Von Bundesliga Manager über Anstoss zum Football Manager – Die Geschichte der Manager-Simulatoren auf PC

Eines der ersten ernstzunehmenden Manager-Spiele stellte „The Boss“ aus dem Hause Peaksoft für den C64 aus dem Jahre 1987 dar. Das Spiel bot bereits vier verschiedene englische Ligen, die Simulation des FA Cup und europäische Wettbewerbe, wie den Landesmeister-Pokal. Der Fußball-Manager enthielt damals bereits echte und lizensierte Daten der englischen Clubs. Spiele wurden in „The Boss“ im Textmodus auf dem virtuellen Bildschirm ausgetragen.

In die frühen Neunziger Jahre gehen die Ursprünge der Championship Manager-Serie zurück. In Deutschland beinahe vollkommen unbeachtet und als „Excel-ähnliches“ Daten- und Grafikmonster verschrien, erfreut sich die Championship Manager insbesondere auf Großbritannien kontinuierlicher Beliebtheit. Bis zum Release von Championship Manager 03/04 nahm sich Sports Interactive der Serie an. Nachdem SI sich vom Publisher trennte, wurde die Serie in Football Manager umgetauft. Der erste Teil der Championship Manager-Serie (1992) musste dabei noch auf generierte Namen zurückgreifen und hatte dabei in der Fan-Gunst hinter der britischen Konkurrenz von Premier Manager und The Manager das Nachsehen.

In Deutschland gewann das Fußball-Manager-Genre vor allem durch die Bundesliga Manager-Reihe an Popularität. Bereits 1989 ist der erste Teil für PC, Amiga, Atari und C64 erschienen. Neben der taktischen Komponente konnte bereits hier das Stadion umgebaut werden.

1991 erschien der Nachfolger Bundesliga Manager Professional, in welchem sowohl die wirtschaftlichen, als auch die sportlichen Elemente weiter vertieft wurden. Dank Lizenzen konnte man hier ein Team der ersten, zweiten oder Amateur-Oberliga (heute 3. Liga) auswählen. Viele Fußball-Fans kennen Teams wie DSC Wanne-Eickel oder KSV Baunatal vor allem durch die zahlreichen Spielstunden, die mit dem Manager-Spiel der deutschen Spieleschmiede Software 2000 verbracht wurden. Dank zusätzlicher Editordisketten bot Software 2000 damals die Möglichkeit, einen Editor zusätzlich zum Spiel zu erhalten, um die Datensätze selbst auf den neuensten Stand zu bringen.

In Bundesliga Manager Hattrick war es erstmalig in der Serie möglich, auch als Nationaltrainer auf dem Platz zu stehen. Zudem wurde die Wirtschaftssimulation noch einmal verstärkt und z. B. der Aktien- oder Immobilienhandel ermöglicht. Dank Toto-Wette konnte man zudem den Kontostand des Teams aufbessern. In den Augen vieler Fußball-Fans ist BMH der beste Teil der Serie. Viele Komponenten aus Hattrick wurden in nachfolgenden Manager-Simulationen verarbeitet.

Bundesliga Manager 97 bot nur wenig Innovationen im Hinblick auf den Vorgänger. Erstmals wurden Spiele in 3D gezeigt. Besonders die vielen Bugs machten die ersten Versionen von Bundesliga Manager 97 beinahe unspielbar. Die CD in der ersten Auflage war nicht einmal bedruckt und kam als nackter Silberling. Bundesliga Manager 97 zerkratze das Image von Software 2000 nachhaltig, so dass sich Ascaron mit seiner Anstoss-Reihe in der Gunst der Fußball-Fans allmählich vorbeischieben konnte.

Fußball Manager damals und heute: Bundesliga Manager 98

Nur ein Jahr nach dem Release von BM 97 erschien Bundesliga Manager 98. Neue Features kam es kaum, das Hauptaugenmerk lag auf der Bereinigung der Bugs aus Bundesliga Manager 98. Der BM 98 war das erste Manager-Spiel von Software 2000 ohne die Begründer der Spieleserie Jens Onnen und Werner Krahe.

Mit Bundesliga Manager X erschien 2001 der erste Bundesliga Manager, der ohne Bundesliga-Lizenz auskommen musste. Lediglich in der österreichischen Liga konnte auf echte Spieler- und Teamdaten zurückgegriffen werden. Auch hier fehlten in der ersten Fassung des Spiels zahlreiche Features, die erst im Nachhinein nachgereicht wurden. Erstmals bestand hier die Gefahr, bei ausbleibenden Erfolg entlassen zu werden. Die 3D-Spielszenen wurden von Jörg Wontrorra kommentiert. Bundesliga Manager X war das letzte Spiel der beliebten Bundesliga Manager-Serie, Software 2000 ist 2002 in den Konkurs gegangen.

