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Call of Duty – Modern Warfare 3 im Test: Ein großes Missverständnis

In Call of Duty: Modern Warfare 3 sind bekannte Charaktere wie Cpt. Price zurück. (© GIGA / Activision)
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Eines konnte man Call of Duty nie vorwerfen: Dass der Ego-Shooter als überhastet zusammengewürfeltes Spiel erschienen ist. Das ändert sich jetzt. Als DLC geplant, als verzetteltes Vollpreis-Spiel veröffentlicht. Wir haben die PS5-Version getestet und das ist das Ergebnis.

Zum Glück ist die Kampagne zu kurz

Call of Duty: Modern Warfare 3 hat die schlechteste Einzelspieler-Kampagne aller 20 erschienenen Teile. Wir berichteten, dass das auch viele Fans so sehen. Denn nach der kurzen Spielzeit von nur drei bis fünf Stunden, seid ihr einfach nur erleichtert, dass es endlich vorbei ist.

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Obwohl die Story inhaltlich flach ist, seht ihr verwirrende Zwischensequenzen mit Einzeilern, beinharten Patrioten, sowie einen zum Milchbubi verkommenen Oberbösewicht.

Da hilft es auch nicht, dass die Story dort anfängt, wo der Vorgänger aufgehört hat. Ihr spielt erneut die Task Force 141 und wollt Vladimir Makarov zur Strecke bringen, weil der russische Terrorist einen Dritten Weltkrieg anzetteln möchte.

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Der Antagonist Makarov feiert nach 2009 und 2011 sein Comeback. (© Screenshot GIGA)

Um das zu verhindern, spielt ihr acht Missionen, die sich mit ihrer linearen und auf Action-Skripts basierenden Machart an den unterhaltsamen Vorgängern orientieren. Aber da die spannendste Mission auf dem Niveau der langweiligsten aus dem Vorgänger ist, bekommt ihr hier alles in schlechter, als ihr es gewohnt seid.

Warzone und DMZ sind nun Teil der Story

Geradezu bizarr ist die Mission Flashpoint, in der ihr nach einem Anschlag auf ein Stadion voller Unschuldiger vor Ort eingreift oder das Kapitel Passenger, in dem ihr gezwungenermaßen einen Sprengstoffgürtel in einem Flugzeug tragen müsst.

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Das alles dient nur einem billigen Zweck: um zu schockieren. Aber leider ohne sinnvolle Einbettung in die Rahmenhandlung. Sondern einfach nur so. Absolut random.

Die größte Neuerung in der Kampagne erlebt ihr in den restlichen sechs der insgesamt 14 Missionen. Immer mal wieder eingestreut, gibt es Open-Combat-Missionen.

Die linearen Missionen erinnern stellenweise an die guten Kampagnen der Vorgänger. (© Screenshot GIGA)

Hierbei handelt es sich um ein zusammengeschustertes Konstrukt aus Warzone/DMZ und langweiligen Sandbox-Missionen. Ihr werdet allein in abgesteckte Arenen geworfen und könnt eure Ziele in beliebiger Reihenfolge angehen. Die Gebäude und Gegenden haben die Entwickler von Sledgehammer Games kurzerhand aus Verdansk recycelt.

Mit drei praktisch identischen Zielen in jeder Mission, beispielsweise drei Hubschrauber zu zerstören, verkommen alle zur selben sich wiederholenden Gleichförmigkeit. Abwechslung? Fehlanzeige.

Diese Missionen machen alles schlimmer

Die Open-Combat-Missionen setzen sogar auf dieselben Mechaniken, die ihr aus Warzone kennt. Ihr durchstöbert jedes Gebiet nach Waffen und Zubehör in umherstehenden Kisten, um euer Loadout zu verbessern. Sogar die Bildschirmeinblendungen sind identisch.

Natürlich habt ihr in diesen Missionen mehr Freiheiten. Ihr könnt laut oder leise vorgehen. Aber egal wie gut ihr auch schleichen könnt, zögert ihr damit nur die unumgänglichen Feuergefechte gegen anscheinend endlos spawnende Feinde heraus.

Und sobald euch am Rande der Karte auch nur ein Gegner entdeckt, kennen alle euren Standort und es ist nahezu unmöglich, die Feinde abzuschütteln. Clever ist die KI übrigens überhaupt nicht, aber zahlenmäßig extrem überlegen, wodurch euer Frustlevel steigt.

