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Horror in Red Dead Redemption 2: Es lauert mehr im Wilden Westen, als du mit bloßem Auge siehst


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Es liegt Nostalgie in der Luft, wenn die Sonne das wilde Land in oranges Abendrot taucht; wenn die Grillen zu Zirpen beginnen und die Bewohner der Städte in ihre Betten kriechen. Dann legt sich Dunkelheit über die Berge und Täler – und die Sterne glitzern am Firmament, ebenso wie die einzelnen Lagerfeuer hier und da in der Ferne schwarzen Rauch gen Himmel pusten. Die Nächte in Red Dead Redemption 2 sind nicht leblos, falls du das dachtest. Aber sie sind ruhiger. Besonnener. Seltsamer. Es ist auch die Zeit der Lagerfeuergeschichten. Was meinst du, willst du dich zu mir setzen und hören, was in der Dunkelheit lauert?

Setz dich ans Feuer und wärme deine kalte Händen. Hast du schon von den winzigen Menschen im Wald gehört?
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Siehst du mich?

Also, sitzt du bequem? Ist dir warm genug? Ja klar, nimm‘ dir ruhig einen Schnaps. Kennst du den Killer von New Hanover? Nein. Okay. Weißt du, ich sehe allerlei verrückte Sachen auf meinen Reisen, Leute, die andere abknallen, die Postkutschen überfallen, die sich jemanden schnappen und ihn gefesselt auf ihr Pferd binden, was auch immer sie mit ihm vorhaben. Da ist so viel Dreck und Hass in dieser Welt, aber du kennst das ja. Ich erzähle dir nichts neues.

Aber der Killer von New Hanover? So etwas hab‘ ich noch nicht gesehen, das kannst du mir glauben.

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Es war so: Da war dieser blutige Geruch in der Luft. Wie nach einer Schießerrei, wenn du über die ganzen Leichen kletterst; aber es roch nicht nach Schießpulver. Oder Schweiß, oder all dem anderen Mist. Das war seltsam. Ich hab also das Blut im Gras gesehen und bin vom Pferd gestiegen. Es war nicht frisch, aber auch nicht völlig trocken – vielleicht ein paar Stunden alt, vielleicht ein halber Tag.

Es war eine Blutspur. Aber nicht nur Tropfen, sondern so, wie wenn jemand den armen Kerl von der Straße schleift, damit ihn niemand findet. Scheiße, dachte ich. Das sieht nicht gut aus. Ich bin also der Spur gefolgt, durch die Büsche und auf eine größere Grasfläche. Da lag er dann. Wobei nicht lag – er hing an einen Fels gekettet, seine Arme ausgebreitet. Scheiße, ich weiß nicht einmal, ob es eine Frau oder ein Mann gewesen ist – er hatte keinen Kopf. Und sein Becken war ... es lag unter ihm, der ganze blutige Mist hing aus seinem zerteilten Oberkörper und überall waren seine verdammten Gedärme verteilt.

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Und weißt du was? Auf dem Felsen, an dem der arme Kerl hing, stand etwas. In weißer Farbe – „Siehst du mich?“ Und ich wusste sofort, damit wollte ich nichts zutun haben. Das war kein Überfall oder normaler Mord, das war etwas anderes. Rache, sagst du? Nein, nein. Das war auch keine Rache. Rache kann blutig sein, aber das hier hatte nichts damit zutun. Ich kann dir nur sagen, sei jeden Tag froh, dass du nicht an so einem Felsen hängst. So eine Art zu sterben wünsche ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind.

Der Mann und sein Pferd

Wir sind zu jung um zu sterben, sagst du? Ha, na das glaub‘ mal nicht. Erst letztens ist ein Typ vor meinen Augen umgekippt; er war so alt wie du. Naja, nicht einfach umgekippt – das Ganze war eigentlich ziemlich traurig.

Es war ein schöner Tag, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ich hatte gerade einen Hirsch erlegt und wollte mir ein hübsches Plätzchen für die Nacht suchen, da hörte ich jemanden. Ich bin in die Richtung geritten und siehe da, nach der nächsten Kurve stand er dort: Hinter seinem Pferd; hat sich gerade den Huf angesehen, was dem Pferd natürlich nicht sehr gefallen hat. Ich bin also hin und hab gefragt, ob ich ihm helfen kann – Gentleman, der ich bin, ha! – aber hey, ich hatte einfach Mitleid. Hätt‘ ich bloß nichts gesagt.

