Anfang der 2000er war es eines der bekanntesten Videospiele Deutschlands, jetzt kehrt das Moorhuhn zurück. Allerdings nicht für den PC, das Moorhuhn lässt sich in der virtuellen Realität abschießen. Und das macht richtig Spaß!
Moorhühner kannst du jetzt auch in VR abschießen:
Angefangen hat alles mit einem Werbespiel für Johnnie Walker. Recht simpel gestrickt war das Spiel, lediglich 90 Sekunden dauerte eine Runde, neben schießen konntest du nachladen und die Kamera bewegen, das war alles. Für diese Funktionen benötigtest du die Maus, die Tastatur diente nur als Eingabegerät für deinen Namen, reichte dein Ergebnis für den Highscore.
Dieser Einfachheit hat das Moorhuhn seinen enormen Erfolg zu verdanken. In rasend schneller Geschwindigkeit verbreitete sich das Spiel, dessen Datei so klein war, dass es sogar per Mail verschickt werden konnte, in Deutschland. So gut wie jeder PC-Besitzer hatte von dem Spiel in den 2000ern zumindest schon gehört, wenn nicht selbst installiert.
Doch der Ruhm hielt nicht lange an. Spin-Off nach Spin-Off erschien, bis zu sechs Spiele wurden pro Jahr veröffentlicht. Dementsprechend ließ die Qualität nach, irgendwann war das Konzept einfach ausgelutscht und niemand interessierte sich mehr für die lustigen Hühnchen.
Knapp 20 Jahre später ist der einstige Hype nahezu in Vergessenheit geraten. Das wollen die Entwickler der Moorhuhn GmbH ändern. 2017 gegründet, haben sie es sich zum Ziel gemacht, den alten Charme des Spiels zurückzubringen. Dahinter steckt unter anderem Frank Ziemlinski, einer der Urväter des Moorhuhns. Ihr erster Streich: Moorhuhn VR.
VR-Erlebnis zum kleinen Preis
Während du für andere vollwertige VR-Spiele meist eine teure PlayStation VR oder Oculus Rift brauchst, ist Moorhuhn VR eine Smartphone-Anwendung. Hast du ein kompatibles Smartphone mit iOS 8, Android 5.0 oder einem höheren Betriebssystem, kannst du die App ausprobieren. Selbst mit meinem schon etwas älteren Moto X Force funktioniert die VR-Anwendung einwandfrei.
Einziger Nachteil bei Android: Um VR-Anwendungen benutzen zu können, brauchst du zusätzlich die nicht vorinstallierte App Google VR Services. Die Schuld daran ist aber kaum bei Moorhuhn VR zu suchen, sondern bei Google selbst. Beim knapp zehn Euro teuren Spiel ist eine VR-Brille aus Pappe enthalten, die du dir selbst zusammenbauen musst. Das ist nicht allzu schwer, nach wenigen Minuten kannst du mit dem Spielen beginnen. Was auffällt: Trotz des geringen Preises ist das Bild erstaunlich klar, nur selten treten Texturfehler auf.
Lange spielen kannst du Moorhuhn VR trotzdem nicht. Denn obwohl nur wenig Bewegung zum Spielen nötig sind, ich mich nur um mich selbst drehen muss, um das volle Areal zu überblicken, reicht das schon aus, dass mir an manchen Stellen mulmig wird. Außerdem kann die Moorhuhn-VR-Brille leider nicht am Kopf befestigt werden. Nach einiger Zeit tun mir meine Arme vom ständigen Brille an die Augen halten weh und ich muss eine Pause machen.
Bekannte Map im neuen Gewandt
Vom Inhalt bietet Moorhuhn VR nicht viel Neues. Die Karte, auf der du spielst, basiert auf Moorhuhn X. Das Design ist größtenteils dasselbe, lediglich einige kleine optischen Aufwertungen finden sich im Spiel. Das ist aber nicht weiter schlimm, ist doch nicht die Karte an sich, sondern ihre Umsetzung in VR das Highlight. Es kommt quasi nicht vor, dass ich aus der virtuellen Welt gerissen werde, weil etwas nicht stimmig ist oder ich beim Spielen gegen einen Gegenstand im Weg stoße.
Ebenfalls schön: Aus den einstigen Schlauch-Leveln, die schnell ein Ende finden, bewegst du dich zu weit nach rechts oder nach links, wurde in Moorhuhn VR eine geschlossene Umgebung. Drehst du dich einmal um deine Achse, landest du wieder am Ausgangspunkt; schaust du nach oben, findet das Level keinen abrupten Abschluss, sondern du guckst in einen sommerlich blauen Himmel.
Auch die Steuerung ist simpel, aber effektiv. Für Moorhuhn VR brauchst du nämlich keinen Controller, vielmehr schießt du die Moorhühner alleine mit deinem vernichtenden Blick ab. Das Zielen ist damit erstaunlich präzise, besser könnte ich es nicht mit einer Maus hinbekommen. Trotzdem ist Moorhuhn VR nicht zu leicht, nur mit viel Übung werde ich besser, nach und nach klettere auf der Highscore-Tabelle in Richtung Spitze.
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Mein Test-Fazit zu Moorhuhn VR: Spaß für zwischendurch, aber nicht mehr
Moorhuhn VR geht tatsächlich denselben Weg wie das allererste Moorhuhn-Spiel: Es ist verhältnismäßig günstig, bietet dafür aber größtmöglichen Spaß. Die Steuerung versteht jeder Laie und trotzdem meisterst du das Spiel nur mit einiger Übung. Es gibt nur ein Level, durch den Online-Highscore motiviert dich das Spiel trotzdem über mehrere Stunden.
Trotzdem hat Moorhuhn VR noch einiges an Verbesserungspotential. Auch, wenn die VR-Brille eine erstaunlich gute Qualität aufweist, wird es nach einiger Zeit doch anstrengend, mit ihr zu spielen. Einige weitere Level wären zudem wünschenswert, schließlich ist der Preis des Spiels für den geringen Umfang dann doch wieder etwas hoch.
Wird dir gefallen, wenn du VR unbedingt ausprobieren möchtest, du dir aber keine Vollpreis-VR-Brille leisten kannst und du noch einmal in deine Kindheit zurückversetzt werden möchtest.
Wird dir nicht gefallen, wenn du anfällig für Motion Sickness bist, dir einen größeren Umfang erhoffst oder die markanten Geräusche des Moorhuhns noch nie leiden konntest.
Wertung
“Moorhuhn VR ist simpel, aber spaßig. Auch, wenn sich das Spiel nicht wie ein Vollpreistitel spielt, sondern sich mehr nach Demo anfühlt, ist es doch perfekt, um dich an die virtuelle Realität heranzuwagen, ohne dafür Unmengen an Geld zahlen zu müssen.”