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We Happy Few im Test: Eine Freude für Wenige


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We Happy Few entführt dich ins dystopische London der 60er Jahre. Hier nehmen die Menschen Drogen, um die Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg zu verdrängen. Nichts ist, wie es scheint. Doch was ist mit dem Spiel selbst – Ist es womöglich auch mehr Schein als Sein?

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Viele könnten meinen, dass Gamer die Herausforderung lieben. Nun, ich gehöre zumindest nicht dazu. Ich mag es, wenn mich ein Spiel an die Hand nimmt und mir das Gefühl vermittelt, die Kontrolle über das Geschehen zu haben. Vermutlich habe ich mich aus diesem Grund bisher noch nie an ein Survival-Spiel herangewagt.

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Allein die Vorstellung, auf mich allein gestellt zu sein und mir das gesamte Spielprinzip selbst erklären zu müssen, löst bei mir Demotivation aus. Nenn es ruhig Bequemlichkeit. Ich nenne es „Ich habe genug Herausforderungen im wahren Leben, da brauche ich nicht noch welche im Spiel“.

Mit Freude ist alles viel schöner – denkst du.

Daher bin ich umso mehr von mir überrascht, dass mich We Happy Few – ausgerechnet ein Survival-Spiel – bei seiner Ankündigung vor drei Jahren so gepackt hat. Im Laufe der Jahre habe ich das Spiel nicht aus den Augen verloren und mir hin und wieder ein paar Let's Plays während des Early Access dazu angeschaut.

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Als es schließlich hieß, das Spiel würde auf die Konsolen erscheinen, erklärte ich mich dann doch bereit, dem Survival-Genre eine Chance zu geben. Wobei, von Survival-Spiel können wir bei We Happy Few inzwischen nicht mehr sprechen. Das Gameplay wurde umgewälzt und gleicht nun eher einem Action-Adventure. Das kommt mir ja nur zugute!

Zur Einstimmung kannst du dir nochmal den Trailer um Spiel anschauen.

We Happy Few ABC Trailer

Überleben für Anfänger

Die Entwickler sagen selbst, dass sich die Mechnik von einem Hardcore-Survival zu einem Softcore-Survival gewandelt hat und deutlich mehr Fokus auf die Story gelegt wurde. Also perfekt für Anfänger wie mich! Essen, Trinken oder Schlafen sind jetzt nur noch optionale Bedürfnisse, die es zu stillen gilt. Tust du das, erhältst du Vorteile in Form von Gesundheits- oder Ausdauerschüben. Vereinfacht wird das Gameplay zusätzlich noch mithilfe eines Markers, der dir durchgängig den Weg durchs Spiel zeigt. Mehr „an die Hand nehmen“ geht also wirklich nicht, einfach herrlich!

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Bestraft wirst du vom Spiel dafür aber, wenn du deine „Freude“ nicht nimmst – wenn auch nur bedingt. Die Einnahme der Drogen-Kapseln wirkt sich vor allem auf deine Wahrnehmung aus. Unter Freude-Einfluss sieht die Welt um dich viel bunter und freundlicher aus, du kannst problemlos Barrieren durchqueren und niemand schöpft großen Verdacht. Allerdings ist die Freude relativ schnell aufgebraucht, wenn du sie nicht wieder auffüllst, läufst du Gefahr einen Entzug zu erleiden. Das hat zur Folge, dass du von den Bewohnern schief angeguckt und im schlimmsten Fall sogar angegriffen wirst.

In We Happy Few geht es um Drogen. In diesen Spielen um Sex, Gewalt und mehr:

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Aus diesem Grund habe ich am Anfang die meiste Zeit damit verbracht, von einer Freudekabine zur anderen zu laufen – rennen ist ja nicht erlaubt, was echt ziemlich nervig ist – weil ich Paranoia hatte, dass mich sonst an der nächsten Ecke wieder jemand angreift. Später habe ich aber festgestellt, dass ich nicht zwingend mit Freude vollgepumpt sein muss, um sorgenfrei durch die Stadt zu laufen – vorausgesetzt ich leide nicht an Freude-Entzug. Das ist zugegeben ein wenig inkonsequent.

Viel schlimmer ist es aber, wenn du nicht dem Bezirk entsprechend gekleidet bist. Ich habe einmal vergessen mich umzuziehen und bin dann mit einem Latex-Catsuit (frag nicht, spiel es einfach selbst) durch die Stadt gelaufen. Die Stadtbewohner waren entsprechend empört.

Soso, das hat es also mit dem Gummi-Catsuit auf sich ...

Apropos Stadt und ihre Bewohner. Die Welt in We Happy Few ist ja zum größten Teil prozedurall generiert, was bedeutet, dass du nicht selten auf die immergleichen Personen triffst und durch die immergleichen Straßen läufst. Ich werde an der Stelle lieber nicht aufzählen, wie oft ich mich schon verlaufen habe und immer wieder auf der Karte nachschauen musste, wo ich denn nun eigentlich bin. Das erschwert zudem auch die Suche nach bestimmten Crafting-Items, weil du irgendwann den Überblick darüber verlierst, in welchem Haus du schon warst und in welchem noch nicht. Ziemlicher Zeitfresser.