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Es gibt im Verhältnis sehr viele Schleich-Missionen und etliche Bugs, die ihren eigenen Humor haben. (© Screenshot GIGA)

Und weil ihr das alleine durchstehen müsst, baut ihr keinerlei Verbindung zu euren Soldatenkameraden Soap oder Ghost auf. Auch damit schafft MW3 genau das ab, was die Vorgänger so erfolgreich gemacht hat.

Bevor es richtig angefangen hat, läuft auch schon der Abspann. Ohne greifbares Ende. Ohne echte Auflösung aller Handlungsstränge. Das ist der Schluss- und gleichzeitige Tiefpunkt des Spiels.

Die Nostalgie-Maps und ihr Minimal-Prinzip

Auch im Mehrspielermodus ist Modern Warfare 3 in keiner Hinsicht überwältigend. Im Prinzip bekommt ihr den Vorgänger mit neuen Maps. Wobei die Maps nicht wirklich neu, sondern die Mehrspieler-Karten aus dem Original-Modern-Warfare-2 aus dem Jahr 2009 sind.

Das versprüht echte Nostalgie, aber gleichzeitig auch echte DLC-Vibes. Besonders dadurch, dass die Entwickler die Maps nicht neu interpretiert haben.

Im Multiplayer von MW3 könnt ihr auch alle eure freigeschalteten Waffen aus dem Vorgänger ausrüsten. (© Screenshot GIGA)

Im Vorgänger haben sie sich wenigstens noch die Mühe gemacht, eine Karte wie Shipment bei Nacht und Regen anzubieten. Für Serienveteranen gibt es nicht eine einzige neue Map zu entdecken.

Und das spielerische Grundgerüst haben die Entwickler nach dem Copy-and-Paste-Prinzip ebenfalls aus den Vorgängern übernommen. Diese Vorarbeit vom Studio Infinity Ward von 2019 und 2022 rettet MW3 und den federführenden Entwicklern Sledgehammer Games den Allerwertesten.

Starkes Gunplay, schwacher Spielmodus Ground War

Das Einzige, was in Modern Warfare 3 restlos überzeugt und alles zusammenhält, sind die FPS-Mechaniken. Das gilt selbst für die Kampagne. Das Gunplay und das Aiming sind straff, direkt und genau.

Auch die Feuergefechte sind nach wie vor spannend und abwechslungsreich und bieten jede Menge Spielspaß – auch auf Dauer. Nichtsdestotrotz fühlt sich nichts davon wirklich neu an.

Die Breacher Drohne ist als Lethal Equipment ein fliegender und explosiver Granatenersatz. (© Screenshot GIGA)

Neu dagegen ist neben alten Bekannten (Team-/Deathmatch, Domination, Hardpoint und Kill Confirmed) auch der Spielmodus Cutthroat. Hier spielen drei Dreier-Teams gegeneinander und jeder Spieler hat nur ein Leben, ohne Respawns. Ähnlich wie Gunfight, aber doch größer, ist der Modus eine willkommene Überraschung.

Dafür überzeugt der 32-vs-32-Modus Ground War erneut nicht. Für Battlefield-Liebhaber fehlt es auf dem Schlachtfeld an variantenreichem Chaos. Die Maps sind zu offen und groß, es gibt zu wenig Fahrzeuge, die Spawn-Punkte fördern Respawn-Kills und es passiert einfach nie etwas außergewöhnlich Lustiges oder Spannendes.

Zu große Maps, zu viele Bugs

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Größe der Nostalgie-Karten. Auf der schneebedeckten und weitläufigen Derail-Map gibt es so wenige Kills pro Spiel, dass die Runde fast jedes Mal wegen des Time-Limits ein Ende findet und ihr wenig Gegner zu Gesicht bekommt. Es dominieren Schusswechsel über große Distanzen.

Es fehlt also an hitzigen, knappen und räumlich engen Feuergefechten. Nicht auf allen Karten, aber auf vielen. Hier stellt sich die Frage, warum es nicht wie bei Call of Duty: Vanguard die Möglichkeit gibt, zwischen 6vs6, 8vs8 und 10vs10 zu wählen.

Einige Waffen und Zubehörteile lassen sich nur noch über mehrere tägliche Challenges freispielen. Eine fragwürdige Mechanik, die Arbeit und keinen Spielspaß bringt. (© Screenshot GIGA)

Immerhin ist die Kombination aus detaillierter Grafik und flüssiger Bildrate erneut vorhanden, jedoch ist das Fehlen visueller Verbesserungen enttäuschend. Auf der Soundebene funktioniert hingegen alles ausgezeichnet. Das Zischen und Einschlagen jeder Kugel hört sich mächtig bedrohlich an.