Neben der Bundesliga Manager-Serie dominierte in Deutschland vor allem Ascon, bzw. Ascaron mit der Anstoss-Reihe das Geschehen der Fußball-Manager-Simulationen. Anstoss 1 erschien 1993 zunächst für Amiga, später auch für den PC. Bereits mit dem ersten Teil konnte die Bundesliga Manager-Reihe als Favorit der Manager-Spiele abgelöst werden. Kopf hinter der Anstoss-Reihe ist Gerald Köhler, der später auch für die Entwicklung der Fußball Manager-Reihe aus dem Hause EA Sports zuständig war.

Aufgrund des enormen Erfolgs des ersten Anstoss-Spiels gab es kurze Zeit später mit der Anstoss World Cup Edition ein Add-on, welches es ermöglichte, auch Nationalmannschaften in Anstoss steuern zu können. In Anstoss WCE konnte man die WM 1994 mit Qualifikation spielen, hatte aber auch die Möglichkeit, das „normale“ Anstoss mit der World Cup-Edition zu verbinden, um bei Erfolgen als Vereinstrainer zum Nationaltrainer berufen zu werden. Neben dem Manager-Dasein, welches das Training und die Benennung des Nationalteam-Kaders umfasste, konntet ihr während der WM jeden Tag planen und z. B. Vereinsfeiern, Waldspaziergänge, Einzelgespräche, Verletztenbesuche und mehr einzuteilen.

1997 erschien mit Anstoss 2 ein Manager-Spiel, dass nicht nur aus trockenen Tabellen und Taktikmenüs bestand, sondern zudem witzige Spielelemente einbrachte, die jedoch den Manager-Alltag zu keinem Zeitpunkt ins Lächerliche gezogen haben. Erstmals war es euch möglich, auch im Ausland als Trainer tätigt zu werden. Im Gegensatz zu Anstoss 1, welches auf zehn Jahre ausgelegt war, konnte in Anstoss 2 nun ein Endlosspiel gestartet werden. Ascaron integrierte hier erstmals die „echte“ Managerkarriere, bei welcher man sich zu Beginn des Spiels kein Team aussuchen konnte, sondern seine Laufbahn zunächst bei kleineren Klubs beginnen musste.

Anstoss 3 gehört auch heute noch zu den beliebtesten Fußball-Managern. Hier wurden bereits etablierte Elemente aus Anstoss 2, sowie dem Add-on „Verlängerung“ verfeinert und ausgebaut. Zudem war es euch hier möglich, das Vereinsgelände auszubauen. Durch einzelne Gebäude konnte etwa das Training verbessert oder Verletztenzeiten verkürzt werden.

Mit Anstoss Action versuchten sich die Entwickler an dem Projekt, den Manager-Dasein mit einer Fußball-Simulation im Stile der FIFA-Reihen zu kombinieren und auf den Spielstand in Anstoss 3 zurückzugreifen. Aufgrund technischer Mängel und der Konkurrenz aus dem Hause EA Sports konnte sich Anstoss Action allerdings nicht durchsetzen.

Mit Anstoss 4 begann der Stern der beliebten Manager-Reihe allmählich zu sinken. Da der Programmiercode von Anstoss 3 inzwischen zu aufgebläht war, musste Anstoss 4 von Null auf neu konzipiert werden. Die kurze Entwicklungszeit von zwölf Monaten sorgte dafür, dass auch Anstoss 4 mit zahlreichen Bugs zu kämpfen hatte, die das Spiel unspielbar machten. Weder Realismus, noch Features oder Witz der vergangenen Spiele konnten aufgegriffen werden, zudem hatte Anstoss 4 aufgrund des neuen Ligensystems mit enormen Ladezeiten zu kämpfen. Zudem musste Ascaron die Abgänge der Hauptentwickler der Anstoss-Serie Gerald Köhler und Rolf Langenberg verkraften.

Nach Anstoss 4 folgte Anstoss 4 Edition 03/04, eine überarbeitete Fassung des Vorgängers. 2004 hat Ascaron weiter am Manager gefeilt, allerdings waren die Neuerungen zu den Vorgängern eher überschaubar. Anstoss 2006 wurden dann 2005 angekündigt, ein Release allerdings immer weiter verschoben. Im August 2006 erschien der Nachfolger dann mit dem Titel 2007. Hier wurde unter anderem der Transfermarkt überarbeitet und der Netzwerk-Modus für bis zu 64 Spielern eingefügt. Gestrichen wurde allerdings der Hot Seat-Modus und die Möglichkeit, Nationaltrainer zu werden. Zudem fehlten zahlreiche Spiele-Features, die im Handbuch beschrieben wurden.  gleichzeit war Anstoss 2007 der letzte Teil der Fußball-Manager-Reihe aus deutscher Produktion.

