Sobald sich ein Hype auftut, werden die Grenzen von Clickbait, Betrug und Fake News durchbrochen. Bei Fortnite scheint sich die Geschwindigkeit, mit der falsche Titel, grenzüberschreitender Content und irreführende Thumbnails auftauchen, jedoch zu verdoppeln. Steig mit mir in die Abgründe der digitalen Fortnite-Themen hinab.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Meinungsartikel, der den Standpunkt unserer Redakteurin widerspiegelt und nicht zwingend der Meinung der gesamten Redaktion entsprechen muss. Er erhebt keinen Anspruch auf eine universell gültige Wahrheit und deckt sich vielleicht nicht mit deinen eigenen Vorstellungen.
Denn was den Hype um den kostenlosen Battle-Royale-Modus von Fortnite antreibt, ist nicht etwa der mobile Ableger, der ganze Schulen überrennt oder eine erneute Killerspiel-Debatte. Es geht darum, dass Webvideoproduzenten wissentlich Falschinformationen für ihre Streams oder Videos benutzen, um die Masse zum Klick zu bewegen.
Mit Fortnite mutierte Clickbait richtig. YouTuber und Twitcher locken nicht nur mit fraglichen Titeln zum Spiel, sondern gehen noch einen Schritt weiter. Es werden absichtlich Unwahrheiten in Videos und Streams platziert, um den Zuschauer bewusst auf seinen Content zu bringen. Auf Titel wie „So sieht die neue Map in Fortnite Battle Royale aus!“ folgen keine Informationen in dem betreffenden Video. Stattdessen spricht der Influencer über Gerüchte, seine krassesten Kills oder andere Dinge, die ihm so widerfahren sind.
Die junge Fortnite-Zielgruppe scheint diese Lügen aber wenig zu interessieren. Die Kommentare zeigen, dass sie den Content gut findet und sich durch die über 10 Minuten langen Videos quält. Diese Länge kommt übrigens nicht von ungefähr, denn der YouTuber kann ab dieser Minutenzahl mehr Werbung in seinen Videos schalten.
Und mehr Werbung bedeutet natürlich auch gleich mehr Geld. Das ist der Grund, weshalb Clickbait so gut für Firmen und auch Influencer funktioniert. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen dem, was viele Firmen machen und dem Problem, das sich gerade auf YouTube manifestiert.
Clickbait ist nicht neu, es wurde in diesem Stil in Amerika mit der Website BuzzFeed eingeführt. Spätestens im Jahr 2014 wurden die ersten „Klickköder“, wie es Wikipedia auf Deutsch übersetzt, dann auch in Deutschland entdeckt. Die „Redaktion“ hinter Heftig.co (die jetzt seriöser unter heftig.de auftreten will) setzte zum ersten Mal Überschriften ein, die die Menschen hierzulande lockten. Mit Artikeln wie „Er wollte nur spazieren, aber dann passierte etwas völlig Unerwartetes“ zielte das Portal auf schnelle Klicks.
Einige Monate nach der Gründung attestierte ein Medienexperte für die WirtschaftsWoche, dass das Portal mit 90 Beiträgen so viele Reaktionen auf Sozialen Medien erhält, wie Spiegel und Bild zusammen mit 6.000 Artikeln. Um dir Clickbait noch besser zu verdeutlichen, hat mein Kollege Stephan ein schönes Beispiel erstellt:
Clickbait: Meint übrigens, das Werben und Locken mit teilweise falschen Versprechungen oder überspitzen, reduzierten Informationen. Beispiel: Ein Magazin titelt: „Angeline Jolie zeigt sich endlich oben ohne!“ Und benutzt ein Bild der Schauspielerin, Schulterfrei und an entsprechender Stelle abgeschnitten, so dass eben der Eindruck entsteht, nach dem Klick könntest du Angelina Jolie nackt sehen. Was wirklich passiert: Du klickst auf das Bild und siehst Angelina Jolie ungeschminkt – gemeint ist mit „oben ohne“ also nicht ohne Kleidung, sondern ohne Make-up. Du wurdest also mit einem Versprechen auf die Seite gelockt, welches nicht zu 100% eingehalten wird, denn niemand sagte, es ginge darum, sie nackt zu zeigen.
Mehr als 40 Millionen Menschen haben Fortnite heruntergeladen, über 3 Millionen Spieler waren im Februar gleichzeitig online. Auf Twitch bricht Epic Games‘ Tophit regelmäßig Zuschauerrekorde. Von diesem Hype-Kuchen wollen viele ein Stück abhaben. Auch wir nutzen hin und wieder eine Form von Clickbait, um unsere Reichweite zu vergrößern. Worauf ich aber hinaus will, ist nicht mehr nur „einfaches Clickbait“. Mit jedem Trendspiel mutiert dieser Begriff und überschreitet Grenzen.
Neulich war ich auf Twitch unterwegs, als die Server von Fortnite fast einen halben Tag ausgefallen sind. Mich hatte interessiert, wie Streamer mit dem Ausfall umgehen. Nicht so gut, wie ich kurz danach erfuhr. Mehr als nur ein Twitcher titelte „Server sind wieder online“, spielte altes Gameplay von sich ab und tippte auf der Tastatur herum, um den Schein zu wahren. Als ein Kollege ihn daraufhin im Chat fragte, warum er dies tue, schwieg er kurz und redete dann über Belangloses weiter. Unsere Frage blieb unbeantwortet.