Wer noch nie ein Yakuza-Spiel in den Händen hielt, sollte logischerweise nicht mit dem finalen sechsten Serienteil einsteigen, oder? Doch, denn Yakuza 6: Das Lied des Lebens schafft es, auch komplette Neueinsteiger zu begeistern.
Mit Yakuza 6: Das Lied des Lebens erscheint der finale Teil des japanischen Mafia-Epos nun endlich auch in Deutschland und beendet damit eine Erzählung, die bereits 2005 auf der PlayStation 2 begann.
Heißt das, dass du erst dreizehn Jahre Videospielgeschichte nachholen musst, bis du auch nur eine Chance hast, den Geschehnissen aus Yakuza 6 zu folgen? Ganz und gar nicht, denn Yakuza 6 schafft es, dir zu Beginn des Spiels das nötige Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, um der fantastischen Story folgen zu können. Das gelingt vor allem, da sich die Zusammenfassung fast ausschließlich auf Protagonist Kiryu und seine Ziehtochter Haruka konzentriert und die komplizierten Machenschaften der kriminellen Unterwelt außen vor lässt. Denn mit denen möchte Kiryu zu Beginn des Spiels praktischerweise nichts mehr zu tun haben.
Vom Verbrecher zum Babysitter
Sowohl Kiryu als auch Haruka haben ihr altes Leben an den Nagel gehängt. Haruka verzichtet auf ihre Karriere als Pop-Sternchen, während Kiryu die Arbeit als Yakuza hinter sich lässt. Einer glücklichen Zukunft ohne Zwischenfälle steht also nichts mehr im Weg. Zumindest fast nichts, denn bevor Kiryu seiner kriminellen Vergangenheit vollends den Rücken kehren kann, muss er vier Jahre im Gefängnis absitzen.
Als er schließlich entlassen wird, fehlt von Haruka jede Spur. Seine Suche führt ihn zurück nach Komurocho, eben jenem Stadtteil von Tokio, der Kiryus Yakuza-Vergangenheit so stark geprägt hat. Schließlich die schockierende Entdeckung: Haruka hatte einen Verkehrsunfall und liegt im Koma. Allerdings war nicht nur sie in den Unfall verwickelt, sie versuchte, währenddessen ein anderes, viel jüngeres Leben zu beschützen: Das ihres einjährigen Sohnes Haruto.
Wer der Vater des unerwarteten Nachwuchses ist, das weiß niemand. Mit Haruka im Koma nimmt sich schließlich Kiryu des Sprösslings an und versucht, dem Ursprung des rätselhaften Kindes auf die Schliche zu kommen. Die Spur führt nach Onomichi, einem Teil der Küstenstadt Hiroshima. Obwohl Kiryu die Yakuza mehre hundert Kilometer hinter sich gelassen hat, wäre Yakuza 6 ein sehr kurzes Spiel, würde ihn seine Vergangenheit nicht doch wieder einholen.
Fäuste und Fähigkeiten
Sich mit seiner Yakuza-Vergangenheit auseinanderzusetzen, bedeutet in Kiryus Fall vor allem, jede Menge Kiefer zu brechen. Anders als in GTA sind Schusswaffen eine Ausnahme, stattdessen wird konsequent auf Nahkampf gesetzt. So spielt sich Yakuza über weite Strecken fast wie ein Prügelspiel im Stile eines Street Fighter, inklusive erlernbarer Kombos. Zum virtuosen Controller-Spezialisten musst du aber nicht werden, solange du dich nicht am höchsten der drei Schwierigkeitsgrade versuchst.
Mit jedem gewonnen Kampf, aber auch mit jeder Mahlzeit und jeder erfolgreichen Quest sammelst du Erfahrungspunkte, mit denen nicht nur deine primären Attribute wie Gesundheit und Angriff gestärkt werden, sondern du auch zahlreiche Bonus-Fähigkeiten freischaltest. Später kannst du länger sprinten, Mahlzeiten spendieren mehr Erfahrung und auch deine Flirt-Skills lassen sich erhöhen. Dazu aber später mehr.
Wer es lieber rau mag, der investiert in zusätzliche Kombos für den Nahkampf oder optimiert seinen Hitzepegel. Dieser füllt sich im Laufe eines Kampfes und erlaubt es Kiryu, in einen Rage-Modus zu verfallen, der in der Regel kurzen Prozess mit Gegnern aller Art macht. Sich ein in der Nähe stehendes Motorrad zu schnappen und es dem Gegner um die Ohren zu hauen, ist in diesem Zustand keine große Herausforderung mehr.
Wertung
“Ein gelungenes Serienfinale, das nicht nur mit einer packenden Story, sondern auch einer extrem detaillierten offenen Welt überzeugt. Auch für Neueinsteiger geeignet.”