problem: Unsere Pendel waren anscheinend asynchron: Immer, wenn mein Mitspieler „jetzt“ gesagt hat, war mein Pendel noch nicht im richtigen Bereich. Schlimm war das allerdings nicht: In A Way Out kommt es nämlich nicht auf die Sekunde an, bist du nur etwas langsamer als dein Mitspieler, gelingt die Aktion trotzdem.
Ein weiterer Vorteil des lokalen Modus: Obwohl nur einer von euch das Spiel besitzen muss, erhalten beide Mitspieler die freigeschalteten Trophäen. Spielst du online, erhält hingegen nur derjenige die Trophäe, der das Spiel erworben hat; der andere geht leer aus. Besonders ärgerlich war das in meinem Fall, ist mein Mitspieler doch scharf auf Trophäen jeglicher Art. In solch einem Fall bietet es sich an, sich im Voraus abzusprechen: Derjeniger, der mehr auf Trophäen steht, kauft sich das Spiel, den Preis kann man sich ja teilen.
Vorteile des Online-Multiplayers: Endlich mehr Durchblick
Der Online-Modus muss sich trotzdem nicht vor dem Couch-Koop verstecken. Im Gegenteil: Er hat seine eigenen Vorteile. Was an Synchronität gefehlt hat, macht die Übersichtlichkeit wieder wett. Auf der Couch waren die Geschichte und vor allem die Dialoge, die nicht zur Hauptstory gehört haben, nur schwer zu verfolgen. Oftmals war es dem Zufall überlassen, ob die Dialoge deines oder des Charakters deines Mitspielers laut ausgespielt wurden. Das machte es teilweise schwierig, alle Informationen zu erfassen.
Online haben deine eigenen Dialoge Priorität, die Dialoge deines Mitspielers bekommst du nur dann zu hören, bist du in seiner Nähe und gerade selbst in kein Gespräch verwickelt. Will ich doch einmal seine statt meiner eigenen Geschichte verfolgen, steht mir immer noch seine Bildschirm-Hälfte zu Verfügung, trotz Filter geht also nichts unter. Das verleiht dem Spiel wesentlich mehr Übersichtlichkeit.
Ebenfalls haben wir im Online-Modus wesentlich weniger lautstark diskutiert, sondern waren so gut wie immer ruhig und sachlich. Ich bin mir nicht ganz sicher, woran das lag. Es kann sein, dass beim Online-Spielen etwas mehr Distanz besteht, einfach, weil man nach dem Spiel einfach auflegen und Abstand nehmen kann.
Es kann aber auch sein, dass die Ruhe von meinem Mitspieler abgefärbt hat, der von Natur ein ruhigerer Typ ist. Vielleicht hat er mich damit einfach ebenfalls beruhigt, weswegen ich in stressigen Situationen im Spiel weniger aufbrausend reagiert habe als auf der heimischen Couch. Sicherlich steht und fällt das jedoch mit dem Mitspieler, mit dem du A Way Out zockst, vielleicht machst du dahingehend ja ganz andere Erfahrungen als ich.
Vorsicht, Download!
Klar ist: Willst du A Way Out spielen, musst du das Spiel zuvor herunterladen. Während dies auf der Couch nur einmal nötig ist, müssen online beide Mitspieler A Way Out installiert haben. Dazu gibt es für den Mitspieler, der keine Kopie besitzt, eine extra Vollversion, die er kostenlos spielen kann, wird er von dir zu A Way Out eingeladen.
Bevor du dich mit ihm zum Spielen verabredest, solltest du deshalb sicherstellen, dass er diese kostenlose Vollversion wirklich bereits heruntergeladen und installiert hat. Mir ist es nämlich passiert, dass mein Mitspieler meine Nachricht zu dem Download überlesen hat – und so haben wir die ersten 20 Minuten überhaupt nicht spielen können. In meinem Fall nicht weiter schlimm, haben wir uns doch viel zu erzählen gehabt. Das ist jedoch nicht bei jedem Mitspieler so – peinliche Stille vorprogrammiert!
Noch mehr Fakten zum Koop-Abenteuer A Way Out, die du vor Spielstart wissen solltest:
Couch-Koop vs. Online-Multiplayer: Kopf an Kopf
Zusammengefasst nehmen sich Couch-Koop und Online-Multiplayer bei A Way Out nicht viel – beide Modi haben ihre Vor- und Nachteile, spielen sich insgesamt aber sehr gut und flüssig. Welchen Modus du wählen solltest, kannst du ruhigen Gewissens von deiner eigenen Präferenz und dem Wohnort deines Mitspielers abhängig machen.
Unabhängig von lokalem Koop und Online-Modus ist mir beim Testen dafür etwas anderes aufgefallen. Ich habe A Way Out inzwischen einmal auf der Couch durchgespielt, einmal mit besagtem Freund online und zusätzlich in unserem Let's Play zusammen mit Redakteurin Kamila – insgesamt also drei Mal. Schon nach dem zweiten Durchspielen hatte ich alle Story-Optionen durch, beim dritten Mal sind mir lediglich noch ein paar versteckte Trophäen untergekommen – zu wenig, um mich wirklich zu motivieren.
A Way Out ist also kein Spiel, bei dem sich das mehrfache Durchspielen lohnt, sondern nur ein kurzweiliger Spaß. Dafür lohnt sich die Multiplayer-Erfahrung, die dir geboten wird, umso mehr.