Was zum Release aber stört, ist die Menge an Bugs. Die Respawn-Punkte laden je nach Map zu Respawn-Kills ein. Mal regnet es im Intro einer Map durchs Autodach, dann stimmt euer Field-of-View nicht, nachdem ihr aus dem Hubschrauber steigt. Und manche Daily Challenges ließen sich nicht abschließen, obwohl ihr alle Aufgaben erfüllt habt.

Ein Bombast-Feeling wie im Multiplayer-Trailer stellt sich vor allem auf den großen Karten nur selten ein: 

Multiplayer Trailer | Call of Duty: Modern Warfare 3

Der Zombie-Modus ist von Warzone infiziert

Der Zombie-Modus Operation Deadbolt müsste eigentlich Zombie-Warzone heißen. Denn die Entwickler werfen den klassischen PvE-Aufbau in größere und offene Karten. Kurzum: Alle Gefechte tragt ihr in einem Bereich der im Dezember erscheinenden Warzone-Map Urzikstan aus. Dort gibt es jedoch keine PvP-Kämpfe. Ihr trefft ab und zu auf andere menschliche Spieler, könnt ihnen aber keinen Schaden zufügen. Bekämpfen müsst ihr also nur Zombies und KI-Söldnertrupps.

Vorbei sind also die Zeiten, in denen euch Zombiewelle um Zombiewelle auf kleinen, clever aufgebauten und mit freischaltbaren Extras versehenen Karten angreifen. Stattdessen geht es zu wie in der DMZ. Langsames Pacing und wenig Action inklusive.

Der Zombie-Modus ist quasi Warzone/DMZ – nur eben mit Zombies. (© Screenshot GIGA)

Ihr startet, sucht nach brauchbarem Zubehör, erfüllt eure Contract-Aufgaben (Zerstöre drei Mal dies oder das) und flüchtet via Helikopter, bevor euch die Zombies überrennen oder der Timer von 45 Minuten abgelaufen ist.

Ehrlich gesagt: Bis auf die Zombies, hat dieser Modus nichts mit den altbekannten Zombie-Modi zu tun. Die Kombination aus Warzone/DMZ und den Zombies tut also beiden Seiten überhaupt nicht gut, weil der Spielspaß nicht höher ausfällt als in der Vergangenheit. Das Gegenteil ist der Fall.

Test-Fazit

Im Multiplayer hatte ich viele spannende Runden und die Spielmodi unterhalten auch im Jahr 2023 noch wunderbar. Abgesehen von den Bugs bekomme ich das, was ich erwarte.

Gleichzeitig lässt mich aber das Minimal- und Verschlimmbesserungs-Prinzip der Entwickler in der Kampagne und im Zombie-Modus verwundert, enttäuscht und sogar schockiert zurück. Wie konnte man so etwas einer über Jahre erfolgreichen Spiele-Reihe nur antun? Was als DLC geplant war (es gibt keine Platin-Trophäe für MW3), wurde doch zum Vollpreis-Spiel. Crunch-Gerüchte, 16 Monate Entwicklungszeit. Eine unlösbare Herausforderung.

Die schlechteste Kampagne aller bisher erschienenden Call of Dutys, mit schnell zusammengeschusterten Lückenfüller-Missionen ist nahezu Betrug an treuen CoD-Fans. In meinen Augen ist die Kampagne wie eine grauenhafte Cover-Band auf dem Dorffest, im Vergleich zum Original-Künstler.

Ich frage mich die ganze Zeit, warum es diese Fortsetzung unbedingt gebraucht hat. Was bleibt, ist insgesamt ein großes Missverständnis. Denn ein DLC für MW2 wäre meiner Meinung nach besser gewesen. Nur nicht für den Geldbeutel von Activision.

Call of Duty: Modern Warfare 3 ist bereits erhältlich für PC, PS5, PS4, Xbox Series X|S und Xbox One.

Call of Duty: Modern Warfare III (PlayStation 5)
Call of Duty: Modern Warfare III (PlayStation 5)
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 05.11.2024 11:02 Uhr

Wertung

6,5/10

“Call of Duty: Modern Warfare 3 ist im Multiplayer unterhaltsam, aber es gibt zu wenig Neues. Die Kampagne ist die schlechteste aller bisher erschienenden Serienteile und den Zombie-Modus verschlimmbessern Warzone-Mechaniken. Ein DLC-Pack in Gestalt eines Vollpreis-Spiels.”

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