Neben Anstoss und Bundesliga Manager buhlten zahlreiche weitere Vertreter um die Gunst der Fußball-Fans. Nicht ganz so ernst nahm sich dabei Boong - die ultimatiefe Fußballsimulation.

Hierzulande als Meistertrainer erschienen, dominierte in Großbritannien vor allem die Championship Manager-Reihe das Geschehen der Fußball-Manager-Simulationen. „Der Meistertrainer“ gilt bei vielen Fußball-Fans auch heute noch als einer der besten Manager aller Zeiten.

Bevor EA Sports mit der Fußball Manager-Reihe durchstarten konnte, versuchte man sich bereits mit dem FIFA Soccer Manager 2001 auf dem damals noch hart umkämpften Manager-Markt.

2001 gab es mit dem Fussball Manager 2002 dann den Auftakt zur Manager-Reihe aus dem Hause EA Sports. Für die Entwicklung wurde unter anderem der Anstoss 3-Mastermind Gerald Köhler sowie der leitende Anstoss-Programmierer Rolf Langenberg an Bord geholt. Für die Manager-Reihe sprach seit jeher das Lizenzenpaket, welches es etwa im Gegensatz zur Anstoss-Reihe ermöglichte, Originalspieler und -Teams aus der Bundesliga zu leiten.

In den Folgejahren erschien EA Sports-like jedes Jahr eine neue Manager-Version. Dabei wurden einzelne neue Features hinzugefügt und vor allem die Datensätze aktualisiert. Seit jeher hatte die Manager-Reihe allerdings mit zahlreichen Bugs zu kämpfen, welche auch in Folgeversionen nicht ausgemerzt wurden. Football Manager-Spieler bemängeln zudem, dass hier zu viel Wert auf die Optik, das Drumherum, wie das Einstellen des Stadionwurst-Preises sowie die Lizenzen gelegt wurde, während taktische Komponenten und der alltägliche Kern der Manager-Arbeit ins Hintertreffen geraten. Im vergangenen Jahr erschien mit Fußball Manager 2014 eine Datenbank-Update ohne neue Features. Gleichzeitig wurde die FM-Reihe von EA Sports eingestampf.

In der Fussball-Manager-Durststrecke zwischen den Fussball Manager-Titeln von EA reihte sich das deutsche Unternehmen mit seinem OFM, dem OnlineFussballManager elegant ein. Mit einem Browserspiel, das die Bedürfnisse von Hobbytrainern und -Managern befriedigte, war für die nächsten Jahre ausgesorgt. 2015 kam dann schließlich mit dem Update auf Version 8 eine Aufwertung für mobile Endgeräte und eine eigene App.

2004 erschien der Kicker Manager, der sich zwar nicht als Ablösung der Fußball Manager-Reihe von EA Sports durchsetzen konnte, allerdings durchaus eine ernsthafte Konkurrenz darstellte.

Eine große Fanbase kann der Online-Manager Comunio aufweisen. Dabei handelt es sich um kein klassisches Manager-Spiel. Vielmehr müsst ihr Spieltag für Spieltag eure Aufstellung aus allen Bundesliga-Stars zusammenstellen. Je nach Leistung am vergangengen Spieltag erhaltet ihr für eure Mannschaft Punkte. Der Kader kann dabei über die gesamte Saison hinweg per Transfers verändert werden. Das Spiel in Comunio ermöglicht das Erstellen eigener Ligen, so dass ihr euch z. B. mit Freunden messen könnt, um zu beweisen, wer der Fußball-Fan mit dem größten Sachverstand ist.

In Zeiten von Smartphones gibt es mittlerweile auch zahlreiche Manager-Spiele im App-Format. Diese kommen allerdings in ihrer Komplexität keinesfalls an ernstuznehmende Fußball-Manager heran. Zudem wird man hier häufig zu In App-Käufen animiert. Ein erwähnenswerter Vertreter der Fußball-Manager-Apps ist Top Eleven.

Für November kündigt SEGA den Football Manager 2015 an. Hierzulande aufgrund der Lizenzproblematik nicht frei verfügbar, gehört der Football Manager 2014 aktuell zu den vier meistgespielten Spielen über Steam weltweit. EA Sports hat sich vor einigen Wochen die Bundesliga-Lizenzen für den Einsatz in Manager-Spielen auch für die folgenden Jahre gesichert. Was EA Sports genau damit vorhat, ist noch nicht bekannt. Allerdings wird der SI-Football Manager aus diesem Grund auch in den kommenden Jahren nur als Import erhältlich sein.