LiebesHorizon: Zero Dawn, ich weiß, du wirstvor allem für deine Handlung, deine Grafik und dein Gameplay gefeiert. Aber als queerer Gamer muss ich gestehen, dass du aus einem ganz anderen Grundeinen besonderen Stellenwert in meinem Herzen hast ...
Zunächst etwas Wichtiges: Dieser Artikel ist ein Teil einer ganzen Reihe von Artikeln, die sich mit dem Thema LGBTQI (Lesbian, Gay, Bi, Transgender, Queer, Intersex) auseinandersetzt. Für ein tolerantes und offenes Miteinander und gegen Diskriminierung.
Wenn es um Games mit queeren Hauptcharakteren geht, dann denken viele wohl vor allem an Mass Effect, Dragon Age, The Last of Us oder Life is Strange. Diese Titel haben eines gemeinsam: Sie behandeln die Sexualität ihrer queeren Hauptcharaktere mehr oder weniger explizit. In den beiden BioWare-Spielen entscheidest dudas Geschlecht deines Charakter und welche Beziehungen er oder sie eingeht – sei es gleichgeschlechtlich oder nicht. In Life is Strange geht es um die Beziehung der beiden weiblichen Hauptcharaktere Max und Chloe. Im DLC von The Last of Us findest du heraus, dass Ellie Gefühle für eine andere junge Frau hat.
Auch diese Spiele haben LGBTQI zum Thema:
Ein Game, das in diesem Zusammenhang eher wenig Beachtung geschenkt bekommt, ist Horizon: Zero Dawn. Doch gerade dieser Titel sticht für mich als queere Person besonders hervor, behandelt er die Sexualität seiner Protagonistin und Nebencharaktere doch erfrischend offen, wenn auch subtil.
Das mag daran liegen, dass es in Horizon: Zero Dawn im Vergleich zu Mass Effect oder Dragon Age keine expliziten Sex-Szenen gibt. Aloy geht mit keinem der Bewohner ihrer postapokalyptischen Welt eine Romanze ein. Dafür ist die junge Heldin doch viel zu zielbewusst. Denn nichts ist der 19-Jährigen wichtiger, als die offenen Fragen ihrer Vergangenheit zu klären, um zu verstehen, wer sie ist und wo sie herkommt. Ach ja, und nebenbei rettet sie die Welt vor einer erneuten Apokalypse.
Was macht das Spiel denn dann queer?
Den Autoren von Horizon: Zero Dawn ist es gelungen, eine äußerst lebendige Welt zu schaffen. Nicht nur Aloy, sondern auch die zahlreichen Nebencharaktere wirken tiefgründig und komplex. Sie handeln aus einer innerlichen Motivation und lassen sich nicht auf nur ein Merkmal reduzieren oder in eine Schublade stecken.
Die gesellschaftlichen Schubladen sehen sowieso ganz anders aus in Aloys Welt. Es fängt schon damit an, dass die rothaarige Kriegerin in einem Matriarchat lebt, in der es Stammesanführerinnen gibt. Die binäre Geschlechterteilung, die lange Zeit ein Teil unserer Gesellschaft war (und teilweise noch ist), scheint in Horizon: Zero Dawn also deutlich weniger ausgeprägt zu sein. Immerhin muss sich Aloy im Verlauf des Spiels relativ selten für ihr Geschlecht rechtfertigen. Es scheint also völlig normal zu sein, dass Frauen gleichgestellte Kriegerinnen, Anführerinnen und Jägerinnen sein können.
Sobald Aloy ihr Heimatdorf verlässt und die restliche Welt erkundet, wird noch deutlicher, dass es in ihrer postapokalyptischen Gesellschaft nicht die gleichen Vorurteile gibt wie in unserer Realität. Denn auch in Bezug auf Ethnizitäten und Hautfarbe scheint es keine sozialen Trennungen zu geben. Egal, wo Aloy hinreist, trifft sie auf schwarze, weiße, asiatische oder mediterrane Personen, die miteinander in Gemeinschaften leben. Wie es in Rollenspielen so üblich ist, wird unsere Heldin immer wieder um Hilfe gebeten. Dabei geht es häufig umsoziale Ungerechtigkeit, die es auch in Aloys Welt gibt. Doch beklagt kein Charakter, dass er aufgrund seiner Hautfarbe benachteiligt oder diskriminiert wird.
Erfahre auf der nächsten Seite, wie es sich um sexuelle Orientierung in Horizon: Zero Dawn verhält.