Das Gleiche trifft auch auf sexuelle Orientierung zu. Auch hier scheint es keine hierarchischen Unterschiede zu geben: Die Nebencharaktere reden ähnlich über ihre Partner, egal ob sie in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben oder nicht.Noch deutlicher ist es beim Firten: Sowohl männliche als auch weiblicheCharaktere flirtenmehr oder weniger offen mit unserer Heldin, für die das völlig normal zu sein scheint. Niemand muss sich für seine Sexualität rechtfertigen oder sich outen.Es scheint keine gesellschaftliche Scham für gleichgeschlechtliche Attraktion zu geben.
Dabei belässt es Guerilla Games aber nicht: Aloy scheint besonders begehrt in ihrer Welt zu sein. Die meisten ihrer Verehrer lässt die selbstbewusste Nora-Jägerin eiskalt abblitzen (armer Erend). Doch gibt es drei Personen, bei denen die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht.
Der Erste ist Varl, ein dunkelhäutiger Nora-Jäger ihrer Heimat. Obwohl sie sein Interesse nicht direkt erwidert, gesteht sie am Grabstein von Rost doch, dass Varl einen ganz besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen hat.
Die zweite Person ist Petra, eine äußerst direkte Frau, die wesentlich älter ist als Aloy. Von Beginn an flirtet sie mit der jungen Nora – und Aloy flirtet zurück, was ihr sichtlich Spaß macht. So entspannt und gelassenkannte ich die toughe Jägerin vorher noch gar nicht. Petra geht sogar so weit und bietet Aloy an, sie nach Freihalde zu begleiten. Zwar lehnt die junge Heldin das Angebot stammelnd ab, doch scheint eseher daran zu liegen, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt in der Handlung (noch) nicht an einen Ort binden kann. Die junge Heldin, die drei verschiedene Wege findet, um dem Sonnenkönig aus Meridian äußerst direkt mitzuteilen, dass sie kein Interesse an ihm hat, stammelt verlegen, als Petra ihr ein ähnliches Angebot macht. Diese reagiert übrigens äußerst charmant auf Aloys Ablehnung und sagt, dass sie schon immer eine Schwäche für freie Geister hatte.
Die dritte Person, mit der Aloy offen flirtet, ist Vanasha. Die dunkelhäutige Spionin flirtet so ziemlich mit jedem, den sie trifft, egal ob männlich oder weiblich. Und auch Aloy scheint damit kein Problem zu haben. Im Gegenteil sogar: Am Ende des Spiels flirtet sie Vanasha selbst ziemlich direkt an.
Aloy zeigt also offenes Interesse an einem schwarzen Mann, einer älteren Frau und einer schwarzen, scheinbar bisexuellen Frau. Davon will ich in AAA-Spielen mehr sehen.
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Besonders lobenswert finde ich, wie subtil diese zwischenmenschlichen Beziehungen erzählt werden. Dem Einen oder Anderen entgehen sie womöglich sogar komplett. Und das ist gut so, denn Guerilla Games setzen auch so ein Zeichen: Es geht in Horizon: Zero Dawn eben nicht um Aloys Sexualität. Doch nur, weil es nicht hauptsächlich darum geht, heißt das nicht, dass ihre Sexualität nicht ein Teil ihrer Persönlichkeit ist. Indem Aloy ihre Sexualität in Gesprächen durchscheinen lässt, wird ihre Persönlichkeit tiefgründiger – sie wirkt menschlicher.
Und diese Menschlichkeit findet sich im ganzen Spiel wider. Der offene Umgang mit Geschlechterrollen, Ethnizitäten und Sexualität macht Horizon: Zero Dawn zu einem besonderen Spielerlebnis. Als queerer Gamer wünsche ich mir mehr davon in großen AAA-Titeln. Denn Horizon: Zero Dawn schafft es offen mit diesen Themen umzugehen, ohne jemanden auszuschließen oder auf die Füße zu treten.