Die drei Musketiere

Im Vergleich zum Early Access, hat die finale Version von We Happy Few nun sogar eine Kampagne. Hier wird die Geschichte aus der Sicht von gleich drei Charakteren erzählt. Statt zwischen Arthur, Sally und Ollie manuell hin- und her zu wechseln, bist du gezwungen, den Part jedes einzelnen Charakters in einem Stück durchzuspielen und erst danach mit dem nächsten zu beginnen. Das macht das Gameplay sehr linear und anfällig auf Wiederholungen in der Story.

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Arthur, Sally und Ollie unterscheiden sich nicht nur optisch voneinander, ihnen werden auch unterschiedliche Stärken und Schwächen zuteil. Arthur ist beispielsweise nicht so kräftig wie Ollie, kann im Gegenzug aber schneller laufen. Charakterzüge wie „englisch“ oder „charmant“ sollen den einzelnen Figuren vermutlich Tiefe verleihen, da sie aber nur stellenweise im Spiel zum Ausdruck gebracht werden, wirken die Charaktere letzten Endes doch recht oberflächlich.

Sally, Arthur und Ollie mögen detailliert geschrieben sein, wirken im Spiel letztendlich doch nur oberflächlich.

Nach jeder abgeschlossenen Quest erhältst du Punkte, die du im Skill-Tree gegen weitere Fähigkeiten austauschen kannst, die das Gameplay erleichtern sollen. Da das Spiel - zumindest auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe - ohnehin wenig herausfordernd ist, fallen die Verbesserungen durch die besagten „Upgrades“ kaum auf.

„Welche traumatischen Erinnerungen versuchen die Menschen in Wellington Wells zu verdrängen?“, „Warum sträuben sich ausgerechnet Arthur, Sally und Ollie dagegen, ihre Freude zu nehmen?“ und „Warum gibt es im Spiel keine Kinder?“ Für diese und weitere Fragen hält das Spiel Antworten bereit, die es dir mit der Zeit in Form von Kritzeleien an Wänden, Tagebucheinträgen oder Aussagen der Spielfiguren häppchenweise liefert. Nichtsdestotrotz dauert es nicht lange, bis du das Geheimnis um Welligton Wells gelöst hast und da es keinen wirklichen Wendepunkt gibt, kann die Auflösung den einen oder anderen durchaus ein wenig enttäuschen.

Nicht nach Lachen zumute

Auch wenn es sich in We Happy Few alles um die Freunde dreht, muss ich doch noch auf einen weiteren, weniger freudigen Aspekt eingehen: Die Bugs. Da ich persönlich wenig empfindlich auf solche Dinge reagiere, habe ich die kleinen Makel anfangs gar nicht so stark wahrgenommen.

Das ist nur ein Beispiel zu den zahlreichen Bugs und Glitches.

Ich hatte stets die Aussage der Entwickler im Kopf „Im Spiel dreht sich alles um Erinnerung und Verleugnung. Nicht alles was du siehst, muss zwangsläufig real sein.“ Aus der Perspektive gesehen, wirken die Bugs und Glitches dann schon wieder sympathisch, weil ich mir einreden konnte, dass ich die schwebende Person über dem Schreibtisch dort nur sehe, weil ich unter Freude-Einfluss stehe.

Doch spätestens, als das Spiel zum vierten Mal in Folge mittendrin abgestürzt ist, fiel die rosarote Freude-Brille endgültig von meiner Nase. Ich habe das Spiel trotz seiner Fehler wirklich liebgewonnen, daher schmerzt es mich umso mehr, zu sagen, dass es in seinem gegenwärtigen Zustand keinesfalls die 70 Euro wert ist. Hinzu kommt, dass sich einige Bugs aus dem Early Access wiederfinden, die sicherlich vor dem Konsolen-Release gefixt werden konnten. Sehr schade!

Wo sind alle Kinder aus Wellington Wells hin? Diese Frage zieht sich durch das ganze Spiel.

Der einzige Lichtblick, der mich zum Weiterspielen motiviert hat war die Story. We Happy Few schaffte es, mich trotz der Makel in seine wundersame Welt zu entführen und die Geheimnisse um das kinderlose Wellington Wells zu ergründen. Ist das Mysterium aber erst einmal gelöst, schwindet zunehmend auch die Motivation, das Spiel weiterzuspielen.

Mein Fazit zu We Happy Few

We Happy Few verfolgt nicht nur den Leitsatz „Mehr Schein als Sein“, es lebt auch danach. Das Spiel besitzt zwar viele gute Ansätze, zieht aber wenige davon konsequent durch. Die Stärken liegen in der außergewöhnlichen Story und den sympatisch geschriebenen Charakteren. Wenn du aber ein anspruchsvolles Survival-Spiel suchst, bist du bei We Happy Few an der falschen Adresse.

Wird dir gefallen, wenn du wie ich eher an einer guten Story als einem ausgereiften Gameplay interessiert bist und bisher wenig Berührungspunkte mit dem Survival-Genre hattest.

Wird dir nicht gefallen, wenn du auf Herausforderungen stehst und Bugs bei dir Augenkrebs verursachen.

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