Der Typ ließ das Pferd los und nickte, er war echt erleichtert, der arme Kerl. Ich wollte schon absteigen, da hat sich das Vieh plötzlich dermaßen erschreckt – und hat den Kerl getreten, mit den Hinterhufen direkt in den Kopf. Scheiße bin ich zusammengezuckt. Und er? Er war tot, einfach so. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich meine ... die suchen mich drüben in Strawberry schon; lange Geschichte. Und ich hatte keine Lust, noch einen ranzukriegen, also hab ich mir ihn genommen und ins Gebüsch geschleppt und das war's. Das Pferd war schon über alle Berge, aber der Kerl... er ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Der hockt da so, schaut sich sein verdammtes Pferd an und plötzlich geht er drauf. Scheiße, oder?

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Die kleine Kirche

Du willst den wirklich harten Tobak hören? Bist du sicher? Na, wenn du dann mal keine Albträume bekommst – okay, schon klar, gut. Also, das was ich dir jetzt erzähle ist nicht blutig oder schrecklich, aber ich sag dir – ich hab in meinem Leben nichts merkwürdiges erlebt.  Ich war in... ah Mist, wo war das nochmal? Bayou Nwa, genau. Gleich in der Nähe von diesem See, ich glaub‘ sie nennen ihn Lagras in der Gegend.

Ich war auf der Jagd. Wollte ein paar Felle in der nächstgelegenen Stadt verkaufen; war'n ruhiger Tag. Das Ding ist – ich hab über die Gegend schon so manche Geschichten gehört. Seltsame Sachen, wenn du mich fragst. Manch einer will dort Dinge gesehen haben – was für Dinge? Naja, das ist die Sache. Klingt alles irgendwie nach Gruselgeschichten, die Kinder bei ihren Großeltern aufgeschnappt haben. Aber wenn du sowas dann von einem alten Farmer hörst, fragst du dich auch, was da eigentlich los ist. Klar, vielleicht sind die Leute da auch nur verrückt – keine Ahnung, aber zu meiner Geschichte.

Hier, nimm dir ein Stück von dem gebratenen Hasen. Das wirst du für diese Story brauchen.

Ich war im Wald. Hatte gerade die Fährte von ein paar Rehen aufgenommen, da sehe ich – mitten zwischen den Bäumen! – ein kleines Haus. Nichts ungewöhnliches, aber irgendetwas fühlte sich seltsam an. Weißt du? Jetzt lach‘ nicht, aber ich hatte eine Gänsehaut. Lag vielleicht auch an den Märchen, die die Leute erzählen ... ich bin also zu dem Haus geritten, hab‘ meine Stute angebunden und wollte mir ansehen, was diese Hütte hier soll.

Es war eine Art Kirche. Mitten im Wald, fragst du? Ja, das dachte ich damals auch. Und je näher ich kam, desto sicherer war ich mir, hier stimmt etwas nicht. Ich konnte den Finger nicht darauf lege, ich sag's dir. Dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen – das Ding war klein. Ich meine, winzig. Wie ein Kinderhaus, aber das haben keine Kinder gebaut. Ich musste durch die Eingangstür kriechen – und drinnen war alles noch kleiner. Aber auch die Kerzen, weißt du? Die Bücher, das verdammte Kreuz sogar! Wer macht sowas? Und für wen? Mitten in diesem verfluchten Wald.

Aber weißt du was? Wenn ich etwas hier draußen gelernt habe, dann dass alles möglich ist. Und dass es Dinge da draußen gibt, die kannst du dir einfach nicht erklären. So einfach ist das.

Das Ding aus dem Himmel

Du hast was gesehen? Hey, jetzt komm‘ zurück zum Feuer. Hast wohl Angst bekommen nach meinen Geschichten, he? Das war nur ein Hase oder eine Schlange, wenn wir besonderes Glück haben. Ja, komm jetzt her. Oder willst du nicht hören, wie ich eine ganze Familie tot in einem Haus gefunden habe? Wusste ich doch, dass dich das interessieren würde.

Hier, nimm dir noch einen Schnaps. Den hab ich nach dieser Story auch gebraucht, glaub mir. Also – ganze Familie tot. Das ist nichts ungewöhnliches; s'ist nicht schön, aber ich hab schon viele Leichen gesehen, das ist ja wohl sicher. Aber dieses Mal ging es um die Art, wie sie gestorben waren und ... okay, warte, ich fange von vorne an:

Es war ein Gemetzel – alle tot. Vater, Mutter, Kinder. Keine Ahnung, wie viele Personen es waren, ich konnte die Körperteile nicht mehr richtig zuordnen. Das Haus stand auf einem Hügel, sah gut und normal von außen aus. Ein bisschen klein, aber nicht wie die Kirche – nagut, also. Da war ein Loch im Boden, und es hat gedampft. Als wäre da unten ein Feuer, aber da lag nur ein dicker, fetter Felsbrocken. Und weißt du was? Über dem Loch war noch ein fetter Krater im Dach. Das Ding ist durch das Dach mitten in die Hütte geknallt! Woher, frage ich mich also? Wie soll da ein riesiger Stein landen? Es gab keine Gipfel in der Umgebung; dieses Ding muss direkt aus dem Himmel geschossen sein. Mitten in diese kleine, traute Familie.

Falls es einen Gott gibt, will ich nicht wissen, was sie getan haben, um sich mit ihm anzulegen.

Der Geist

Ein was – ein Metorit? Meteorit? Du willst mir sagen, da ist ein Ding aus den Sternen gefallen? Na, wie auch immer – willst du mal was richtig verrücktes hören? Ich wette, dafür hast du keine oberschlaue Erklärung parat.

Also. Sag mal, glaubst du an Geister? Oh ja, das hier ist eine Geistergeschichte. Und ich sag's gleich vorweg – ich glaube nicht an Geister; ich glaube an Mistkerle, Unglück und ja, vielleicht auch daran, dass wir uns nicht alles erklären können. Aber Geister sind was für Kinder und Verrückte. Dachte ich.

Bis ich einen gesehen habe. Es war mitten in der Nacht, in diesem riesigen Sumpfgebiet um Bayou herum. Komisch, das dort so viel Mist passiert, was? Ich konnte nicht schlafen, das war's – ich hatte mein Camp nicht sehr viel weiter weg aufgebaut, aber ich konnte kein Auge zumachen. Also habe ich mir gedacht, ein kurzer Spaziergang würde mir gut tun. Es war nicht sehr erheiternd in dieser Nacht – ein dicker Nebel lag über dem Wald, es war kalt und feucht. Ich hab ein bisschen gefroren, hatte nicht gedacht, dass es so kühl werden würde – es war Juli, daran erinnere ich mich noch.

Dann habe ich etwas gehört. Ein Wildschwein, dachte ich sofort – oder ein Bär und meine Hand lag schon am Holster meiner Pistole, aber da habe ich sie gesehen. Eine Frau, ziemlich weit weg im Wald; aber sie war dort. Was macht eine Frau hier mitten im Wald, dachte ich und hab‘ ihr zugerufen – Hey Miss, brauchen sie Hilfe?

Sie hat geantwortet. Wirres Zeug, und es war erst zu leise, deswegen bin ich näher gelaufen, damit ich es verstehen kann – es ging um eine andere Frau, und dieser eine Satz ist mir im Gedächtnis geblieben: Sie hat dich niemals geliebt. Niemals. Ich sag‘ dir, hier am warmen Feuer klingt das vielleicht lustig, aber damals ... mir ist das Herz in die Hose gefallen. Und es wird noch schlimmer: Ich wollte zu ihr gehen, denn ich hab mir gesagt: Arthur, das ist nur eine Frau, die deine Hilfe braucht.

Sie war so verdammt blass. Und sie stand da einfach und hat mich angesehen, immer wieder dieses Niemals, Niemals! auf den Lippen. Irgendwann hab ich mich zusammengerissen und bin ohne zu stoppen zu ihr gelaufen. Ich hab nicht weggesehen, hatte sie die ganze Zeit im Blick und dann, als ich gerade so ihr Gesicht erkennen konnte war sie weg. Einfach so.

Mir ist ein so dicker Schauer über den Rücken gelaufen, dass mir direkt übel wurde. Das war nur ein Traum, Arthur, ein Hirngespinst, habe ich mir gesagt. War es das? Wahrscheinlich. Ja ... wahrscheinlich.

Oh verdammt, bilde ich mir das nur ein, oder wird es gerade heller? Haben wir die ganze Nacht geredet? Es kommt mir fast so vor, als wäre höchstens eine Stunde vergangen ... wie auch immer. Ich muss jetzt weiter, zurück in mein Camp; Dutch wird mich umbringen, wenn ich noch später aufkreuze. Pass auf dich auf. Oh, und merk‘ dir eines – meide den Bayou-Sumpf bei Nacht. Geh einfach nicht nachts dorthin. Gut? Gut. Wir sehen uns sicher wieder. Bis dahin!

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